Der Aargau wird für Lehrpersonen attraktiver: Neues System soll die Löhne konkurrenzfähig machen

Ab dem Jahr 2022 werden die Aargauer Lehrerinnen und Lehrer nach dem System «Arcus» entlöhnt, es löst das bisherige Lohnsystem ab. Das hat der Aargauer Grosse Rat in mehrstündiger Diskussion beschlossen. Mit 88 Ja- zu 44 Nein-Stimmen bei vier Enthaltungen sagte das Parlament damit Ja zu konkurrenzfähigen Löhnen für die Aargauer Lehrpersonen.

In Zukunft zählt für die Lohneinstufung die Berufserfahrung und nicht mehr wie bisher einzig das Lebensalter. Insgesamt werden die Löhne nach oben angepasst, was zusammen mit der Einstufung nach Berufserfahrung vor allem den jüngeren Lehrerinnen und Lehrern zugutekommen wird. 

Der Handlungsbedarf für ein neues Lohnsystem war im Grossen Rat unbestritten. In den umliegenden Kantonen würden die Lehrpersonen viel besser entlöhnt, die Abwanderung von hier ausgebildeten Lehrkräften sei die Folge, der alljährlich beklagte Lehrermangel an Aargauer Schulen ebenfalls, war der Grundtenor.

FDP und SVP kritisieren Kosten in Coronazeiten

Wenn da nicht die Kosten wären. Der Vorschlag des Regierungsrats würde Gemeinden und Kanton jährlich wiederkehrend knapp 87 Millionen Franken kosten. Das sei zu viel, sagte Regina Lehmann für die SVP-Fraktion, insbesondere, da die Folgen der Coronapandemie auf die Wirtschaft und damit auf die öffentlichen Finanzen nicht absehbar seien. «Arcus» sei also gestaffelt über drei Jahre einzuführen. Die SVP stimme weiter dem Antrag aus der zuständigen Kommission zu, die Lohnerhöhungen abzuflachen, indem anstelle der vorgesehenen 28 Lohnstufen deren 32 eingeführt werden.

Auch die FDP wollte das neue System nicht auf einen Schlag einführen, sondern in Etappen über drei Jahre. Rund 32 Millionen Franken könnten damit eingespart werden, sagte für die Fraktion Gérald Strub. Das widerspreche nicht dem Handlungsbedarf.

Investition in Bildung, keine Lohnerhöhung

Doch dabei blieb es, die anderen Fraktionen hielten nichts von einer etappenweisen Einführung des neuen Systems. Der Lehrerberuf sei elementar, das habe sich auch im Lockdown gezeigt, sagte Susanne Voser für die CVP-Fraktion.

Es handle sich bei «Arcus» denn auch nicht um eine eigentliche Lohnerhöhung, sondern um ein zeitgemässes System, bei dem man mit der Einführung nicht zuwarten könne. «Wir wollen auf keinen Fall, dass Corona als Ausweichmanöver genutzt wird», so Voser. Eine Etappierung lehne die CVP also ab, den zusätzlichen Lohnstufen stimmte sie hingegen zu.

Die Revision brauche es jetzt, eine Aufschiebung des Problems komme für die SP nicht in Frage, sagte auch Alain Burger für seine Fraktion. Auch in mehr Lohnstufen sahen die Sozialdemokraten keinen Vorteil. Befremdlich sei, dass jetzt jene sagten, das System sei zu teuer, die ansonsten gerne Steuersenkungen forderten, sagte Andreas Fischer für die Grünen. Und Dominik Peter meinte für die GLP, mit «Arcus» liege ein guter Kompromiss vor – und auch, dass ein Aufschub von seiner Fraktion abgelehnt würde, ebenso von der EVP: «Wenn wir etwas machen, dann richtig», erklärte Fraktionspräsident Uriel Seibert.

Etappierung abgelehnt, mehr Stufen angenommen

Die Bürgerlichen kamen dagegen nicht an, der Grosse Rat lehnte die Etappierung schliesslich ab und folgte damit Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Die letzte Revision des Systems liege bereits neun Jahre zurück, gab dieser zu bedenken. Seit 2017 stehe das Projekt als Entwicklungsschwerpunkt zudem bereits im Aufgaben- und Finanzplan. «Wir haben diese Altlast», so Hürzeler, eine Etappierung würde nur einen weiteren Aufschub bedeuten. «Es geht aber darum, genügend qualifizierte Lehrpersonen zu haben, es geht nicht immer um die Finanzen.»

Mit einer Erweiterung der Lohnstufen könne er aber leben, so der Bildungsdirektor. Diesen Antrag nahm der Grosse Rat denn auch an. Und damit wird das System etwas günstiger: Gemeinden sparen gegenüber dem Regierunsratsvorschlag rund zwei Millionen Franken ein, der Kanton spart rund vier Millionen der jährlich wiederkehrenden Kosten. «Das ist vertretbar», sagte Alex Hürzeler – jedoch nur, weil die Abflachung erst bei den älteren Arbeitnehmern komme, die Einsteigerlöhne aber nicht tangiert sind.

Dafür musste der Regierungsrat beim Besitzstand Abstriche machen. Der Grosse Rat beschloss, dass dieser nur gewährt ist, sofern die Lehrperson vor der Änderung des Lohndekrets mindestens fünf Jahre ununterbrochen im Aargau unterrichtet hat – davon sind ältere Lehrpersonen betroffen, deren Löhne mit diesem Passus jetzt sinken können. Zudem wollen die Kommissionen keine generellen Lohnerhöhungen auf Besitzstandlöhne gewähren. Das sei nicht sehr motivierend, sagte Alex Hürzeler und rechnete vor, dass die 250’000 bis 300’000 Franken, die das kosten würden, vertretbar seien. Vergeblich, der Grosse Rat nahm den Antrag an.