
Die Aargauer Bevölkerung gibt der Polizei gute Noten, wünscht sich aber mehr Präsenz an Bahnhöfen und im Nachtleben
Gleichzeitig mit der Evaluation der Polizeiorganisation im Kanton führte das Institut Demoscope eine Bevölkerungsbefragung durch. Befragt wurden knapp 1500 Personen im gesamten Kanton. Die Umfrage zeigte, dass die Bevölkerung der Polizei gute Noten gibt. Um ein Gesamtbild über alle geleisteten Aufgaben der Polizei im Aargau zu ermitteln, wurden die befragten Personen gebeten, der Polizei eine Note zwischen 1 (= «Sehr schlechte Leistung») und 10 (= «Hervorragende Leistung») zu vergeben.
Der Mittelwert der Antworten beträgt 7,69 und liegt damit im oberen Bewertungsbereich. «Folglich werden die Leistungen der Polizei im Aargau in der Bevölkerung als gut bis sehr gut wahrgenommen», ist im Evaluationsbericht nachzulesen. Regierungsrat Dieter Egli sagte bei der Präsentation des Berichts, wenn man die Bewertung in Schulnoten umrechne, würde die Polizei im Aargau «knapp einen Fünfeinhalber erhalten».
Bevölkerung steht mehrheitlich hinter dem dualen Polizeisystem
Rund zwei Drittel der Befragten wissen, dass es im Kanton Aargau zwei voneinander unabhängige Polizeiorganisationen gibt. Die meisten Aargauerinnen und Aargauer wissen auch, welche Regional- oder Stadtpolizei für die Wohngemeinde zuständig ist. Dennoch werden die Mitglieder der Kantons- und Regionalpolizei «bezüglich Arbeit und Eigenschaften nahezu identisch bewertet», heisst es im Bericht.
Fragt man die Bevölkerung, wie die Polizei im Aargau künftig organisiert sein soll, fällt die Antwort klar aus: Knapp vier Fünftel wünschen sich, dass die Repol die lokale Sicherheit und die Kapo die weiteren anfallenden Aufgaben übernehmen soll. Dies lässt gemäss den Autoren der Evaluation darauf schliessen, «dass die Aargauer Bevölkerung mit dem gegenwärtig vorherrschenden dualen Polizeisystem – und somit der bestehenden Aufgabenteilung zwischen Kapo und Repol – grundsätzlich zufrieden ist».
Es müsse aber berücksichtigt werden, dass Befragte generell dazu tendieren, den Status quo gegenüber Veränderungen zu bevorzugen. «Solange der Leidensdruck nicht gross genug ist, dürfte die Bevölkerung das heute funktionierende System einer ungewissen Neuausrichtung vorziehen», heisst es im Bericht.
Die grosse Mehrheit fühlt sich von der Polizei gut geschützt
Bei der Befragung mussten die Teilnehmenden auch angeben, wie sie die allgemeine Sicherheit in ihrer Gemeinde einschätzen. Dabei zeigt sich, dass das Sicherheitsgefühl am eigenen Wohnort bei 90 Prozent der Befragten hoch oder eher hoch ist. Werden die Aargauerinnen und Aargauer nach ihrem persönlichen Sicherheitsempfinden im Alltag gefragt, so fühlen sich 97 Prozent der Befragten sehr bzw. eher sicher.
Das hohe Sicherheitsempfinden zeigt sich auch darin, dass sich 87 Prozent der Bevölkerung genügend durch die Polizei geschützt fühlen und lediglich 11 Prozent den Schutz als ungenügend bezeichnen. Der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner, die sich durch die Polizei genügend geschützt fühlen, hat zudem seit der ersten Befragung 2001 stetig zugenommen.
Für die Gebiete der 14 Stadt- und Regionalpolizeien gibt es keine grossen Unterschiede, wenn es um das Sicherheitsempfinden geht. Durchwegs wird die persönliche Sicherheit im Alltag als sehr hoch bzw. eher hoch wahrgenommen. Die Gebiete «Repol Aargau Süd», «Repol Suret» und «Repol Wettingen-Limmattal» weisen – trotz grundsätzlich ebenfalls guten Wertes – bei der Kategorie «sehr sicher» vergleichsweise etwas tiefere Prozentsätze (37% resp. 33% resp. 35%) als die übrigen Gebiete auf.
