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Spektakel vorprogrammiert: Der FC Aarau und der FC Winterthur im grossen Vergleich

Es war in den vergangenen Jahren oft nicht so, doch in dieser Saison deutet viel darauf hin: Der FC Aarau und der FC Winterthur werden ein gewichtiges Wort mitreden bei der Verteilung des Aufstiegsplatzes und der Teilnahme an der Barrage, in der sich für den Challenge-Ligisten via Umweg, in Hin- und Rückspiel gegen den Super-League-Neunten, die Tür ins Oberhaus öffnen könnte.

Es werden weitere Faktoren die Endabrechnung beeinflussen, klar. Doch wer sich unterhält mit Direktinvolvierten oder Beobachtern, die sich intensiv mit der Challenge League beschäftigen, kommt unter dem Strich zum Fazit: Qualitativ sind Aarau und Winterthur die besten, unabhängig vom Zwischentief, das die Teams seit einigen Spieltagen gerade durchmachen.

Das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison am 24. September war eine Kostprobe dessen, zu was die Mannschaften fähig sind: Nur die Tore fehlen beim 0:0, abgesehen davon hat die Partie alles, was das Herz begehrt: Intensität, zwei offensiv eingestellte Teams mit grosser Spielfreude und viele Strafraumszenen – alles auf in der Challenge League selten gesehenem, hohen Niveau.

Das macht grosse Lust auf das nächste Aufeinandertreffen heute Abend, vor dem sich die «AZ» der Frage widmet: In welchem Mannschaftsteil ist der FC Aarau besser, wo der FC Winterthur?

Tor

FCW-Goalie Raphael Spiegel.

Raphael Spiegel wurde 2009 U17-Weltmeister mit der Schweizer Nationalmannschaft. Ein solch grosser Erfolg weckt Erwartungen, dass er mit 28 Jahren «nur» in der Challenge League spielt, war damals sicher nicht Spiegels Traum. Fuss gefasst hat er weder bei seinem Stammklub GC, in England noch in Portugal, erst seit dem Wechsel 2018 nach Winterthur ist er Stammkraft. Seine Ausstrahlung, ein für Goalies wichtiges Prädikat, ist dank 1,97 Meter und 89 Kilogramm top – von seinen Gardemassen profitiert Spiegel auch bei der Strafraumbeherrschung.

Doch Simon Enzler, seit 2020 Stammgoalie und grosser Rückhalt des FC Aarau, hat in dieser Saison schon mehrmals Punkte für seine Mannschaft «gewonnen». Und im Gegenteil zu Spiegel, bei dem sich zuletzt Fehler einschlichen, ist Enzler seit Monaten in Topform. Fazit: Punkt für den FC Aarau.

Simon Enzler rettete dem FCA in dieser Saison schon mehrmals Punkte.

Abwehr

Nach Startproblemen hat Aarau die defensive Stabilität gefunden, 19 (FCA) bzw. 17 (FCW) Gegentore sind die Bestwerte der Liga. Die Winterthurer Aussenverteidiger Schättin, Diaby und Ganteinbein sind offensiv einflussreicher als beim FC Aarau Giger, Conus und Kronig. Hingegen sind Agilität und Spielauslösung der Aarauer Innenverteidiger Bergsma und Thaler besser als bei Gelmi und Lekaj – diese konzentrieren sich vor allem darauf, den Gegenspielern Furcht einzuflössen. Physisch ist die Winterthurer Defensive robuster, gegen schnelle und flinke Gegenspieler sind die Aarauer Verteidiger besser gerüstet.

Die FCW-Innenverteidiger Lekaj und Gelmi (im roten Dress) sind robust, aber weniger agil als ihre Aarauer Antipoden.

In der Abwehr sind demnach die Stärken und Schwächen ausgeglichen verteilt, zudem haben beide Teams den gleichen Wert bei den gewonnen Defensivzweikämpfen (56 Prozent). Fazit: Punkt für beide.

Mittelfeld

Zwar vereint das FCA-Kader insgesamt mehr Super-League-Erfahrung als jenes von Winterthur, doch ausgerechnet die drei Spieler mit den meisten Einsätzen in der obersten Liga bekleiden aktuell nur Nebenrollen: Thiesson, Gashi und Aratore. Bei Winterthur besteht das zentrale Mittelfeld praktisch immer aus Corbaz und Arnold, das Duo ist eingespielt und beide haben in Neuenburg bzw. Luzern ihre Super-League-Tauglichkeit unter Beweis gestellt.

Olivier Jäckle ist bislang die einzige Konstante im FCA-Mittelfeldzentrum.

Im Reigen der FCA-Zentrumsspieler kennt einzig Olivier Jäckle Tempo und spielerisches Niveau der Super League – dazu kommt: Aarau-Trainer Stephan Keller scheut sich nicht, das Mittelfeldzentrum regelmässig personell und taktisch umzustellen, die ideale Kombination hat er noch nicht gefunden. Gut möglich, dass dies einer der Gründe für die Inkonstanz ist.

Das FCW-Mittelfeld wirkt sattelfester und robuster, während in Aarau in diesem Mannschaftsteil der rote Faden noch gesucht wird. Fazit: Punkt für Winterthur.

Offensive

Der FC Winterthur hat in 15 Ligaspielen fünf Tore mehr erzielt als der FCA (26 vs. 21), obwohl die Aarauer mehr Torchancen verzeichneten: «Winti» verwertet 33 Prozent seiner grossen Möglichkeiten, Aarau 22 Prozent. Und noch ein weiterer Punkt spricht für die Winterthurer: Sie haben mit Roman Buess den treffsicheren Mittelstürmer (9 Saisontore), den Aarau noch sucht und auf dem Winter-Transfermarkt finden will.

Roman Buess konnte in dieser Saison schon öfter in Interviews über seine Tore berichten – der FC Aarau hingegen ist auf der Suche nach einem treffsicheren Mittelstürmer.

Doch abgesehen vom Sturmzentrum ist der FCA mit Spadanuda, Rrudhani und Balaj in der Offensive besser und breiter aufgestellt – auch Almeida und in Ansätzen Schneider haben ihre überdurchschnittlichen Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt.

In der FCA-Offensive steckt mehr Potenzial, vor dem gegnerischen Tor agieren derzeit die Winterthurer abgeklärter. Fazit: Punkt für beide.

Der Direktvergleich auf Papier endet 3:3 – folgt auch auf dem Rasen ein Spektakel? Antworten gibts am Freitag ab 20. 30 Uhr.