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Dieser Schinznacher verkauft die schweizweit ersten Kaffeekapseln aus Holz – auch Fussballer Embolo trinkt seinen Kaffee

Dieser Schinznacher verkauft die schweizweit ersten Kaffeekapseln aus Holz – auch Fussballer Embolo trinkt seinen Kaffee

Der Aargauer Kaffeeunternehmer Ole Bull erklärt, warum er eine umweltfreundliche Alternative zu Nespresso anbietet und wieso er empfiehlt, seinen Kaffee ohne Milch und Zucker zu trinken.

Ann-Kathrin Amstutz

Kaffeeunternehmer Ole Bull: «Wenn man sich mal an guten Kaffee gewöhnt hat, ist es schwer, einen 08/15-Kaffee zu trinken.»

Ann-Kathrin Amstutz

Die glatte Oberfläche sieht aus wie Plastik. Doch der Eindruck täuscht: Die Kaffeekapsel, die Ole Bull in der Hand hält, ist aus Abfallholz. Auch der Deckel aus Grünschnitt ist kompostierbar. «Es dauert vier Monate, bis die Kapsel komplett abgebaut ist», erklärt Ole Bull. Der 45-Jährige aus Schinznach hat ein grosses Ziel: Er möchte den Kaffeekonsum in der Schweiz – im «Mutterland der Kaffeekapsel» – nachhaltiger machen.

Zwar stellt Ole Bull die Kapseln nicht selbst her: Er bezieht sie von einem deutschen Partnerunternehmen, das Holzreste der Möbel-, Auto- und Flugzeugindustrie zu Kapseln verarbeitet. Doch er ist schweizweit der Erste, der die komplett kompostierbaren Holzkapseln vertreibt – im Onlineshop und in Läden in der Region: Seit dem 8. November sind die Holzkapseln in den Volg-Läden in Schinznach-Bad und Dorf und Lupfig sowie beim Rüebliland-Beck in Wildegg erhältlich, bald auch im Volg in Villnachern.

Das habe sich bereits herumgesprochen, erzählt Bull mit einem Lachen: «Es laufen schon Leute durch mein Quartier und fragen, wo sie den guten Kaffee finden.»

Die Geschichte von Ole Bulls Kaffee beginnt im Jahr 2018. Auf einer privaten Reise nach Kolumbien besuchte er in Medellín eine Kaffeeplantage – und war begeistert vom Aroma der Kaffeebohnen, die neben Ananas, Bananen und Orangen wuchsen. Bull erklärt:

«Diese fruchtige Note bekommt die Bohne bei der richtigen Röstung mit.»

Die «richtige Röstung» ist langsam und schonend. Unter all den verschiedenen Röstverfahren bringe die sogenannte helle Röstung den Charakter der Bohne am besten hervor, so Bull.

Ole Bull tüftelt in seiner Kaffeerösterei an der idealen Kombination der Kaffeebohnen herum.

zvg

Nach der Entdeckung in Kolumbien gründete Bull, der sich schon immer hobbymässig für Kaffee interessierte, in Schinznach die Bulls Coffee GmbH inklusive Proberösterei. Die Bohnen bezieht er direkt von den Kaffeebauern aus Kolumbien. Zu einem fairen Preis: «Der Fairtrade-Preis liegt bei 1.80 Dollar pro Kilogramm Kaffeebohnen, wir zahlen zwischen zehn und zwanzig Dollar pro Kilo», erklärt Bull.

Gleich teuer, aber nachhaltiger und besser als Nespresso

Ole Bulls Spezialitätenkaffee hat denn auch seinen Preis: Eine Kapsel kostet 59 Rappen. Das ist in etwa so teuer wie die Nespresso-Kapseln. Doch Bull ist überzeugt: Sein Kaffee ist sowohl nachhaltiger als auch besser als jener von Nespresso.

Wie die meisten Kapseln sind auch jene von Nespresso aus Aluminium – «ein rarer Rohstoff und überdies sehr energieaufwendig zu gewinnen», sagt Bull. «Zwar kann man Aluminiumkapseln recyceln, aber viele werden einfach weggeworfen.» Dies belegen auch Zahlen des Konsumentenmagazins «Saldo» von 2019: Nur etwa die Hälfte der Aluminiumkapseln von Nespresso wird in der Schweiz rezykliert.

Doch auch der Kaffee selbst sei besser – die Crema schöner, die Aromen ausgefeilter. Nespresso sei Massenproduktion, so Bull, dabei hätten Faktoren wie Ernte, Alter der Bohnen, Mahlgrad, Röstung und Röstfarbe einen grossen Einfluss auf den Geschmack, erklärt der Unternehmer:

«Wir tüfteln lange an der idealen Kombination herum. Nespresso kann das gar nicht bei den Mengen, die sie produzieren.»

Ein Test auf der Redaktion bestätigt: Die Crema von Ole Bulls Kaffee bleibt auch nach mehreren Minuten.

Ann-Kathrin Amstutz

Es scheint zu funktionieren: Prominente wie der Fussballer Breel Embolo trinken Ole Bulls Kaffee. Auch im Umfeld des 1. FC Köln ist sein Kaffee beliebt – Bull selbst stammt ursprünglich aus Köln. Im Auto hat er immer eine Kaffeemaschine dabei, etwa wenn er mit Frau und Tochter in die Campingferien fährt. «Wenn man sich mal an guten Kaffee gewöhnt hat, ist es schwer, einen 08/15-Kaffee zu trinken», sagt Bull.

Warum der Kaffeeliebhaber nur schwarzen Kaffee trinkt

Konfrontiert mit der Gretchenfrage, ob er den Kaffee schwarz oder mit Milch und Zucker trinkt, antwortet Bull klar: «Immer schwarz.» Wenn man Milch beigebe, führe die chemische Reaktion zu einem ganz anderen Geschmack. Und den Zucker brauche es gar nicht, weil auch starker Kaffee nicht bitter sei, wenn die Qualität stimme. In seinem Kaffee seien die Aromen von Toffee und Karamell sowieso schon enthalten. Bull kommt zum klaren Urteil:

«Wenn ein Kaffee rein nicht schmeckt, nützt es auch nichts, ihn mit Milch und Zucker zu verfeinern.»

Ansonsten plädiert Bull jedoch klar für die Freiheit des Geschmacks: «Was dem einen schmeckt, mundet einer anderen Person nicht – bezüglich Geschmack ist niemand repräsentativ.» Auch die Gewöhnung und welche Erinnerungen mit einem Geschmack assoziiert sind, spiele eine wichtige Rolle: «Wenn Sie seit 25 Jahren dieselbe Kaffeesorte trinken, braucht es viel, damit Sie sich noch umgewöhnen.»

Blue, Purple und Single Origin Colombia: Diese drei Sorten verkauft Bull in Holzkapseln.

Ann-Kathrin Amstutz

Die Holzkapseln sind noch ganz neu auf dem Markt, doch Bull hat schon die nächsten Projekte in der Pipeline – nächstes Jahr etwa einen Hanfkaffee, der CBD enthält. Ob Bulls Holzkapseln irgendwann im Detailhandel zu verkaufen sind, lässt der Unternehmer offen. Er sei mit Händlern im Gespräch, doch er wolle kein Wachstum um jeden Preis: «Das Unternehmen muss nicht gross sein, es muss nur Spass machen. Es wäre aber schön, wenn es ein Bewusstsein für nachhaltigeren Konsum fördern würde.»