Das Pionierprojekt kann starten: Die erste Ökominihaus-Siedlung der Schweiz wird in Merenschwand gebaut

Alle Zeichen standen auf Grün im Dezember vor zwei Jahren. Baubiologin Tanja Schindler hatte drei Käufer gefunden, die ein Haus in der ersten Ökominihaus-Siedlung der Schweiz kaufen wollten. Dann kam Corona und machte ihrem Vorhaben in Merenschwand einen fetten Strich durch die Rechnung. Sie erzählt: «Die Käufer waren entweder selbstständig erwerbend oder wegen Corona in unsichere Arbeitsverhältnisse geraten und mussten deswegen von ihrem Kaufvertrag zurücktreten.»

Das war ein herber Schlag für die Innerschweizerin, die Ökominihäuser nicht nur baut, sondern in Altdorf auch ein eigenes bewohnt. Die Wohnform ist gefragt und die Pandemie befeuert die Nachfrage, nach der nachhaltigen Art zu leben, zusätzlich. «Die Faszination für diese Wohnform ist gross», bestätigt Schindler.

Doch auf die erste Begeisterung folgt in der Regel auch die Ernüchterung. Denn pro Person stehen 40 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung und die Banken gewähren für die Minihäuser keine Hypothek. Tanja Schindler begründet dies so: «Banken vergeben Hypotheken nur dann, wenn das Land, auf dem das Haus steht, auch in das Eigentum übergeht. Das ist aber bei Minihäusern nicht der Fall.»

Sie betont ausserdem, dass man sich auf der kleinen Wohnfläche nicht eingeengt fühle. Die Reduktion auf das Minimum sei zudem aus ökologischer Sicht der vernünftigste Schritt, den man machen könne.

«Das wird ein Vorzeigeprojekt»

So sehr Corona die Welt durcheinander wirbelte, so sehr veränderte sich einiges im Denken und Handeln der Menschen. Das Projekt an der Schwanenstrasse in Merenschwand begeisterte eine Investorin, und sie sagte Tanja Schindler zu, gleich zwei Häuser zu kaufen und für das dritte Haus die Erschliessung vorzufinanzieren. Das ermöglicht es der Pionierin nun, das Projekt doch noch zu realisieren. Sie freut sich: «Das wird ein Vorzeigeprojekt, und davon profitiert die Gemeinde ganz bestimmt auch.»

In der Regel stehen die Minihäuser zehn Jahre auf dem Areal, dann wird das Areal wieder freigegeben und die Häuser an einem anderen Ort aufgebaut. Bild: zvg
In der Regel stehen die Minihäuser zehn Jahre auf dem Areal, dann wird das Areal wieder freigegeben und die Häuser an einem anderen Ort aufgebaut. Bild: zvg

 

Denn es war Merenschwands Gemeindeammann Hannes Küng, der das Projekt ermöglichte. Eine Dokumentation des Schweizer Fernsehens brachte ihn auf die Idee, die Brache im Kirchenbezirk für die Zwischennutzung von zehn Jahren zur Verfügung zu stellen. Küng kommentierte damals: «Wir haben mehrere unbebaute Areale im Siedlungsgebiet, die Eigentum der Ortsbürger oder der Einwohnergemeinde sind. Zehn Jahre sind ein kurzer Zeitraum, so verbauen wir uns nichts, sondern erhalten im Gegenteil in dieser Zeit Steuerzahler hinzu. Der Gemeinderat war sich schnell einig.»

Die Häuser sind schon Ende des Jahres bezugsbereit

Die beiden Häuser wird die Investorin voraussichtlich mit ihrem Mann beziehen. Sollte das Ehepaar nur eines der Häuser beanspruchen, würde das zweite Haus zur Miete ausgeschrieben. Für das dritte Haus sucht Schindler derzeit noch einen Käufer. Die Häuser werden mit Fotovoltaikanlagen ausgerüstet und nach Süden ausgerichtet, sodass man beispielsweise an sonnigen Wintertagen nicht heizen muss. Wer will, kann sich eine Komposttoilette einbauen lassen, um Wasser zu sparen. Ausgerichtet sind die minimalistischen Häuser auf eine oder zwei Personen, die Kleinwohnform ist nicht familientauglich.

Anfang Oktober beginnen die Bauarbeiten für die Erschliessung. Ende November beziehungsweise Anfang Dezember werden die Häuschen angeliefert und aufgestellt. So können die neuen Eigentümer bereits Ende des Jahres ihre eigenen vier Wände für die nächsten zehn Jahre beziehen.