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Bundesasylzentrum: So viele Coronafälle gab es im ersten Betriebsjahr

In einer Notlage könne der Bund bis zu 550 Asylsuchende auf dem Waffenplatz unterbringen, hiess es in der ersten Ankündigung des Staatssekretariats für Migration (SEM) im Dezember 2016. Die Stadt Brugg konnte damals aushandeln, dass im Rahmen dieser Notfallplanung in einer ersten Phase nur maximal halb so viele Asylsuchende untergebracht würden.

In den militärischen Hallen (Bildmitte) auf dem Waffenplatz Brugg wurde das Bundesasylzentrum im Sommer 2020 eingerichtet.

Anfang Juni 2020 wurde klar, dass der Bund die militärischen Hallen als Bundesasylzentrum (BAZ) für maximal 230 Männer vorbereitet. Gemäss Asylgesetz können Anlagen und Bauten des Bundes ohne kantonale oder kommunale Bewilligungen für maximal drei Jahre genutzt werden. Im benachbarten Wohnquartier machte sich Verunsicherung breit. «Wenn die kommen, ist es fertig mit der Ruhe im Quartier», meinte ein Senior damals. Ein Mann mit Migrationshintergrund sagte:

«Ich mache mir Sorgen, dass sich vielleicht IS-Kämpfer unter den Asylsuchenden befinden.»

Und eine Frau forderte eine Anlaufstelle für die Quartierbevölkerung.

Aktuell sind es 55 Asylsuchende aus insgesamt 20 Nationen

Am 30. November 2020 war es dann soweit und die ersten 40 Asylbewerber wurden in den militärischen Hallen in Brugg erwartet. Das BAZ wurde in Sektoren unterteilt, um für Coronafälle und Quarantäneaufenthalte gewappnet zu sein. Zudem wurde eine Begleitgruppe ins Leben gerufen. Und für die Bevölkerung wurde eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet.

«Aktuell sind 55 Asylsuchende in der Unterkunft untergebracht», sagt SEM-Sprecher Reto Kormann. Sie stammen aus folgenden 20 Nationen: Somalia, Irak, Türkei, Afghanistan, Äthiopien, Nigeria, Kolumbien, Venezuela, Gambia, Angola, Tansania, Iran, Marokko, Georgien, China, Belarus, Armenien, Simbabwe, Ghana und Syrien.

Container für Betreuung und Dienstleistungen im Eingangsbereich des Bundesasylzentrums.

Die effektive Maximalbelegung im ersten Betriebsjahr belief sich laut SEM bis zum 30. September 2021 auf 29. Seit dem 1. Oktober können bis zu 59 Personen im BAZ Brugg untergebracht werden. Kormann erklärt: «Insgesamt gab es drei Coronafälle im ersten Jahr. Zwei davon traten gleichzeitig auf.»

In die Asylunterkunft in Brugg hat das SEM bisher über 700’000 Franken investiert. Seit dem vergangenen Sommer sind laut Reto Kormann verschiedene Bereiche verschönert worden mit Flaggen, Bildern im Innenraum, Sonnenschirmen und selbst gebauten Sitzbänken. «Auch ein kleiner Fitnessbereich wurde eingerichtet», ergänzt der SEM-Sprecher. «Aktuell werden verschiedene Wände gestrichen.»

Eine Rückmeldung wegen zu lauter Musik am Abend

Allgemein zusammengefasst teilt Reto Kormann zum BAZ in Brugg mit, dass Nachbarn, Polizei und andere Gruppen sehr wenig Probleme festgestellt haben. Zu erwähnen seien eine Rückmeldung wegen zu lauter Musik am Abend und Beschwerden von Anwohnern «über die Betriebsgeräusche der Wärmetauschelemente, welchen durch die Verschalung mit Dämmelementen Rechnung getragen wurde». In der Anfangszeit wurde der von Anwohnern verlangte Sichtschutz an den Fenstern angebracht und später auch die IT-Infrastruktur verbessert.

Im Schlafsaal in der umgenutzten Garage kann, um die Corona-Schutzmassnahmen einzuhalten, nur jedes zweite Bett genutzt werden.

Auf die Frage, ob in den kommenden Monaten mit einer höheren Belegung des BAZ Brugg zu rechnen sei, sagt Reto Kormann: «Grundsätzlich nein, denn die Belegung hängt stark mit der Entwicklung der Zahl der Asylgesuche in der Schweiz zusammen. Zudem müssen die Corona-Massnahmen eingehalten werden.»

Stadt Brugg zeigt Interesse an Einsatzprogramm für Männer

Der SEM-Sprecher weist ausserdem auf die positiven Rückmeldungen im Zusammenhang mit dem BAZ in Brugg hin. So hätten Anwohner zum Ausdruck gebracht, dass sie erleichtert darüber seien, wie reibungslos das Zusammenleben in der Nachbarschaft bisher funktioniert habe. «Hin und wieder bringen Anwohner auch Kleiderspenden für die untergebrachten Asylsuchenden vorbei», ergänzt Reto Kormann.

Durchweg positiv hat sich laut dem SEM-Sprecher auch das Militär geäussert. Und die Polizei sei sehr zufrieden mit den wenigen Einsätzen und der Zusammenarbeit mit den BAZ-Angestellten. Die Stadt Brugg stellt einen Sportplatz zur Verfügung und zeigt Interesse an externen gemeinnützigen Einsatzprogrammen für Asylsuchende.