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Faton« El Vulcano» Vukshinaj vor seinem ersten Titelkampf als Profiboxer: «Die Welt soll sehen, wer ich bin»

Normalerweise hat Faton Vukshinaj um diese Zeit anderes zu tun. Beispielsweise ein paar seiner etwa 250 Kilometer zu sammeln, die er monatlich joggt. Entlang dem Rhein, immer über den Mittag, als eine von vier Trainingseinheiten täglich. Aber was ist schon normal aktuell beim Basler Boxer?

Für Vukshinaj – oder «El Vulcano», wie er sich als Kämpfer nennt – steht an diesem Samstag nämlich nichts weniger als der wichtigste Kampf seiner bisherigen Karriere an. Sein 15. Kampf als Profiboxer. Es ist gleichzeitig der erste, in dem es um einen Titel geht. In seinen bisherigen 14 Kämpfen ist er ungeschlagen, aber eben: auch noch titellos. Höchste Zeit für einen Kämpfer, der bereits 30 Jahre alt ist. Vukshinaj:

«Ich wäre schon seit drei Jahren bereit gewesen für diesen Kampf, für diesen Tag. Im Boxen ist es aber nicht einfach. Es braucht viel Zeit, und vor allem braucht es viel Geld. Dass es jetzt um einen Titel geht, das ist speziell. Sehr speziell.»

Speziell ist auch Vukshinajs Background. Er kämpft und trainiert in seiner eigenen Kampfsportschule, der Kampfsportschule Basel (KSSB). Sein Trainer ist sein Bruder Mergim, aber er ist nicht nur das. «Er ist mein Mentor. Mein Alles.»

Hinter dem Zweigespann steht kein grosser Boxstall, kein grosser Promoter. Dass es vor allem Letzteren bräuchte, um den nächsten Schritt machen zu können, das weiss Vukshinaj. «Ich sollte schon längst an einem anderen Punkt sein. Aber das bin ich nicht», sagt er. Er spricht von diversen Enttäuschungen, die er bereits habe einstecken müssen in seiner Karriere. Vukshinaj:

«Egal ob im Thaiboxen oder jetzt im Boxsport, oft wurde mir etwas versprochen, das dann nicht gehalten wurde.»

Auch deshalb sagt er, dass er sich nach einem Sieg am Samstag «nicht weiss Gott was verspreche». Und doch drückt es immer wieder durch: Dass dieser Kampf am Samstag, in seiner Heimatstadt Basel, die er so sehr liebt, bedeutungsschwangerer ist. Nachdem er im Februar diesen Jahres letztmals kämpfte, hat er sich nun Monate lang auf dieses Duell vorbereitet.

Ready to rumble: Faton «El Vulcano» Vukshinaj. 

Das Duell gegen einen Gegner, den er erst seit knapp zwei Wochen kennt: Florin Cardos aus Rumänien. Siegt «El Vulcano» gegen ihn, ist der «WBC francophone»-Titel sein erster als Profiboxer. Es soll aber nicht der letzte sein, sondern viel mehr der Anfang eines steilen Aufstiegs. Denn Vukshinaj hat grosse Ziele: Er will dereinst Weltmeister werden.

«Dafür brauche ich Titelkämpfe. Das kann mir weitere Türen öffnen.» Der Basler weiss jedoch: Eine Garantie ist ein Sieg am Samstag nicht dafür, dass er bald auf den ganz grossen Brettern boxen wird.

Das Ziel: Ein Fight gegen den aktuell besten Boxer

Dennoch denkt er schon weiter. Denn so ausgeprägt wie sein beeindruckendes Selbstvertrauen und seine Fähigkeit, zu fokussieren, sind seine Ziele. Vukshinaj:

«Der Sinn dieses Kampfes soll sein, dass die Welt sieht, wo ich stehe. Und dass die Welt sieht, wer ich bin.»

