Dieser Aargauer Werber brachte Olaf Scholz in die Poleposition im deutschen Kanzlerrennen

«Es ist noch nichts entschieden», wiegelt Dennis Lück diplomatisch ab. «Nun gut, ein Gläschen darf man darauf schon trinken», fügt er lachend an am Tag nach der Deutschen Bundestagswahl. SPD-Kandidat Olaf Scholz hat zwar knapp gewonnen vor der Union, entschieden ist aber noch nichts. Dass die Werbekampagne für SPD-Kanzlerkandidat Scholz, die Lück gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und «Partner in crime» Raphael Brinkert konzipierte, derart einschlagen würde, war nicht vorhersehbar. Der jahrelange Abwärtstrend der SPD konnte gestoppt werden.

Lück führt die Schweizer Agentur von BrinkertLück Creatives, Brinkert ist seit Jahren in Hamburg aktiv und sehr gut vernetzt. So kam er auch zum Scholz-Auftrag. Schon das erste Zusammentreffen der Mitarbeitenden auf der Hamburger Agentur mit dem Kanzlerkandidaten der SPD stand unter einem guten Stern. «Olaf Scholz hat sich vier Stunden Zeit genommen, um vom Chef bis zum Praktikanten jeden zu begrüssen und einen Schnack zu halten», erzählt Lück begeistert.

Stimmungsbild aus der SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus in Berlin am Wahlsonntag.

Stimmungsbild aus der SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus in Berlin am Wahlsonntag.

zvg

Die Begeisterung war gegenseitig. Lück und Brinkert schufen ein konsistentes Markenbild, wie man das im Werbedeutsch nennt. Lück präzisiert:

«Wir müssen die Personen so verkaufen, wie sie sind.»

Die Aufgabe war nicht ganz einfach. Schliesslich wurde Scholz in seiner Heimat als spröder und langweiliger SPD-Finanzminister wahrgenommen. Davon liess sich der Wohler Werber aber nicht abschrecken und verkündete schon vor einem Jahr, dass er seinem Credo, die Menschen zu unterhalten, treu bleiben werde.

Am Tag nach der Bundestagswahl steht Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, auf der Bühne im Willy-Brandt-Haus.

Am Tag nach der Bundestagswahl steht Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, auf der Bühne im Willy-Brandt-Haus.

Wolfgang Kumm / dpa

Dass dies nicht bloss heisse Luft war, stellte er gemeinsam mit Raphael Brinkert nun unter Beweis. Den beiden gelang es, den ehemaligen Hamburger Bürgermeister als seriösen Macher mit dem Slogan «Scholz packt das an» zu präsentieren. Im Gegensatz zu anderen Kandidaten stellten Lück und Brinkert nicht Arbeiter, Hausfrauen oder Schulkinder in den Fokus, sondern den Kandidaten Olaf Scholz auf rotem Grund. Das schlug ein.

Die Arbeit geht weiter, das Saarland ruft

«Uns haben viele Berufskollegen davor gewarnt, für Politiker Werbung zu machen. Das sei eine ganz andere Welt, da könne man sich ganz schnell die Finger verbrennen», erzählt der Wohler Heavy-Metal-Fan. Der 44-Jährige ging die Arbeit gewohnt unbeschwert und locker an und schuf Plakate mit dem Slogan «Soziale Politik für Dich». Damit punktete Olaf Scholz bei den Wählern.

Noch sei es zu früh, sich richtig zu freuen, sagt Lück. Nun müssen die Koalitionsverhandlungen geführt werden. Will Scholz Bundeskanzler werden, muss er mehr als die Hälfte aller Bundestagssitze hinter sich vereinen.

Lück sagt, sein Auftrag sei erst erfüllt, wenn die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen seien. Und selbst dann, so hofft der Freiämter, werde die Arbeit weitergehen. «Die Wahlen im Saarland stehen vor der Tür», sagt der gebürtige Saarländer. Ehrensache für ihn, dass er da gerne die Werbetrommel rühren würde.

Wo der Wohler so richtig glücklich ist

An Aufträgen mangelt es Lück nicht, der als kreativster Werber der Schweiz gehandelt wird. Bis vor einem Jahr war er noch Kreativchef bei Jung von Matt Limmat und gewann Dutzende Awards. Der Gang in die Selbstständigkeit hat sich für den Vater dreier Kinder gelohnt.

Zu seinen Auftraggebern gehören Banken, Versicherungen und Telefonanbieter. Doch Lück bleibt auf dem Boden. Glücklich macht ihn, wenn er mit seiner Frau Sandra und den drei Kindern zusammensein kann. Und wenn dann noch Hardrock läuft und ein kühles Bier gereicht wird, dann ist das Glück perfekt.