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Quarantäne nur in der Freizeit: Schulleiter verzweifelt fast wegen Coronaregeln

Lehrpersonen und Schulleiter laufen wegen der Coronapandemie am Limit. Überstunden und Wochenendeinsätze wegen Nachtesten sind keine Seltenheit. So auch in Döttingen, wo Schulleiter Res Fankhauser im vergangenen März über 40 Kinder in Quarantäne schicken musste. Das hat sich zwar nicht wiederholt − weil die Coronabestimmungen regelmässig wechseln und es aktuell mehrere positiv getestete Kinder braucht, um eine Klasse vom Unterricht zu befreien.

Genau diese sich ständig ändernden Regeln haben den Döttinger Schulleiter vor kurzem fast verzweifeln lassen. Konkret geht es um die sogenannte erleichterte Quarantäne. Res Fankhauser sagt: «Wir empfinden deren Einführung als fehlende Wertschätzung den Schulen gegenüber.»

Schulleiter Res Fankhauser.

Doch von vorne: In Döttingen ist kürzlich ein Primarschüler positiv auf Corona getestet worden. Am Morgen kurz nach 8 Uhr − der Bub war bereits im Chorunterricht − meldete sich das Contact Tracing und verordnete Quarantäne. Die Schule schickte ihn nach Hause. Am Nachmittag stellte das Lehrerteam aber fest, dass die Schwester weiterhin am Unterricht teilnimmt. Die Fünftklässlerin wurde sofort nach Hause geschickt.

«Dann kommt das Contact Tracing und teilt uns mit, dass sie weiterhin am Unterricht teilnehmen darf», sagt Res Fankhauser. Und das in geschlossenen Räumen, wo seit Ende Oktober keine Maskenpflicht mehr gilt und Gesangsunterricht wieder erlaubt ist.

Einmal pro Woche wird getestet – auf freiwilliger Basis

Nur ausserhalb des Schulunterrichts gilt für sie Quarantäne − die erleichterte. Weil sie keine Symptome hat und am repetitiven Testen mitmacht, das dienstags stattfindet. Es kann somit je nach Situation vorkommen, dass ein Kind fast eine Woche lang den Unterricht besucht trotz positivem Befund im nächsten Umkreis.

«Sie muss also beim infizierten Bruder zuhause bleiben, wo die Ansteckungsgefahr gross ist, und darf nicht an die frische Luft, um Freunde zu treffen. Am nächsten Tag kann sie an der Schule den Virus fröhlich weiterverbreiten», enerviert sich der Schulleiter. «Das ist doch absolut unverständlich.»

Angst vor starken Sympotmen bei den Kindern als ständiger Begleiter

Jeden Tag würden 350 bis 380 Personen in der Schule ein- und ausgehen. «Als Schulleiter bin ich verantwortlich, auch für ihre Gesundheit.» Die Angst, dass ein angestecktes Kind starke Symptome entwickeln könnte, sei ständiger Begleiter. Er könne aber nur die Vorgaben des Kantons umsetzen, ohne mitreden zu können.

«Ich habe somit eine grosse Verantwortung, aber wenig Kompetenzen. Das führt zu einem Gefühlt der Machtlosigkeit», sagt er. «Ich bin auf Gedeih und Verderben darauf angewiesen, dass alle im Umfeld der Schule ihren Beitrag leisten, unabhängig von den gerade geltenden Regeln.» Glücklicherweise habe der Vater in diesem Fall eingesehen, dass es keinen Sinn mache, die Tochter in den Unterricht zu schicken. «Dafür bin ich sehr dankbar.»

Kanton überprüft die geltenden Regeln

Michel Hassler, Sprecher des kantonalen Gesundheitsdepartements, sagt auf Anfrage:

«Die erleichterte Kontaktquarantäne trägt dazu bei, dass der Präsenzunterricht in den Schulen besser aufrechterhalten werden kann, was ein wichtiges Anliegen des Schulbereichs ist.»

Dazu gehöre auch die Reduktion der Klassenquarantänen. Dabei würden die Beteiligten, also die Schulen, sowie das Bildungs- und das Gesundheitsdepartements stets Abwägungen zwischen einem möglichst ungestörten Schulbetrieb und den epidemiologischen Massnahmen vornehmen. «Die Entscheide haben entsprechend nichts mit mangelnder Wertschätzung zu tun», so Michel Hassler.

Die Schulen arbeiteten konstruktiv an den entsprechenden Prozessen mit, und wenn immer möglich würden gemeinsam Lösungen gefunden. «Aktuell findet angesichts der stark steigenden Fallzahlen eine Überprüfung der geltenden Regeln statt.»