Corona-Ausbruch im Contact-Tracing-Center: Vier positive Fälle, PCR-Tests bei allen Angestellten

An mehreren Schulen im Aargau gibt es Corona-Ausbrüche, die täglichen Infektionszahlen steigen auch wegen Reiserückkehrern. Dadurch ist das Contact-Tracing-Center, das Kontaktpersonen von Angesteckten ausfindig machen und in Quarantäne schicken soll, wieder deutlich stärker gefordert als noch in den Sommerferien.

Am 12. Juli kündigte der Kanton an, im Conti rund 40 Stellen zu streichen und weitere 60 Personen auf Abruf weiterzubeschäftigen. Damals betreute das Contact-Tracing im Aargau 126 Infizierte und 185 Kontaktpersonen, total also gut 300 Fälle. Heute, sechs Wochen später, sieht die Situation völlig anders aus: Die aktuellsten Zahlen für Freitag zeigen, dass 1936 Infizierte und 2660 Kontaktpersonen zu betreuen waren. Insgesamt mussten sich die Contact-Tracer um 4596 Personen kümmern, was die Organisation offenbar an die Kapazitätsgrenze bringt.

In einem Tweet wies der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband schon letzte Woche darauf hin, dass steigende Fallzahlen und Klassen in Quarantäne ein Problem für das Contact-Tracing darstellten.

Dieses sei offenbar wieder überlastet, der Personalabbau im Sommer räche sich nun. Dies bestätigt eine Quelle, die im Detail über die Zustände im Conti informiert ist.

«Das Tracing stagniert, schon mehrere Tage in Folge wurden zum Teil mehr als 300 infizierte Personen nicht tagesaktuell kontaktiert, informiert und deren Kontaktpersonen nicht erfasst.»

Dabei handle es sich zu 50 bis 70 Prozent um Erwachsene, «zusätzlich zu den desolaten Bedingungen an den Schulen kommen hier gefährdende Verzögerungen zu Stande», sagt die Quelle. Gemäss einer anderen Person, die mit den internen Vorgängen im Conti vertraut ist, könnten derzeit wichtige Verfügungen nicht verschickt werden.

Zudem sei ein grosser Teil der Conti-Mitarbeitenden krankgeschrieben, viele wollten sich nicht mehr für das Gesundheitsdepartement engagieren. Grund dafür seien nicht zuletzt die letzten Äusserungen von Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati. Dieser sagte vor einer Woche im AZ-Montagsinterview , einige Mitarbeitende, denen gekündigt worden sei, hätten aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.

Vier positive Fälle, Tests bei allen Mitarbeitenden und Maskenpflicht im Haus

Doch damit nicht genug der Probleme: Mehrere Mitarbeitende des Contact-Tracing-Centers wurden nach Informationen der AZ positiv auf Covid-19 getestet. Laut zwei unabhängigen Quellen wurde nun bei sämtlichen weiteren Angestellten des Conti ein PCR-Test angeordnet.

Michel Hassler, Mediensprecher des Gesundheitsdepartements, bestätigt die Informationen der AZ. Hassler sagt, dass vier Mitarbeitende im Contact-Tracing-Center positiv getestet worden seien. «Die weiteren Conti-Mitarbeitenden wurden über das Wochenende getestet und nehmen auch am repetitiven Testen teil», sagt er. Zudem gelte als zusätzliche Massnahme im ganzen Covid-19-Programm eine Maskenpflicht im Gebäude bis mindestens zum 3. September.

Neu gemeldete Fälle können nicht innert 24 Stunden bearbeitet werden.

Hassler räumt weiter ein, dass die Bearbeitung von neuen Fällen innert 24 Stunden zurzeit nicht in jedem Fall gewährleistet sei. «Aufgrund der erhöhten Belastung durch die Ausbruchsuntersuchungen beim repetitiven Testen und personelle Ausfälle im Contact-Tracing kommt es aktuell zu Verzögerungen.» Dies gelte auch bei der Aufhebung der Isolation – auch hier gibt es Verzögerungen bei der Ausstellung der Verfügungen.

Auf die Frage, ob trotz Stellenabbaus genügend Contact-Tracer auf Abruf aufgeboten werden könnten, antwortet Hassler: «Das angesprochene System befindet sich erst im Aufbau. Die bestehenden Verträge im Contact-Tracing laufen noch bis Ende August.» Soweit möglich, würden organisatorische Massnahmen getroffen, um die Situation zu verbessern.