Brief an Regierungsrat Gallati: Aargauer Senioren sind gegen Altersguillotine für Hausärzte

Der Kanton Aargau denkt über eine Alterslimite für Hausärzte nach. Auf Anfrage dieser Zeitung blieb das Departement Gesundheit und Soziales Ende Dezember vage. Ab welchem Alter eine allfällige Altersguillotine zur Anwendung käme, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, sagte eine Sprecherin. Die Thematik werde aber sicher in die Überarbeitung der gesundheitspolitischen Gesamtplanung aufgenommen. Die Idee einer Alterslimite für Hausärzte kam bei Grossrätinnen und Grossräten verschiedenster Parteien nicht gut an. Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, findet das Alter als Kriterium ebenfalls falsch. Es gebe kein richtiges Alter, um einem Hausarzt die Berufsausübungsbewilligung zu entziehen.

Ist der bürokratische Aufwand gerechtfertigt?

Obwohl in dieser Sache noch nichts entschieden ist und eine Diskussion erst bevorsteht, erhalten die Kritiker bereits Unterstützung des Aargauischen Seniorenverbands. Der Dachverband mit rund 4000 Mitgliedern wehrt sich dezidiert gegen zusätzliche Regulierungen. Er findet die Einführung einer Altersguillotine für Hausärzte «äusserst gefährlich und nicht gerechtfertigt». Das schreibt der Verband diese Woche in einem Brief an Regierungsrat Jean- Pierre Gallati. Man sei «äusserst besorgt über das Ansinnen, umso mehr, als auch im Aargau grosse Probleme mit Nachfolgeregelungen in Hausarztpraxen bestehen». Es stelle sich zudem die Frage, ob sich der bürokratische Mehraufwand in Anbetracht der wenigen alten Hausärzte rechtfertige. Von den 598 praktizierenden Hausärzten im Aargau sind 23 Personen über 70 Jahre alt (knapp 4 Prozent) und 7 älter als 75 (1 Prozent).

Gute Grundversorgung statt alte Ärzte vergraulen

Der Verband liefert Gallati auch gleich Argumente gegen die Regulierung. So verfügten ältere Hausärzte in der Regel über einen grossen Erfahrungsschatz und hätten sehr oft ältere Patientinnen, «die sie über Jahre betreut haben und es besteht ein wertvolles Vertrauensverhältnis». Für ältere Personen sei es zudem oft schwierig, sich einem neuen, unbekannten Arzt anzuvertrauen. Gleichzeitig seien die Patientinnen und Patienten kritisch genug. «Sie beenden von sich aus die Konsultationen, falls ein Hausarzt seinen beruflichen Zenit überschritten hat», ist der Seniorenverband überzeugt.

Der Kanton Aargau müsse sich fragen, «ob es nicht sinnvoller wäre, der Bevölkerung eine gute gesundheitliche Grundversorgung zu gewährleisten, anstatt den älteren Hausärzten mit juristischen und administrativen Massnahmen die weitere Ausübung ihres Berufes zu vergraulen».