Corona-Fälle pro Bezirk: So verläuft die zweite Welle im Aargau

Der Kanton Aargau veröffentlicht seit Ende September die Corona-Fallzahlen pro Bezirk. Obenaus schwingt der Baden mit etwas über 1000 Ansteckungen pro 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner seit dem 11. Mai 2020. Seit dann erfasst das Contact-Tracing-Center den Wohnort der Infizierten.

Das war Ende September, kurz vor der zweiten Welle, noch anders. Damals lag Zurzach am Tabellenende. Seither hat sich die Zahl der Neu-Infektionen im nordöstlichen Bezirk mehr als versechsfacht. Es ist der stärkste Anstieg aller Kantonsteile. Ein massiver Ausbruch dürfte dafür nicht verantwortlich sein. Bisher gab es im Aargau gemäss Maria Gares, Mediensprecherin des Departements für Gesundheit und Soziales (DGS), nur einen: Ende Juni steckten sich in der Spreitenbacher Tesla-Bar an einem Abend über 20 Menschen an.

Die Wege des Virus sind unberechenbar

Warum gerade Zurzach den stärksten Anstieg erlebt hat, ist schwierig herauszufinden. Möglich ist, dass Arbeitstätige das Virus stärker als in anderen Regionen von ausserhalb eingeschleppt haben. Oder dass es zu mehr kleineren Ausbrüchen in Betrieben, Bars und Schulen kam. Letztlich könnte es auch einfach Zufall sein.

Auf ein gesteigertes Testvolumen ist er hingegen nicht zurückzuführen: Im Spital Leuggern stagniere die Zahl der Tests seit zwei, drei Wochen auf hohem Niveau, sagt Direktor René Huber. Auch Gares hat keine Antwort darauf: Es lasse sich nicht eindeutig begründen, weshalb ein Bezirk eine höhere Inzidenz pro 100’000 Einwohner ausweist als ein anderer Bezirk. Die Infektion mit dem Coronavirus sei unberechenbar. Daher appelliere man regelmässig an die Bevölkerung, sich eigenverantwortlich an die Schutzmassnahmen zu halten.

Eine Statistik mit Lücken

Am besten steht das Fricktal da. Die Bezirke Rheinfelden und Laufenburg bilden den Schluss der Tabelle. Insbesondere Laufenburg hat sich gut gehalten. Der Bezirk ist fast gleich bevölkerungsreich wie das Zurzibiet und wies Ende September praktisch gleich viele Fälle auf. Am Freitag waren es in absoluten Zahlen hingegen rund 120 weniger.

Die Zahlen pro Bezirk sind allerdings nur beschränkt aussagekräftig. Denn die Statistik weist Lücken auf. Seit die Fallzahlen explodiert sind, kommt der kantonsärztliche Dienst nicht mehr nach, sämtliche Daten zu erfassen. Ob das nachträglich geschieht, wird abgeklärt.

Dazu kommt, dass die Pro-Kopf-Zahl die Realität verzerrt wiedergibt. Denn: Nur der Bezirk Baden hat mehr als 100’000 Einwohner. In allen anderen Kantonsteilen liegt die Pro-Kopf-Zahl über der tatsächlichen Anzahl erfasster Fälle. In weniger stark bevölkerten Bezirken braucht es weniger Fälle, um die Pro-Kopf-Zahl in die Höhe zu treiben. Das ist wichtig, weil die zweite Welle das ganze Land erfasste – auch ländliche Gegenden.

Zahlen pro Gemeinde nicht öffentlich

Der kantonsärztliche Dienst verfügt auch über die Fallzahlen pro Gemeinde. Er macht sie wegen des Persönlichkeitsschutzes aber nicht öffentlich. „Wenn in einem kleinen Dorf zwei Fälle auftreten, würde es sich sonst schnell herumsprechen, wer betroffen ist“, sagt Maria Gares.

Der kantonsärztliche Dienst wertet die Fallzahlen pro Gemeinde aus und versucht so herauszufinden, wo sich allfällige Ansteckungsorte befinden. Ein solcher war die Jubiläumsfeier des Shoppi Tivoli, wo es zu Menschenansammlungen kam, nicht. Der kantonsärztliche Dienst weiss von keinen Ansteckungen an diesem Anlass. Insgesamt hat er mittlerweile 75 Ausbrüche mit zwei oder mehr Infizierten abgeklärt.