Denn auch wenn der nächste Kampf im kommenden März in Basel schon angedacht ist, würde er nicht nein sagen, wenn plötzlich einer der grossen Promoter eine Anfrage für ihn hätte. Denn ein Kontakt zu einem Eddie Hearn, dem einflussreichsten Box-Promoter, müsste irgendwann kommen, wenn sich «El Vulcano» seinen zweiten, ganz grossen Traum verwirklichen will: Einen Kampf gegen Saúl «Canelo» Álvarez, dem zurzeit wohl besten Boxer der Welt.

Dass der Weg dort hin noch weit ist und ihm nicht ewig Zeit dafür bleibt, ist ihm bewusst. Wie viele Kämpfe er dafür noch bräuchte, um bereit zu sein für einen Kampf mit dem Mexikaner? Er kann es nicht genau sagen.

«Ein bisschen bräuchte ich sicher noch. Sicher noch zwei Jahre. Dann würde ich sagen, wäre ich bereit, ihn zu schlagen.» Grosse Töne. Sehr grosse sogar. Das weiss auch Vukshinaj selbst:

«Ich weiss, dass es oft überheblich klingt, was ich sage. Eigentlich bin ich ein ganz ruhiger Typ, ausserhalb des Rings. Aber wenn mich jemand fragt, wieso ich glaube, dass ich es bis zur Erfüllung meiner Träume schaffen kann, dann entgegne ich: Wieso nicht?»

Tatsächlich wirkt Vukshinaj beim gemeinsamen Spaziergang auf seiner Joggingroute ruhig. Ja, er sagt, dass er alles könne. Aber zu spüren ist, dass dies in seinem unbändigen Ehrgeiz gründet. Daraus resultiert die Überzeugung in seine Möglichkeiten.

«El Vulcano» im Ring seines Kampfsportzentrums, dem KSSB.

«Ich denke, die meisten würden alles dafür geben, diesen verdammten Willen zu haben, den ich besitze.» Und man spürt eben auch: Das ist seine grösste Stärke. Der Glaube an sich. Nach dem Motto: Wenn ich nicht an mich glaube, wer sollte es sonst schon tun?

Das Unmögliche zu schaffen als Ansporn

Mit seinem «verdammten Willen» hat er sich auf Samstag vorbereitet. Wobei er pflegt zu sagen, dass er nie eine Vorbereitungsphase auf einen Kampf habe. Sondern: «Mein Leben ist die Vorbereitung.» Und diese soll nun mit dem ersten Titel eine Belohnung erfahren. Auch wenn der Titel nicht der renommierteste und der Gegner nicht der bekannteste ist. Es soll auch eine Bestätigung dafür sein, was er, sein Bruder und sein Team seit Jahren in seine Karriere gesteckt haben. Vukshinaj:

«Mir ist klar, dass wir bislang nicht weiss ich was geschafft haben. Aber selbst das hat uns niemand zugetraut. Mir haben alle immer nur ins Gesicht gelacht, wenn ich sagte, dass ich irgendwann Weltmeister werden will.»

Aber das Unmögliche zu schaffen, habe ihn stets angespornt. Dann, wenn es darum ging, an einem Stück nach Zürich zu joggen. Dann, wenn es darum ging, sein ganzes Leben aufs Boxen zu konzentrieren. Und auch dann, wenn es darum geht, am Samstag seinen ersten Titel zu holen. Es wäre ein kleiner Coup für ihn, auch wenn er ihn kaum gleich in andere Sphären katapultieren wird.

Aber bei dieser positiven Verrücktheit, die der Basler ausstrahlt, traut man ihm viel zu. Allen Widerständen zum trotz. «Was ich angefangen habe, ist noch lange nicht vollendet. Und ich spüre, dass ich mit dem Alter immer besser werde. Und mit jedem Kampf.» Es ist eine typische Ansage für ihn. Keine normale eben. Aber normal, das passt auch nicht zu Faton Vukshinaj.