
Die Lage in Aargauer Spitälern entspannt sich frühestens im Januar
Normalerweise ist über die Festtage viel los auf den Notfallstationen der Spitäler. Dieses Jahr haben im Schnitt über die Festtage 150 Patienten pro Tag das Notfallzentrum des Kantonsspitals Baden (KSB) aufgesucht. Im Vergleich zu anderen Jahren entspreche das einer «moderaten Belastung», sagt KSB-Sprecher Omar Gisler.
Die Ärztinnen und Ärzte kümmerten sich um Patienten mit Herzinfarkt, epileptischem Anfall, Lungenentzündung, Durchfall oder Rückenschmerzen. Auch ein Schlüssel- beinbruch oder Fingerverletzungen wurden behandelt.
Auf die Hilfe anderer Spitäler angewiesen
Die Betreuung von Covid-19- Patienten habe aber auch auf dem Notfall das Geschehen dominiert, sagt Omar Gisler. Und wegen Covid-19 hatten die Mitarbeitenden in den Spitälern auch über die Festtage keine Zeit zum Durchatmen. Im KSB wurden am Sonntag insgesamt 62 Covid-Patientinnen behandelt. Die 14 Betten auf der Intensivstation (IPS) waren alle belegt – elf davon mit Covid-Patienten, die alle künstlich beatmet wurden.
«Da die IPS vollständig belegt war, mussten über die Festtage mehrere Patienten ausserkantonal verlegt werden», sagt KSB-Sprecher Omar Gisler. Auf der Überwachungsstation des KSB waren am Sonntag zehn von zwölf Plätzen belegt. Zwei Patienten wurden wegen Covid auf der Überwachungsstation behandelt.
Am Kantonsspital Aarau (KSA) sieht die Situation nicht anders aus. Am Sonntag wurden 28 Covid-Patienten auf der Bettenstation behandelt. Die Intensivstation war voll. In 19 der insgesamt 30 Intensivbetten lagen Covid-Patienten. In den anderen elf Betten wurden weitere schwer kranke oder schwer verletzte Patientinnen behandelt.
Muri und Hirslanden melden je zwei freie Betten
Das Spital Muri verfügt insgesamt über sechs Betten auf der Intensivstation. Zwei waren am Sonntag noch frei. In den anderen vier lagen Covid-Patienten. Alle mussten beatmet werden. Auf der Bettenstation in Muri wurden elf weitere Covid-Patientinnen behandelt.
Ebenfalls zwei freie Betten auf der Intensivstation meldete am Sonntag die Hirslanden Klinik Aarau. Die Situation ändere sich jedoch alle paar Stunden, sagt Sprecher Philipp Lenz. «Unsere Intensivstation ist nach wie vor stark ausgelastet vor allem mit Covid-, aber auch mit Non-Covid-Patienten wie beispielsweise Herzpatienten.» Auf der Covid-Bettenstation habe sich die Situation aktuell etwas entspannt, sagt Philipp Lenz. Auch das sei aber nur eine Momentaufnahme. «Wir werden die Auswirkungen der neuen Massnahmen von Bund und Kanton erst im Januar im Spital spüren.»
Das hält auch Kantonsärztin Yvonne Hummel im wöchentlichen Lagebericht fest. Bei konsequenter Einhaltung der Massnahmen durch die Bevölkerung könne frühestens Anfang 2021 mit einer Reduktion der Fallzahlen gerechnet werden. Danach dauert es rund weitere zwei Wochen, bis sich auch die Hospitalisationen abnehmen. Sehr aufmerksam müsse auch die Entwicklung hinsichtlich der neuen, mutierten Variante des Coronavirus beobachtet werden, heisst es im Wochenbericht weiter.
74 Todesfälle innerhalb von einer Woche
Zwischen dem 18. und 24. Dezember sind im Aargau 74 Personen gestorben, die an Covid-19 erkrankt waren. Das entspricht einer Zunahme von 23 Prozent gegenüber der Vorwoche, als im Aargau 60 Todesfälle gemeldet wurden. Die Verstorbenen waren im Durchschnitt 84,7 Jahre alt.
In der Woche vor Weihnachten haben im Aargau 16741 Personen einen Coronatest gemacht. Fast 2000 mehr als in der Vorwoche. Das dürfte aber einen Zusammenhang mit den Festtagen haben. «Manche Leute wollten sich vor dem Familienfest wohl testen lassen, andere brauchten einen negativen Test, um verreisen zu können», sagt KSA-Sprecherin Isabelle Wenzinger.
17,7 Prozent der Coronatests im Aargau waren positiv
Der Anteil positiver Tests war im Aargau mit 17,7 Prozent zwar 1,3 Prozent tiefer als in der Vorwoche – aber immer noch zu hoch. Laut Weltgesundheitsorganisation gilt eine Pandemie als kontrollierbar, wenn der Anteil positiver Tests bei 5 Prozent liegt. Ist die Positivitätsrate höher, ist das ein Zeichen dafür, dass viele Ansteckungen nicht erkannt werden und sich das Virus immer weiter verbreitet. Im Moment erreicht kein Kanton eine Positivitätsrate von 5 Prozent. Die tiefste Positivitätsrate verzeichnet der Kanton Genf mit 7,1 Prozent. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 13,0 Prozent – also tiefer als im Aargau.