Wunsch nach mehr Polizei an Bahnhöfen und im Nachtleben
Das Institut Demoscope fragte auch, wie die Bevölkerung die Polizeipräsenz beurteilt. 27 Prozent finden, die Präsenz habe in den letzten Jahren zugenommen, 48 Prozent sind der Meinung, sie sei gleich geblieben, 13 Prozent haben den Eindruck, die Polizei sei weniger präsent als früher. Ob und wie das Ergebnis mit dem Projekt «Kapo 2020» zusammenhängt, bei dem die Zahl der Aussenposten in den Regionen von bisher 17 auf 9 reduziert wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Hingegen zeigt die Befragung, dass sich die Aargauer Bevölkerung in Wohnquartieren, bei Jugendtreffpunkten, an Bahnhöfen und im Nachtleben eine stärkere Polizeipräsenz wünscht. Dies lässt sich laut den Autoren der Umfrage mit der Art der Fragestellung erklären, da für die jeweiligen Orte direkt danach gefragt wurde, ob mehr oder weniger Präsenz gewünscht ist. «In der Regel tendieren Befragte dann dazu, noch mehr zu wünschen, auch wenn sie das Präsenzniveau insgesamt eigentlich schon als ausreichend betrachten», heisst es im Bericht.
Aufgabenteilung zwischen Regional- und Kantonspolizei
Szenario | Regionalpolizei | Kantonspolizei |
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Coronademo vom 8. Mai in Aarau: aufgeteilt | Stadtpolizei Aarau: Entscheid über Bewilligung vor der Demonstration. Unterstützung bei der Verkehrsregelung oder Absperrung während der Kundgebung. | Ordnungsdienst-Einsatz mit Kräften anderer Kantone, Wegweisungen, Festnahmen und Anzeigen gegen Personen, die sich gesetzeswidrig verhalten. |
Geschwindigkeitskontrollen: beide | Die Regionalpolizeien blitzen in den Gemeinden in ihrem Gebiet, der einzige fixe Blitzer des Aargaus in Baden wird von der Stadtpolizei betrieben. | Die Kantonspolizei fokussiert auf Raserstrecken und massive Tempoüberschreitungen – nur sie darf auf Kantonsstrassen ausserorts Kontrollen machen. |
Verkehrsunfälle: beide | Bei einem Verkehrsunfall ist häufig die Regionalpolizei als Erste vor Ort. Bei schweren Unfällen kommt es später oft zur Übergabe an die Kantonspolizei. | Wenn bei einem Unfall der Hergang und die Schuldfrage nicht klar sind, wird zur Spurensicherung oft die Unfallgruppe der Kantonspolizei Aargau aufgeboten. |
Kapitalverbrechen, Cyberkriminalität, Menschenhandel, organisierte Kriminalität: Kantonspolizei | Die Regionalpolizei beschränkt sich laut Polizeidekret auf Ermittlungen im Bereich der Kleinkriminalität, die sie im Rahmen ihrer lokalen Tätigkeit feststellt. | Bei Verbrechen wie dem Vierfachmord Rupperswil oder schwerwiegender Kriminalität kommen die Ermittler der Kantonspolizei zum Einsatz. |
Einbruchsprävention: beide | Um Dämmerungseinbrüche zu verhindern, patrouilliert die Regionalpolizei aargauSüd laut Angaben auf ihrer Website vermehrt in Wohnquartieren ihres Gebiets. | Regelmässig führt die Kantonspolizei Aktionen gegen Einbrecher und Kriminaltouristen durch, bei Grosskontrollen wird auch die Grenzwache beigezogen. |
Verkehrserziehung in Kindergärten und Schulen: Regionalpolizei | «Luege, lose, laufe»: Verkehrserziehung in der Schule oder die Aktion Schulbeginn, um Autofahrer für Kinder zu sensibilisieren, sind Sache der Regionalpolizei. | Die Kantonspolizei kümmert sich um schwer erziehbare Verkehrsteilnehmer: Poser mit illegal veränderten Autos und Töfffahrer mit zu lauten Maschinen. |