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Diese Windischer Kindergärtnerin kennt den wahren Unterschied zwischen dem Samichlaus und dem Weihnachtsmann

«Die Samichlaus-Tradition begleitet mich schon lange», erzählt Anita Huber-Bubendorf bei sich zuhause in Windisch. Als Kind feierte sie den 6. Dezember mit ihren Eltern. In der Jungwacht-Blauring habe sie als Jugendliche Samichläuse vermittelt. Als Mutter dreier Töchter war sie auch privat immer beim Samichlaus zu Gast und als Kindergärtnerin feiert sie den Brauch jährlich mit ihrer Schülerschaft.

Die Grenzen zwischen den beiden Figuren verschwimmen

Im Kindergarten erlebe sie es oft, dass ihren Schülerinnen und Schüler der Brauch des Samichlaus gänzlich unbekannt ist. «Die Eltern geben jene Traditionen an ihre Kinder weiter, die sie selbst erlebten», meint Huber-Bubendorf. Da mittlerweile mehr verschiedene Kulturen in der Schweiz verbreitet seien, feiern viele zuhause in der Vorweihnachtszeit andere Bräuche.

«Es gibt keine richtigen und falschen Traditionen», betont die Kindergärtnerin an der Schule Villigen. Als Lehrperson für das Fach Deutsch als Zweitsprache (DAZ) lerne auch sie oftmals neue Feiertage und Gepflogenheiten aus anderen Kulturkreisen kennen. «Alles hat Platz.» Auffallend sei aber, dass immer mehr Kinder und auch Erwachsene den Unterschied zwischen dem Samichlaus und dem Weihnachtsmann nicht kennen.

Wo der Unterschied liegt

«Bei meinen DAZ-Schülerinnen und -Schülern ist die Verwirrung besonders gross», weiss Anita Huber-Bubendorf. Aber auch viele gebürtige Schweizerinnen und Schweizer könnten die beiden Figuren nicht auseinanderhalten. Oft begegnen die Kinder dem Samichlaus im Fernsehen oder in Geschäften. Für einige sei dies der erste Berührungspunkt mit der Tradition.

Der Samichlaus erscheint häufig in Begleitung von einem oder mehreren Schmutzli.

Genau dort entstehe die Verwirrung. Huber-Bubendorf, die in Villnachern aufwuchs, erklärt:

«Auf den Abbildungen und in den Filmen wird der Samichlaus manchmal genau wie der Weihnachtsmann dargestellt.»

Der Samichlaus trage nach der Legende des St.Nikolaus das Bischofsgewand oder einen langen Kapuzenmantel über ein weisses Gewand, das eine Kordel zusammenhält. «Er erscheint in Begleitung von einem Esel und vom Schmutzli. Den Kindern bringt er Nüssli, Schöggeli, Mandarindli, Guetzli, Lebkuchen und Gritibänze», so die 49-Jährige.

Die Erkennungsmerkmale des Weihnachtsmanns sind laut Huber-Bubendorf andere: «Er trägt eine Zipfelmütze, Hosen und einen breiten Gurt mit dicker Schnalle.» Der Weihnachtsmann reise fliegend in einem Schlitten mit Rentieren. «Er bringt in einigen Kulturen am 24. Dezember Geschenke für die Kinder durch den Kamin.»

Sie scheut sich nicht, beim Kundendienst anzurufen

«Die grossen Konzerne und die Medienwelt sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst oder tragen sie nicht», stellt Huber-Bubendorf fest. Sie spricht aus Erfahrung. Als Beispiel nennt sie ein Einrichtungshaus, das ein Ausmalbild des Weihnachtsmanns mit einem Sack prall gefüllt mit Päckchen unter dem Titel «De Samichlaus chunnt» an die jüngsten Kundinnen und Kunden verteilte. «Das geht gar nicht», meint Huber-Bubendorf.

Als sie dies beim Einkauf entdeckte, habe sie umgehend beim Kundendienst des Unternehmens angerufen und sei über mehrere Stationen an die verantwortliche Person gelangt. Sie erinnert sich:

Anita Huber-Bubendorf ist als Kindergärtnerin in Villigen tätig.

«Wir hatten ein ganz angenehmes Gespräch.»

Der Angestellten des Einrichtungshauses sei der Fehler gar nicht bewusst gewesen. «Sie kannte den Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Samichlaus selbst nicht.» Auch bei einem grossen Detailhändler habe sie nach dem Lebensmitteleinkauf die Dekoration angesprochen, die den Samichlaus mit einem Rentier abbildete.

Zudem tragen laut Huber-Bubendorf insbesondere jene eine grosse Verantwortung, die sich am 6. Dezember als Samichläuse ausgeben. «Wir brauchen keine vermeintlich coolen Samichläuse in Sneakers, die saloppe Sprüche klopfen», meint sie. In der Rolle des Samichlaus solle man sich an die Tradition halten. Die Windischerin fügt hinzu: «Für mich sind jene die wahren Samichläuse, welche sich richtig in die Figur reinversetzen.»

Der Samichlaus darf ganz einfach sein

Neben dem grösseren Verantwortungsbewusstsein wünscht sich Anita Huber-Bubendorf Mut von den Eltern, «die Einfachheit unserer Samichlaustradition zu vermitteln und zu leben». Diese stehen laut der Windischerin unter dem Druck der Medienwelt. «Alles muss mehr Action haben.» So werde der Samichlaus zunehmend amerikanisiert und dem Weihnachtsmann ähnlicher.

In Brugg wird ein Samichlaus-Hüsli für den 6. Dezember hergerichtet.

Für die Kindergärtnerin ist klar: «Die Kinder brauchen dieses Spektakel nicht.» Sie führt aus:

«Sie mögen den Samichlaus, auch, wenn er nicht fliegen kann.»

Vielmehr möge es für Kinder schwierig erscheinen, den Samichlaus als fair zu empfinden, «wenn er den einen ‹nur› Nüssli und Mandarindli bringt, währenddessen andere Geschenke bekommen».

Erziehungsberechtigte dürfen laut Huber-Bubendorf selbst entscheiden, wie sie den 6. Dezember mit der Familie feiern. Mit ihren drei Töchtern, die mittlerweile 13 bis 19 Jahre alt sind, haben die Eltern Huber-Bubendorf den Samichlaus jeweils im Wald und später das Samichlaushäuschen in Hausen besucht.

Ohne richtige Vermittlung sterben Bräuche aus

Zum Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Samichlaus hat die Kindergärtnerin schon Informationsblätter an die Eltern verteilt. Die Resonanz darauf sei stets positiv ausgefallen. Müde, ihre Energie in den Erhalt der Tradition zu stecken, ist sie nicht. Eltern, die mehr über den Samichlaus erfahren möchten, rät Huber-Bubendorf, Hilfsmittel wie Bilderbücher zu Rate zu ziehen oder in Gesprächen nachzufragen.

«Mir ist es wichtig, den Austausch über verschiedene Traditionen zu fördern», erklärt Anita Huber-Bubendorf. So würden sich auch die Nuancen des Samichlausbrauchs je nach Region unterscheiden. Die Windischerin meint:

«So gut ich kann, versuche ich Raum für alle Geschichten zu schaffen.»

Wichtig dabei sei es, Bilder in den Köpfen der Kinder entstehen zu lassen. «Kinder können unsere Bräuche nur mit der richtigen Vermittlung weiterleben», fasst sie zusammen. Ohne diese gingen die Traditionen verloren oder würden verändert. «Ich wünsche mir, dass wir stolz auf unsere schönen Bräuche sind.»