
Die wohl familiärste Badi im Aargau: Hier übernehmen auch mal die Gäste den Kiosk
Gross ist sie wahrlich nicht, die Badi in Dietwil. Mit ihrem einzigen 25 Meter langen Schwimmbecken ist sie wohl eine der kleinsten im ganzen Aargau. Etwas versteckt hinter dem Schulareal zieht sie seit vielen Jahren Badegäste aus den unterschiedlichsten Gemeinden an. Auch mich verschlägt es an diesem heissen Nachmittag hier her – zum ersten Mal, wie ich realisiere, während ich mein Auto vor dem Areal parkiere.
Ich bin gespannt, was diesen Ort für die vielen Besucherinnen und Besucher so besonders machen könnte. Einen ersten Hinweis erhalte ich bereits beim Anstehen an der Kasse. «Wir fühlen uns immer sehr wohl hier. Es ist schön und familiär», erzählt die Besucherin vor mir, während sie ihren Eintritt bezahlt. Dafür komme sie gerne extra von Eschenbach (LU) nach Dietwil. Ein solches Lob freut Nicole Arnet, die Betreiberin der Badi, besonders. Strahlend blickt sie aus dem Kassenhäuschen, begrüsst und winkt mich durch das Eingangstor.
Die einen mögen das Familiäre, andere die Süssigkeiten
Während ich das Freibad erst kurz vor 14 Uhr betrete, haben sich auf der überschaubaren Wiese bereits viele Familien niedergelassen und geniessen die Atmosphäre, die typischerweise in Badis herrscht. Eine kleine eigene Welt. Auch hier in Dietwil ist sie spürbar. Es riecht nach Chlor und Sonnencrème und duftet nach frischen Pommes frites. Vor dem Glace-Plakat und den Gummibärchen leuchten die Kinderaugen.

Ein Blick in die Badi Dietwil.
Am hellsten wahrscheinlich jene von Laurin und Ben. «Wegen der Süssigkeiten», antworten sie im Chor auf die Frage, weshalb sie gerne in die Dietwiler Badi kommen. Ihre Mutter Andrea Eigenheer lacht. «Ich war als Kind auch immer hier, es ist wirklich familiär, man kennt sich schnell und es ist immer sauber», sagt sie. «Und ausserdem sind die Preise gut bezahlbar.»

Je grösser das Glace, desto erfolgreicher der Badibesuch. Für die jüngsten Gäste sind vor allem die süssen Erfrischungen ein Highlight.
Die eher tieferen Preise sind auch Nicole Arnet ein Anliegen. Sie sagt:
«Es gibt im Dorf Familien mit vier Kindern. Für sie sollen unsere Preise auch bezahlbar sein, wenn sie zu sechst kommen.»
Es ist bereits die sechste Saison, in der Arnet hier in der Badi arbeitet – und die erste, in der sie die alleinige Hauptleitung hat. Mit Unterstützung von Kollegin Cornelia Iten ist sie unter anderem für die Badeaufsicht und den Kiosk zuständig.
Die familiäre Stimmung, von der mir bereits einige Gäste vorgeschwärmt haben, spüre ich inzwischen ebenfalls. «Setz dich hin, ich übernehme in der Zwischenzeit den Kiosk», ruft einer der Gäste, der am Tisch sitzt und das Gespräch von Arnet und mir beobachtet. Sie lacht und meint mit einem Zwinkern: «Ich bin froh, habe ich meine Pappenheimer hier. Kürzlich musste ich eine neue Lieferung einräumen, und da haben auch Gäste kurz den Verkauf übernommen.»

Die Preise in der Badi Dietwil sollen auch für Familien bezahlbar bleiben.
Die Badi und ihre Gäste liegen Arnet am Herzen. So habe es sie auch geschmerzt, als sie vor den Lockerungen der Coronaschutzmassnahmen entscheiden musste, wer einen Platz auf der Wiese bekommt und wer wieder nach Hause gehen muss. An guten Tagen kommen bis zu 300 Leute hier her. Sie erzählt:
«Es gab eine Zeit, da durfte ich wegen Corona nur 150 Gäste reinlassen. Diese Entscheidung zu treffen, hat mir wehgetan.»
In Dietwil hat es alles, was die Herzen der Badegäste begehren
Doch nun gilt wieder Zutritt ohne Einschränkungen. Und das wird von den Gästen sichtlich genossen. Silvan und Lars aus Oberrüti kommen ebenfalls gerne her, um sich abzukühlen und auf dem Einmetersprungturm ihre Saltos zu präsentieren. Hier habe es einfach von allem etwas, so die beiden Schüler. An Infrastruktur scheint die Badi Dietwil den anderen Freibädern im Aargau wirklich in nichts nachzustehen. Auf einem Rundgang über das Areal entdecke ich eine Grillstelle, ein Beachvolleyballfeld und ein kleines quadratisches Becken, wadentief mit Wasser gefüllt und perfekt für die jüngsten Badegäste.

Silvan aus Oberrüti präsentiert seine Saltokünste auf dem Einmeter-Sprungturm.
Bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache, setze ich mich ebenfalls mit einem bunten Glace an einen der grossen Holztische und sehe dem bunten und lauten Treiben zu. Ein Geheimtipp ist die gut besuchte Badi in Dietwil wohl längst nicht mehr, aber auf jeden Fall einen zweiten Besuch wert.