
Bedrohte Direktverbindungen im Aargau: Regierung will sich wehren
Aufgeschreckt durch Berichte über den drohenden Wegfall von Direktverbindungen etwa von Baden nach Bern mit dem Bahnausbauschritt «Step 2030/35» reichten im Dezember mehrere Grossräte eine Motion ein.
Marianne Binder-Keller (CVP, Sprecherin), Herbert Strebel (CVP) und Hans-Ruedi Hottiger (parteilos) fordern die Regierung «zwingend auf», Druck auf den Bund auszuüben. Man dürfe keine Verschlechterungen für den Aargau und dessen Einwohnerschaft akzeptieren.
Die Motionäre fordern: «Insbesondere bedeutet dies auch keinen Verzicht auf die bisherigen wichtigen Direktverbindungen.»
Eingabe auf Basis Neubaustrecke
Jetzt liegt die Antwort des Regierungsrats vor. Dieser geht trotz den jüngsten Ausbauten davon aus, dass auf den Hauptachsen im Kanton aufgrund steigender Nachfrage Kapazitätsengpässe bestehen.
Bereits Ende 2014 hat die Planungsregion Nordwestschweiz, zu der auch der Aargau gehört, beim Bund ihre Angebotsvorstellungen für den Ausbauschritt 2030/35 eingegeben.
Das eingereichte Konzept sah diverse Angebotsverdichtungen zum Viertelstundentakt sowie attraktive Direktverbindungen vor. Dieses Konzept sei auf der Basis einer Neubaustrecke im Mittelland entwickelt worden, so die Regierung.
Es sei auch nur damit umsetzbar. Im Herbst 2017 dann hat der Bund die Vernehmlassung zum Ausbauschritt 2030/35 eröffnet . «Obwohl der Nutzen einer Neubaustrecke zwischen Aarau und Zürich durch den Bund als äusserst gut eingestuft wurde», wie der Regierungsrat betont, «wird auf eine Realisierung schon 2030/35 aufgrund der hohen Kosten verzichtet».
Der Bund will stattdessen im Mittelland die Kapazität mit einer sogenannten Systematisierung steigern.» Aus Sicht der Regierung ist eine Kapazitätssteigerung notwendig, damit die steigende Nachfrage bewältigt werden kann. «Die Strecke zwischen Olten, Aarau und Zürich gehört zu den Strecken mit den gesamtschweizerisch grössten Kapazitätsengpässen bis ins Jahr 2030», hält sie fest.
Einsatz für Direktverbindungen
Aufgrund der Angebotsverdichtungen seien bis zur Realisierung einer Neubaustrecke Aarau–Zürich grössere strukturelle Anpassungen des Angebots notwendig. Durch die geplante Systematisierung können wesentlich mehr Züge auf einer Strecke verkehren, in dem alle Züge viertel- oder halbstündlich und immer an die gleichen Endpunkte verkehren.
Dadurch funktionieren zahlreiche Verbindungen häufiger beziehungsweise es entstehen teilweise halbstündliche Direktverbindungen. Dafür fallen gemäss den Planungen des Bundesamts für Verkehr (BAV) «einzelne Direktverbindungen, die heute nur stündlich angeboten werden, weg», schreibt die Regierung weiter.
Sie verspricht, sich gegen den Wegfall dieser Direktverbindungen zu wehren. Aus ihrer Sicht müssen zukünftig «mindestens qualitativ gleichwertige Bahnverbindungen» angeboten werden.
Da die genauen Auswirkungen der Systematisierung heute noch nicht geklärt seien, lehnt sie in ihrer Stellungnahme zum Ausbauschritt 2030/35 die Systematisierung zum jetzigen Zeitpunkt ab. Die Auswirkungen auf den Fahrplan seien vor einem definitiven Entscheid aufzuzeigen, fordert «Aarau».
Die Regierung akzeptiere die Systematisierung des Bahnverkehrs im Mittelland daher als Übergangslösung bis zur Realisierung einer Neubaustrecke Aarau– Zürich nur, «wenn die Qualität der Verbindungen erhalten bleibt und die Realisierung einer solchen Tunnelvariante unverzüglich vorangetrieben wird».