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2G im Skilager der Kanti, aber keine Maskenpflicht für 5. und 6. Klassen: Das tun die Aargauer Schulen gegen das Virus

Der 29. Oktober war der letzte Tag, an dem an der Aargauer Volksschule die Maskenpflicht für 5. und 6. Klassen galt. Seither müssen die Schülerinnen und Schüler keine Masken mehr tragen – doch mit den steigenden Infektionszahlen wird diese Frage wieder aktuell. So sagte der Zürcher Infektiologe Huldrych Günthard gegenüber der «Sonntags-Zeitung», in den Schulen müsse die Maskenpflicht wieder überall gelten.

Lukas Engelberger, der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, sagte am Montag in der AZ, es sei es höchste Zeit, dass die Kantone «eine Verstärkung der Schutzmassnahmen an den Schulen» vornehmen. Konkret könnten beispielsweise die Maskenpflicht wieder eingeführt oder flächendeckend repetitive Pooltests angeboten werden, schlug er vor.

Bereits reagiert hat der Kanton Nidwalden, seit Montag gilt dort wieder Maskenpflicht an der Sekundarstufe I. In Nidwalden hatten sich die Ansteckungszahlen seit Ende Oktober mehr als verdoppelt, zudem sind laut einer Mitteilung rund die Hälfte der Neuinfektionen auf das schulische Umfeld zurückzuführen.

Tägliche Ansteckungen seit Ende der Maskenpflicht fast verdreifacht

Auch im Aargau ist die Zahl der Neuinfektionen seit der Aufhebung der Maskenpflicht für 5. und 6. Klässler markant gestiegen. Für den 29. Oktober, den letzten Tag mit Maskenpflicht an der Schule, meldete der Kanton 135 Neuansteckungen. Eine Woche später, am 5. November, waren es 174 neue Fälle. Wieder eine Woche darauf, am 12. November, registrierte das Gesundheitsdepartement bereits 245 tägliche Infektionen. Massiv höher war diese Zahl am vergangenen Freitag, 19. November, mit 411 Neuansteckungen.

Auch in der kantonalen Statistik, in der die Ansteckungsorte ausgewiesen werden, ist in den letzten Wochen ein deutlicher Anstieg zu beobachten: In der letzten Woche mit Maskenpflicht, vom 25. bis 29. Oktober, gab es 35 Infektionen an Schulen. In der ersten maskenfreien Woche, vom 1. bis 5. November, wurden an Aargauer Schulen insgesamt 100 Ansteckungen registriert. Danach stiegen die Zahlen weiter: Vom 8. bis 12. November steckten sich 153 Personen an Schulen an, in der letzten Woche, vom 15. bis 19. November, wurden 152 Neuinfektionen an Schulen ausgewiesen.

Allerdings ist der Anteil der Ansteckungen an Schulen an allen Infektionen im Aargau deutlich niedriger als im Kanton Nidwalden. Von den 1840 Neuansteckungen von Montag bis Freitag der letzten Woche entfallen gemäss Kantonsstatistik mit 152 weniger als 10 Prozent auf die Schule.

Kanton hat keine Schwellenwerte für neue Massnahmen an Schulen

Auf die Frage, wie das Aargauer Gesundheitsdepartement zu den Forderungen nach einer erneuten Maskenpflicht an der Volksschule steht, bleibt Sprecher Michel Hassler vage: «Aufgrund der epidemiologischen Lage und der Fallzahlenentwicklung prüfen wir derzeit verschiedene Massnahmen, die dem Regierungsrat zum Beschluss unterbreitet werden könnten.» Ob damit die Wiedereinführung der Maskenpflicht, die obligatorische Teilnahme aller Schulen an repetitiven Tests oder andere Vorgaben gemeint sind, lässt Hassler offen.

Er verweist vielmehr auf die Eventualplanung der Regierung, die im Sommer mehrere Kriterien für Verschärfungen definiert hatte. Je nach R-Wert, Belegung der Intensivbetten insgesamt und mit Covid-Patienten sowie Verschiebung von Operationen könnte zum Beispiel das Personal in Heimen und Spitälern zu repetitiven Tests verpflichtet werden. Auch eine Bewilligungspflicht für Veranstaltungen ab 100 Personen, ein Verbot solcher Anlässe und die Schliessung von Restaurants und Bars sind bei hohen Zahlen als letzte Eskalationsstufe vorgesehen.

