Bankenbeben im Aargau: NAB verschwindet ++ CEO tritt zurück ++ Filialnetz wird halbiert

Im Aargau endet eine über 200-jährige Firmengeschichte. Die Wurzeln der NAB reichen bis ins Jahr 1812 zurück, ihre heutige Dimension erreichte sie aber erst in den 1990er-Jahren durch den Zusammenschluss mehrerer Gewerbebanken. 1994 wurde die NAB von der Zürcher Grossbank Credit Suisse übernommen, doch diese betonte stets, die Neue Aargauer Bank habe im Konzern als eigene Einheit mit eigener Marke eine Sonderstellung.

Damit ist es jetzt vorbei. Die CS verbreitete heute Morgen ein Communiqué mit dem Titel: «Credit Suisse positioniert Schweizer Geschäft für neue Anforderungen und weiteres Wachstum.» Darin verbirgt sich eine spektakuläre Nachricht. Nach längeren Ausführungen über die Digitalisierung des Bankgeschäfts und verändertes Kundenverhalten heisst es dann auf Seite 2 der Medienmitteilung:

Im Klartext: Die NAB verschwindet, sie wird Teil der Credit Suisse. Diese unterhält heute im Aargau vier eigene Filialen – in Aarau, Baden, Rheinfelden und Zofingen. Gemäss Informationen von CH Media ist geplant, die vier CS-Gebäude zu schliessen und dort die Geschäfte in den NAB-Gebäuden weiterzuführen – sie werden in «Credit Suisse» umfirmiert.

Im Aargau verschwinden 4 CS- und 14 NAB-Filialen

Von den heute 26 NAB-Filialen bleiben nur 12 übrig, 14 Niederlassungen werden geschlossen. Welche, das ist beschlossene Sache, wird zurzeit aber noch nicht bekanntgegeben. Die CS teilt dazu mit: «Auch nach dem Zusammenschluss soll im Kanton Aargau mit insgesamt 12 Filialen ein breites Geschäftsstellennetz erhalten bleiben. Für die Kundinnen und Kunden der NAB ergeben sich bis auf Weiteres keinerlei Änderungen. Ihre Bankbeziehung wird nach erfolgter Zusammenführung der beiden Institute automatisch auf die Credit Suisse übertragen.»

Die NAB-Filiale in Baden bleibt erhalten, wird aber zur CS.

Die NAB-Filiale in Baden bleibt erhalten, wird aber zur CS.

© Alex Spichale / BAD

Was heisst das für die Mitarbeiter der NAB? Diese hat aktuell 530 Vollzeitstellen. Im Communiqué fehlen Angaben dazu, wie viele Jobs abgebaut werden. Dass es zu einem Abbau kommt, ist aber «unvermeidlich», heisst es darin. Ein Sozialplan stehe zur Verfügung. «Oberstes Ziel ist es, dass möglichst alle von einem Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden eine interne oder externe Weiterbeschäftigung finden», schreibt die CS.

Einsparungen von 100 Millionen Franken pro Jahr

Die CS beziffert die Einsparungen auf rund 100 Millionen Franken pro Jahr. Wie viel davon auf den Aargau entfällt, wird nicht spezifiziert, doch es dürften rund 50 Millionen sein. Denn die CS schliesst landesweit 37 Filialen (es bleiben von bisher 146 noch 109 übrig), das heisst, die Hälfte der Schliessungen betrifft den Aargau. Wahrscheinlich dürfte auch etwa die Hälfte des Stellenabbaus auf diesen Kanton entfallen. Eine einfache Modellrechnung zeigt eine Grössenordnung: 100 Millionen Franken Einsparungen – das hiesse bei Brutto-Lohnkosten von 200 000 Franken pro Mitarbeiter rund 500 Stellen weniger. Allerdings gibt es auch Einsparungen bei Liegenschafts- und Sachkosten.

 
CS-Schweiz-Chef André Helfenstein will 100 Millionen Franken einsparen.

CS-Schweiz-Chef André Helfenstein will 100 Millionen Franken einsparen. © HO

Klar ist, dass NAB-Chef Roland Herrmann seinen Job los ist. Er wird im Communiqué von CS-Schweiz-Chef André Helfenstein mit viel Lob verabschiedet:

Herrmann hinterlasse eine gut aufgestellte und erfolgreiche Bank, heisst es weiter. Der bisherige NAB-Chef selbst wird in der Mitteilung nicht zitiert. Offenbar, so erfuhr die CH-Media-Redaktion, hat er Hand geboten zu dieser Lösung und wird weiterhin für die CS tätig sein, um die Integration zu begleiten.

Zentralschweiz-Chef der CS wird interimistischer CEO

Interimistischer CEO aber wird ein anderer: Roger Suter, der zurzeit die Region Zentralschweiz der Credit Suisse leitet. Er ist bei der NAB kein Unbekannter, arbeitete er doch rund sechs Jahre für sie. Suter wird nach vollendeter Integration wieder in die Zentralschweiz zurückkehren.

Roberto Belci trägt künftig die Verantwortung für die Gesamtregion Aargau.

Roberto Belci trägt künftig die Verantwortung für die Gesamtregion Aargau.

© Sandra Ardizzone / AGR

Es steht auch bereits fest, wer die neu gebildete Region Aargau innerhalb der Credit Suisse leiten wird. Es sind zwei bisherige NAB-Manager. Roberto Belci leitet künftig das Private Banking und trägt die Verantwortung für die Gesamtregion Aargau. Er ist zurzeit Leiter Private Banking-, Privat- und Firmenkundengeschäft und Mitglied der Geschäftsleitung der NAB. Robin Wasser führt neu das KMU-Geschäft. Er ist aktuell Regionenleiter Zofingen der NAB.

Die NAB-Integration ist Teil eines grösseren Umbauprogramms bei der CS. Das Ziel sei, das Geschäft zu vereinfachen, sich effizienter zu organisieren sowie gleichzeitig Investitionen für weiteres Wachstum zu ermöglichen, teilt die Grossbank mit. Dass die NAB ihre Eigenständigkeit verliere, hänge mit den veränderten Kundenbedürfnisse und dem digitalen Wandel zusammen. Im Herbst, so kündigt die Bank an, werde ein neues digitales Angebot lanciert.