«Bewahren Sie uns vor dem Kollaps»: Kanton und Spitäler lancieren eine Kampagne

Die Lage sei stabil, es bestehe keine Notsituation im Kanton Aargau. Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati und Kantonsärztin Yvonne Hummel klangen am Montag alles andere als alarmiert. Heute Donnerstag dann meldete der Kanton 503 neue Coronafälle für den Vortag. Seit Beginn der Pandemie sind noch nie so viele Neuansteckungen an einem einzigen Tag registriert worden. Der bisherige Negativ-Rekord von 495 neuen Fällen war am 4. November. Am Mittwoch vor einer Woche wurden im Aargau «nur» 364 Neuansteckungen registriert.

Die zweite Welle der Pandemie treffe alle stärker als erwartet, schreibt die Vaka, der Verband der Aargauer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen, in einer Mitteilung. Die Situation sei angespannt, das Gesundheitspersonal «stark belastet» und ein grosser Teil der Bevölkerung auch. Auch das Kantonsspital Aarau (KSA) findet in einer Mitteilung deutliche Worte: «Die Fallzahlen im Kanton dürfen nicht weiter steigen, sonst droht eine Überlastung des Systems.»

Die Lage im Spital sei «ernst» und darüber müsse die Bevölkerung aufgeklärt und zudem an die geltenden Coronamassnahmen erinnert werden.

Zweite Welle hält an

Damit die Situation nicht ausser Kontrolle gerate, müssten die Schutzmassnahmen von allen konsequent eingehalten werden, schreibt die Vaka. Um die Bevölkerung – insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Festtage – aufzurütteln, haben die Vaka und der Kanton gemeinsam eine Kampagne lanciert. Die sieben Sujets zeigen Aargauer Gesundheitspersonal in unterschiedlichen Situationen. Die Frauen und Männer tragen gelbe oder blaue Schutzanzüge, Schutzbrillen und Mundschutz. 

Corona-Kampagne des Kantons Aargau und der Aargauer Spitäler: «Bewahren Sie uns vor dem Kollaps»

Corona-Kampagne des Kantons Aargau und der Aargauer Spitäler: «Bewahren Sie uns vor dem Kollaps» © zvg

Die zweite Welle halte nun seit über zwei Monaten mit konstant hohen Fallzahlen und einer hohen Bettenbelegung auf der Normal- und Intensivstation an, schreibt das KSA. Am Mittwoch wurden im Aargau 170 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten in den Spitälern behandelt. 28 von ihnen lagen auf einer Intensivstation.

Hirslanden musste wegen Personalausfällen Intensivbetten stilllegen

Das braucht Ressourcen. Am KSA müssten täglich rund 80 Pflegefachkräfte aus Normalstationen auf Covid-Stationen oder der Intensivstation aushelfen, schreibt das Spital. Rund 10 bis 15 Personen, die bei Normalbetrieb in der Anästhesiepflege und OP-Bereich arbeiteten, stünden rund um die Uhr auf den Intensivstationen im Sondereinsatz.

Dazu komme eine «aktuell überdurchschnittlich hohe Ausfallquote». Am KSA fehlen krankheitsbedingt wöchentlich zwischen 200 und 250 Mitarbeitende – 60 bis 80, weil sie sich mit Covid-19 angesteckt haben oder in Quarantäne sind. In der Hirslanden Klinik in Aarau hätten drei von zwölf Betten auf der Intensivstation stillgelegt werden müssen, wegen Personalausfällen wegen Quarantäne, sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati am Dienstag im Grossen Rat.