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Verletzt, in der Formkrise oder unbrauchbar: Will der FC Aarau aufsteigen, muss ein neuer Stürmer her

Wer schiesst den FC Aarau in die Super League? Nach furiosem Saisonstart (15 Tore in den ersten sieben Ligaspielen) konnten die Fans in den vergangenen sieben Partien nur noch vier Treffer bejubeln. Einst die beste, hat Aarau mittlerweile nur noch die drittschwächste Offensive der Challenge League (19 Tore). Einzig das inferiore Schlusslicht Kriens (7) und Aufsteiger Yverdon (16) haben noch seltener getroffen.

Wer kaum Tore schiesst, gewinnt kaum Spiele – und steigt damit auch nicht auf, wie man es im Brügglifeld in dieser Saison eigentlich vorhat.

Aber eben – wer? Klar, man kann darauf hoffen, dass Kevin Spadanuda seine Topform bis zum Saisonende behält und auf seine bisher sieben Treffern viele weitere folgen lässt. Doch wäre es nicht vermessen, die Last des Toreschiessens auf die Schultern eines einzigen Spielers zu legen, der notabene am Flügel statt im Sturmzentrum zuhause ist? Rhetorische Frage: Braucht es für den Aufstieg nicht mehr als einen zuverlässigen Skorer? Hinter Spadanuda klafft eine Lücke – der zweitbeste Torschütze Shkelzen Gashi (siehe unten) hat drei Treffer auf dem Konto, sonst haben nur Liridon Balaj und Donat Rrudhani (je 2) in der Liga mehr als einmal getroffen.

Ein Blick ins Archiv zeigt: Seit 2015 (FCA-Abstieg in die Challenge League) hatte jeder Aufsteiger einen klassischen Mittelstürmer mit mindestens zehn Saisontoren im Kader. Zehn Saisontore sind für einen Stürmer noch kein Wunderwerk, aber immerhin. Doch derzeit deutet nicht viel darauf hin, dass in dieser Spielzeit ein Stürmer des FC Aarau nur schon diese Marke erreicht.

Verletzt, tief im Formloch oder unbrauchbar

Drei Stürmer sind aktuell unter Vertrag: Mickael Almeida, er hat am 6. August das 2:1-Siegtor in Thun erzielt, seither aber in der Liga nicht mehr getroffen und steckt auch spielerisch tief im Formloch. Shkelzen Gashi hat bislang drei Mal getroffen, zwei Mal vom Elfmeterpunkt, seit zwei Monaten fällt er zum wiederholten Mal aus gesundheitlichen Gründen langfristig aus – Rückkehr in diesem Jahr mehr als fraglich.

Letzte Saison liefs besser: Almeida (links) und Gashi haben bislang nicht gebracht, was man sich von ihnen erhofft hat.

Und dann Gobé Gouano, Ende August auf den letzten Drücker verpflichtet und von den Verantwortlichen schnell einmal als «Experiment» bezeichnet – à la: Wenn der ehemalige Profi der AS Monaco einschlägt, wird sein bis Ende Jahr laufender Vertrag verlängert. Wenn nicht, ist der finanzielle Schaden überschaubar. Dass Gouano im Brügglifeld eine Zukunft über den Jahreswechsel hinaus hat, scheint ausgeschlossen. Noch kein Startelfeinsatz trotz schwächelnder und verletzter Konkurrenz. Nur 39 von möglichen 810 Minuten absolviert. Von einer Torbeteiligung ganz zu schweigen.

Einen letzten Beweis, dass das Experiment gescheitert ist, Gouano ein klassischer Fehlgriff war oder Trainer Stephan Keller einfach nicht viel mit dessen Qualitäten anfangen kann, liefert das Meisterschaftsspiel am vergangenen Freitag in Schaffhausen (0:2): Da rennt der FC Aarau fast eine Stunde lang in Überzahl einem Rückstand hinterher, zunehmend ideenlos und dementsprechend harmlos. Doch auch als schon die Schlussphase anbricht und es darum geht, irgendwie ein Tor zu erzielen und die so Hoffnung auf einen Punktgewinn aufleben zu lassen, verzichtet Keller auf die Einwechslung des einzigen Stürmers auf der Ersatzbank.

Bislang eine einzige Enttäuschung: Last-Minute-Transfer Gobé Gouano.

Der Trainer erklärt danach, Gouano sei kein Spieler für die kleinen Räume. Das tönt nach einer netten Übersetzung für: Keller traut dem 20-Jährigen nicht einmal in dieser schier aussichtslosen Situation einen Kurzeinsatz zu.

Klares Anforderungsprofil für den Hoffnungsträger

Anfang November sagte Sportchef Sandro Burki im Interview mit der Aargauer Zeitung: «Bei uns schiessen nicht nur die Stürmer Tore, unser Offensivpotenzial ist sehr gross, auch wenn gewisse Spieler momentan eine Durststrecke haben.» Und weiter: «Shkelzen Gashi und Mickael Almeida werden im weiteren Saisonverlauf ihre Tore machen. Wir analysieren momentan, auf welchen Position im Winter Handlungsbedarf besteht – das muss nicht zwingend im Sturm sein.»

Seither hat sich die Offensivmisere weiter akzentuiert – und wer sich im und ums Brügglifeld umhört, der erfährt, dass ein Stürmer zuoberst auf der Prioritätenliste steht. Das Anforderungsprofil: Einigermassen erfahren, hat seine Torjäger-Qualitäten mehrfach unter Beweis gestellt und hat Lust, den FC Aarau in die Super League zu schiessen. Also das Gegenteil von Gouano.

Sportchef Burki (links) und Trainer Keller (rechts) wollen einen neuen Stürmer – gibt Präsident Philipp Bonorand (Mitte) dafür das nötige Kleingeld frei?

Dass die Korrektur im Sturmzentrum in der Winterpause zu spät erfolgt, muss nicht sein: Die Challenge League präsentiert sich in dieser Saison ausgeglichen wie nie, an Weihnachten wird bezüglich Aufstiegsplätze noch keine Vorentscheidung gefallen sein. So dass man voraussagen kann: Die besten Chancen auf den Aufstieg hat jene Mannschaft, die sich in der Winterpause am besten verstärkt.