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Nach Desaster in Schaffhausen: In Wil muss Aarau wieder auftreten wie eine Mannschaft, die aufsteigen will

Das 0:2 vor einer Woche in Schaffhausen hat Spuren hinterlassen: Einerseits rein statistisch, denn der FC Aarau hat somit nach 14 Spieltagen bereits fünf Mal verloren, was ganz einfach zu viel ist für eine Mannschaft, die aufsteigen will.

Es braucht in dieser Hinsicht in den verbleibenden 22 Partien eine deutliche Verbesserung: Mannschaften mit einem Punkteschnitt von 1,5 pro Partie (wie aktuell der FC Aarau) waren seit der Verkleinerung der Challenge League auf zehn Klubs am Saisonende jeweils weit entfernt von den Aufstiegsplätzen.

Zu denken gegeben hat vor allem aber die Art und Weise der Niederlage: Es war ein uninspirierter, mutloser und blutleerer Auftritt, in dem sich die Aarauer nicht eine einzige Grosschance herausspielen konnten – was umso schwerer ins Gewicht fällt, weil Aarau nach der Roten Karte für Schaffhausen ab der 38. Minute einen Mann mehr auf dem Platz hatte. Dieser Vorteil muss angesichts der qualitativen Unterschiede zwischen dem Aarauer und dem Schaffhauser Spielermaterial ersichtlich werden – ohne Wenn und Aber.

Formstärkstes gegen formschwächstes Team

Es war das erste Mal unter Stephan Keller, dass sich die Spieler wehrlos ihrem Schicksal ergeben haben. Und deshalb muss man dem Team und dem Trainer die Chance geben, das Desaster in Schaffhausen als einmaligen Betriebsunfall dastehen zu lassen – indem sie heute Abend in Wil sowohl spielerisch als auch kämpferisch ein anderes Gesicht zeigen.

Anders gesagt: Der FC Aarau muss in Wil wieder auftreten wie eine Mannschaft, der man ansieht, dass sie in die Super League will.

Immerhin war bei den Beteiligten die Einsicht vorhanden, in Schaffhausen einen inakzeptablen Auftritt hingelegt zu haben. Bei den Spielern, vor allem aber beim Trainer: Stephan Keller wirkte nach dem 0:2 derart angefasst, ja gar konsterniert, dass er danach im Training kaum zur Tagesordnung übergegangen sein wird.

Und gewiss wird er auch sich selber hinterfragen – vielleicht folgendermassen: Sind die regelmässig groben Eingriffe ins Gefüge, in Schaffhausen war es eine Systemumstellung von Dreier- auf Viererabwehrkette, wirklich hilfreich? Würde einer Mannschaft, die für das Erreichen der hohen Ziele langsam aber sicher ins Rollen kommen muss, nicht mehr personelle und taktische Konstanz guttun? Und muss Keller wieder mehr investieren, um das Maximum aus den Spielern herauszukitzeln?

In Schaffhausen wirkte Stephan Keller seltsam inaktiv an der Seitenlinie – dabei kann er anders und der FC Aarau gleichzeitig gut spielen.

Die besten Auftritte seit Beginn der «Ära Keller» im Sommer 2020 gingen stets einher mit einem sehr lebendigen Coach an der Seitenlinie, der, hätte man ihn von der Leine gelassen, am liebsten selber mitgespielt hätte. In Schaffhausen indes wirkte der 42-Jährige seltsam inaktiv, wie ein Spiegelbild der Mannschaft.

Mit dem FC Wil erwartet den FC Aarau heute ein Gegner, der die Inkonstanz der sogenannten Spitzenteams in den vergangenen Wochen ausgenutzt und den Anschluss an die vorderen Plätze geschafft hat. Mehr noch: Die Ostschweizer, seit der Länderspielpause nicht mehr von Alex Frei, sondern von Brunello Iacopetta trainiert, sind seit vier Spieltagen statistisch das formstärkste Team der Liga – die Aarauer das formschwächste.

Das alles verspricht einen interessanten Vergleich zwischen zwei Teams, die mit diametral unterschiedlichen Zielen in die Saison gestartet sind (Aufstieg vs. Ligaerhalt) und die vor dem heutigen Duell nur ein Punkt trennt.