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Wie die reformierte Pfarrerin sich auf die Spuren der Verstorbenen macht – manchmal auch mit einem Knalleffekt

Corinne Dobler ist seit 15 Jahren reformierte Pfarrerin der Pfarrgemeinde Bremgarten-Mutschellen. Für sie gehört der Tod und das Abschiednehmen zum Alltag. Trotzdem ist auch für sie jede Trauerfeier immer wieder etwas Neues.

Sie versuche im Gespräch mit den Hinterbliebenen, sich an die Persönlichkeit des Verstorbenen heranzutasten und den Abschiedsgottesdienst möglichst so zu gestalten, dass er auch in seinem Sinne wird, erzählt sie.

Das ist nicht immer einfach. Oft wissen die Hinterbliebenen nicht, was sich der Verstorbene gewünscht hätte. Der Tod wird auch heute noch von vielen Menschen aus dem Alltag ausgeklammert. Dabei, so ist Corinne Dobler überzeugt, sei die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod wichtig. Sie sagt:

«Wir würden intensiver durch das Leben gehen, wenn wir uns unserer Sterblichkeit bewusster wären.»

Im Mittelpunkt stehen für sie aber die Hinterbliebenen. Dobler sagt: «Je authentischer die Angehörigen sind, desto berührender wird der Abschied.»

Wichtig ist für die Pfarrerin und ihr Team der reformierten Kirchgemeinde Bremgarten-Mutschellen, dass sie auch nach der Abdankungsfeier noch da sind für die Menschen und für ein Gespräch zur Verfügung stehen. Das unterscheidet sie denn auch von jenen Dienstleistern, die eine Trauerfeier ohne christlichen Hintergrund anbieten.

Ein Fingerzeig von oben?

Manche Verstorbene kannte sie zu Lebzeiten, andere wiederum nicht. Besonders bei jenen Menschen, die sie nicht kannte, sei das Gespräch mit den Angehörigen wichtig. Um sich während der Abdankungsfeier auf die Spur eines Lebens zu machen, müsse man nicht unbedingt einen Lebenslauf verlesen, ist sie überzeugt. Sie erzählt: «Ich habe einen Verstorbenen auch schon anhand von Gegenständen, die ihm wichtig waren, charakterisiert.»

Denn nicht alle Angehörigen möchten, dass das Leben minutiös nachgezeichnet wird. Manche wünschen, dass Scheidungen, uneheliche Kinder oder Schicksalsschläge nicht erwähnt werden. Das gelte es zu respektieren, findet sie, ist aber überzeugt, dass es eine heilsame Kraft haben könne, das Misslungene im Leben zur Sprache zu bringen und ihm Raum zu geben.

Einen wahren Knalleffekt erlebte Dobler einst während einer Abdankung für einen Verstorbenen, der mit Exit aus dem Leben schied. Sie erzählt: «Genau zu dem Zeitpunkt, als ich dies im Lebenslauf erwähnte, zerbarst eine Lampe mit lautem Knall.»

Gedanken zur eigenen Sterblichkeit

Das Pendant zur letzten Ölung der Katholiken ist für Menschen reformierten Glaubens die Segnung. Dobler arbeitet in einem Teilpensum für die Sozialwerke Pfarrer Sieber. Sie erzählt: «Menschen, die in diesen Institutionen leben, wünschen oft eine Segnung.»

Es sei für diese Sterbenden wichtig, einen Zuspruch zu erhalten und damit die Zusicherung, dass das Göttliche sie auch im Sterben begleite. Die Menschen, die ihr Leben unter schwierigsten Umständen meisterten, hätten oft grosse Ängste vor dem, was sie im Sterben erwartet, erzählt sie. Eine Segnung kann ihnen helfen, diese zu lindern oder gar zu nehmen.

Gedanken über ihren eigenen Tod hat sich die Mutter zweier Kinder schon gemacht. Eine genaue Vorstellung davon, wie sie verabschiedet werden möchte, hat sie aber nicht. Aber Hinweise dazu, was sie nicht möchte, habe sie schon einige angebracht, bestätigt sie lachend.