
Die SP Aargau feiert den langen Schnauf der Frauen zum Stimm- und Wahlrecht
«Strong Woman» singt die Musikerin Naïma am Samstagnachmittag im KIFF. Reggaesound. Die SP Aargau feiert 50 Jahre Frauenstimmrecht. Gegen 50 Personen, darunter auch männliche Politprominenz wie Regierungsrat Dieter Egli oder Nationalrat Cédric Wermuth, sind dabei.
Die Plakate markieren wortspielerisch Ungeduld: «Lieber gleich berechtigt als später». Und auf einem anderen Plakat können alle ihre aktuellen Forderungen formulieren.
Gewidmet jenen, die sich für Gleichstellung einsetzen
Nationalrätin und Präsidentin der SP Aargau Gabriela Suter stellt die Frage: «Sollen wir wirklich Selbstverständliches feiern?» Sie widmet das Fest jenen, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter engagiert haben. Aber es gelte auch vorwärtszuschauen auf das, was noch zu erreichen ist.
Mia Gujer, Co-Präsidentin der Aargauer SP-Frauen, sieht das Feiern als «Energietanken für den langen Weg vor uns». Dem schliesst sich die Basler Nationalrätin Sarah Wyss an. «Wir sind mit 42 Prozent Frauenanteil im National- und 26 im Ständerat nicht am Ende des Kampfes», sagt sie und spricht ein paar Themen an: Elternzeit, Sexismusbekämpfung, würdige Altersvorsorge, Frauen in Führungspositionen. Hier sei «ein langer Schnauf nötig».
Ursula Mauch meldet sich per Mail
Grossrätin Lelia Hunziker leitet die Gesprächsrunde mit Nationalrätin Yvonne Feri, Sinem Gökçen, Co-Präsidentin der SP-Migrantinnen Aargau, und Mia Jenni von der Geschäftsleitung Juso Schweiz. Absagen musste die 86-jährige ehemalige SP-Politikerin Ursula Mauch, erste Nationalrätin des Kantons Aargau. Ihre Stimme ist dennoch vertreten, denn Lelia Hunziker hat mit ihr per Mail kommuniziert.
Mauch erzählt von männlichem Ellbögeln, das es damals schon gab. Als Stolpersteine damals wie heute ortet sie ein zögerlicheres Verhalten der Frauen und die Problematik des Umgangs mit den Zeitressourcen, vor allem, wenn Frauen Kinder haben: «Der Machtanspruch liegt Frauen weniger.» Männer fühlten sich a priori zu allem fähig, während Frauen eher Selbstzweifel hegten.
Feminismus hat nicht ausgedient
Damit liefert Ursula Mauch Steilpässe für die Gesprächsrunde. Sinem Gökçen hält es aus globaler Sicht für wichtig, Frauenbewegungen zu unterstützen, auch wenn es Zeit brauche, bis sich Wirkung zeige: «Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren.» Femizide müssten als solche benannt werden und dürften von den Medien nicht als Familiendramen oder Beziehungsdelikte verschleiert werden.
Einig sind sich die Frauen: Der Feminismus hat nicht ausgedient. Vielmehr sei er, so Jenni, ein Analyseinstrument, um Menschen sichtbar zu machen, die aufgrund ihres Geschlechts leiden. Ihre Kernfrage: «Wo gilt es anzusetzen, um ein schönes Leben für alle zu erreichen?»
Problem: Wie die Gesellschaft denkt
Für Yvonne Feri braucht es den Feminismus, weil Frauen Kinder auf die Welt bringen und deshalb mit Benachteiligungen rechnen müssen. Die Aufgabe der Politik: Strukturen zur Verfügung stellen. «Wenn man will, findet man Frauen» Das Podium moniert mangelnden Willen von Unternehmen, Frauen in höhere Positionen zu hieven.
Yvonne Feri ist überzeugt: «Wenn man will, findet man Frauen.» Vielleicht müsse man eine Extratour machen, da Netzwerke fehlten. Sogar im Gesundheitswesen, wo die Frauen die Mehrheit der Arbeitenden stellten, «haben fast nur Männer das Sagen». Das Problem sei das «Denken der Gesellschaft». Dieses äussere sich auch in Kritik an Äusserlichkeiten, die teils unter der Gürtellinie liegen, die sich Frauen aber gefallen lassen müssten. Lelia Hunzikers Schlusswort: «Wir bleiben drauf und dran.»
Und was schreibt Cédric Wermuth aufs Wunschplakat: Elternzeit.