Laut Hassler sind auch Massnahmen in weiteren Bereichen denkbar, für die Schule existieren in der Eventualplanung der Regierung aber keine konkreten Schwellenwerte. Es ist also keine fixe Zahl von Neuinfektionen oder Ansteckungen an Schulen festgelegt, die eine Maskenpflicht oder eine Pflicht zum Angebot von repetitiven Tests nach sich ziehen würde.

Alte Kanti Aarau: 2G-Regel für Skilager und Auslandwochen

Jérôme Schwyzer, Präsident des Lehrernetzwerks Schweiz.

Auch verschärfte Zertifikatsregeln werden als Massnahmen gegen die Coronapandemie diskutiert. An der Alten Kantonsschule Aarau gilt für mehrere Schulanlässe die 2G-Regel: Teilnehmen dürfen also nur Geimpfte oder Genesene. Dies kritisiert die Massnahmengegner des Lehrernetzwerks Schweiz in einem Brief an Kanti-Rektor Andreas Hunziker.

In dem Schreiben, das auf der Website des Lehrernetzwerks aufgeschaltet ist, wird der Umgang «mit ungeimpften Schülern Ihrer Schule im Zusammenhang mit Schullagern» als besonders stossend bezeichnet. Netzwerk-Präsident und Sekundarlehrer Jérôme Schwyzer schreibt:

«Verschiedene Schülerinnen und Schüler haben sich für eine freiwillige Projektwoche in Form eines Skilagers angemeldet – eine Anmeldung, welche ihnen zunächst bestätigt wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt mussten jene, welche nicht gegen das Sars-CoV-2-Virus geimpft sind, zu ihrer Bestürzung und Verwunderung feststellen, dass in solchen Lagern die 2G-Regel gilt.»

Kanti-Rektor Andreas Hunziker bestätigt auf Anfrage: «Es trifft zu, dass für die drei Schneesportlager der Alten Kanti Aarau die 2G-Regel gilt.» Eines der Lager werde mit einer Partnerschule aus dem Kanton Neuenburg durchgeführt, dort habe die Kantonsregierung für Lager die 2G-Regel obligatorisch erklärt. «Deshalb müssen die Aargauer Teilnehmenden diese auch einhalten», erläutert Hunziker.

Test alle zwei Tage nicht praktikabel – 2G schafft Planungssicherheit

Andreas Hunziker, Rektor Alte Kantonsschule Aarau

Danach habe die Schulleitung entschieden, diese Vorgabe auch für die beiden Schneesportlager einzuführen, die von der Alten Kanti Aarau alleine durchgeführt werden. Dies auch aus organisatorischen Gründen, wie Hunziker sagt:

«Das Lagerhaus in Flims steht auf rund 2000 Metern über Meer direkt an der Piste. Dass sich Schülerinnen und Schüler alle zwei Tage testen lassen müssten, wäre mit grossem Aufwand verbunden und liesse sich nicht mit dem Wochenprogramm vereinbaren.»

Die Anmeldung für die Lager erfolgte laut Andreas Hunziker bereits im Mai dieses Jahres, «damals stand natürlich keine 2G-Regel in der Ausschreibung. Es ist also nicht so, dass wir kurzfristig in den letzten Tagen die Vorgaben geändert hätten», hält er fest.

Zudem betont der Rektor der Alten Kanti Aarau: «Es sind nur zwei oder drei Eltern und etwa gleich viele Schülerinnen und Schüler, die sich bei mir über die Coronamassnahmen unserer Schule beschwert haben. Das ist mit Blick auf die rund 170 Teilnehmenden an den Skilagern und 1300 Schülerinnen und Schülern eine sehr kleine Minderheit.»

2G gilt an der Alten Kanti Aarau nicht nur für die Schneesportlager, sondern auch für Auslandwochen. Die Regel kommt laut Hunziker bei Lagern in Barcelona, Berlin und Turin sowie für weitere geplante Studienreisen im Ausland im April 2022 zur Anwendung. «Damit wollen wir Planungssicherheit schaffen, um die Auslandwochen sicher durchführen zu können», begründet er.