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Abwarten oder früh genug den Kollaps der Spitäler abwenden? Der Aargauer Regierungsrat diskutiert heute Mittwoch

Der Bundesrat will die Coronamassnahmen wegen der neuen Omikron-Mutation verschärfen. Er schlägt unter anderem vor, die Maskenpflicht in Innenräumen auszuweiten. Ausserdem soll die Zertifikatspflicht auch für private Anlässe ab elf Personen gelten. Eine erneute Einführung der Homeoffice-Pflicht stellt er ebenfalls zur Diskussion. Die Kantone haben nun bis am Mittwochabend Zeit, zu den Vorschlägen des Bundesrats Stellung zu nehmen.

Der Aargauer Regierungsrat wird die vorgeschlagenen Massnahmen an seiner Sitzung am Mittwoch analysieren und – falls nötig – auch ergänzende kantonale Massnahmen beschliessen. Am Donnerstag wird die Öffentlichkeit dann an einer Medienkonferenz über die Beschlüsse informiert.

Die Intensivstationen füllen sich

Für Montag meldete der Kanton 494 neue Coronafälle. Am Montag vor einer Woche wurden 424 Neuansteckungen registriert. An den Spitälern sind am Montag insgesamt 96 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten behandelt worden. 20 von ihnen lagen auf der Intensivstationen, 5 auf der Überwachungsstation. Letztmals wurden Ende September 20 Personen, wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt.

Die vielen Covid-Patientinnen und Covid-Patienten haben bereits Auswirkungen auf den Spitalbetrieb: Das Gesundheitsdepartement teilt auf Anfrage mit, die Angaben der Spitäler zum Operationsbetrieb zeigten, dass diese «in den letzten Wochen punktuell elektive Eingriffe reduzieren mussten».

Die Intensivstationen im Aargau füllen sich wieder.

Führt der Aargau die Maskenpflicht an Schulen wieder ein?

Letzte Woche hatte der Aargauer Regierungsrat darauf verzichtet, die Massnahmen zu verschärfen. Regierungssprecher Peter Buri sagte, die Regierung sei der Meinung, dass es «zwingend weitere Massnahmen braucht, sollte sich die Lage schweizweit verschärfen». Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati sprach damals von einer erneuten Maskenpflicht in Innenräumen.

Kantonal wären laut Buri Massnahmen in Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen denkbar, die fürs Personal oder die Besuchenden gelten würden. Das Eskalationsstufenmodell der Regierung sieht unter anderem eine Zertifikatspflicht für Mitarbeitende und Besucherinnen und Besucher vor. Ausserdem könnte die Regierung ungeimpfte Mitarbeitende von Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen dazu verpflichten, sich regelmässig testen zu lassen.

Erwartet wird auch ein Entscheid zur Maskenpflicht an Schulen. Eine solche haben verschiedene Kantone angesichts der steigenden Fallzahlen letzte Woche wieder eingeführt.

Kanton Solothurn verschärft Maskenpflicht in Innenräumen

2020 ist der Aargau im Dezember vorgeprescht. Die Kantonsregierung beschloss vor dem Bundesrat, Läden und Restaurants zu schliessen, um das Gesundheitswesen vor einem Kollaps zu bewahren. Dieses Mal ist es umgekehrt. Die Solothurner Regierung hat am Dienstag informiert, dass kantonsweit ab Mittwoch eine Maskenpflicht in Innenräumen gilt. Und zwar für alle Personen, auch diejenigen, die ein Zertifikat vorweisen können. Davon betroffen sind Bars und Restaurants, Kinos und Theater oder Fitnesscenter.

Auch im Baselbiet muss in öffentlich zugänglichen Innenräumen ab Mittwoch grundsätzlich wieder eine Maske getragen werden. Schon seit dem 19. November gilt im Kanton Baselland eine Zertifikatspflicht für Besuche in Alters- und Pflegeheimen sowie in Spitälern – und die Mitarbeitenden müssen sich regelmässig testen lassen.

Covid-Zertifikat erst ab 30 Jahren? Hölzle und Schoop im TalkTäglich

Die Coronamassnahmen waren am Dienstagabend auch Thema im «TalkTäglich» auf Tele M1. Grossrat Adrian Schoop (FDP) und Daniel Hölzle, Grossrat und Präsident der Grünen Aargau, haben beide damit gerechnet, dass es weitere Einschränkungen geben wird. «Die Fallzahlen steigen exponentiell und es werden mehr Covid-Patienten im Spital behandelt. Da muss man reagieren», sagte Hölzle. Für ihn ist klar:

«Mit diesen Einschränkungen müssen wir leben, weil es sonst im Gesundheitswesen zu einem Engpass kommt.»

Auch Schoop hatte erwartet, dass der Bundesrat nach der Abstimmung über das Covid-Gesetz die Massnahmen verschärfen wird. Er würde sich aber ein differenzierteres Vorgehen nach Risikogruppen wünschen. Dabei denkt der Freisinnige, der sich gegen das Covid-Gesetz ausgesprochen hatte, insbesondere an die jüngere Generation. Diese habe auf Vieles verzichten müssen und habe zugleich ein weniger hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

In diesem Punkt pflichtete ihm Hölzle bei. Für ihn stellt sich aber eher die Frage nach der Altersgrenze beim Covid-Zertifikat. Er könnte beispielsweise damit leben, dass es dies erst ab 30 Jahren braucht, was Schoop eine «hervorragende Idee» fand.

Schoop: Veranstaltungen müssen dieses Jahr möglich bleiben

Bei neuen Massnahmen im Aargau hofft Hölzle als Schulleiter, dass die Maskenpflicht an den Schulen wieder eingeführt wird. Schoop wiederum ist froh, dass der Regierungsrat nicht vor dem Bundesrat die Massnahmen verschärft hat. Er habe Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati gestern im Grossen Rat gesagt, er solle wieder – wie zu Beginn der Pandemie – abwarten und beobachten anstatt vorzupreschen wie im letzten Winter.

Für Schoop ist klar: Dieses Jahr müssen Veranstaltungen mit Zertifikat möglich bleiben. Hölzle hingegen sagte, dass es auch bei Veranstaltungen Einschränkungen brauche, wenn sich die Situation an den Spitälern – wie schon letztes Jahr – weiter zuspitzt. «Da genügt Freiwilligkeit nicht.»