
Ein gigantischer Tresor für 64 Millionen: Kommen bald Picasso-Bilder nach Reinach?
In Reinach soll ein gigantischer Tresor für Kunst- und andere Wertgegenstände geschaffen werden. Auf dem Stück Land an der Mattenstrasse, zwischen Landi und Recycling-Paradies von Karin Bertschi, war schon einmal ein Sicherheitslager geplant – zunächst allerdings für Daten. Inzwischen wurde das im Dezember 2015 bewilligte Bauvorhaben so modifiziert, dass es noch einmal öffentlich aufgelegt werden muss.
Gemäss Baugesuchsunterlagen ist nun ein Hochsicherheitslager für die Einlagerung und Präsentation von Kunst- und Wertgegenständen geplant. Für die Realisierung sind Baukosten von 64 Millionen Franken veranschlagt. Das Gebäude hat ein grosses Ausmass: Es ist über 120 Meter lang und rund 74 Meter breit. Pläne und Projektbeschrieb lassen erahnen, dass den Sicherheitsaspekten grösste Bedeutung beigemessen wird. Investor ist die Innovatium AG mit Sitz in Menziken. Hinter der Firma steckt die Kurt Weber AG, das wichtigste Unternehmen des im Wynental bestens bekannten Immobilienunternehmers und «Glaushaus»-Besitzers Kurt Weber.
Investition in Zukunftsmarkt
Das Sammeln von Bildern und anderen Kunstgegenständen ist im Trend. Immer mehr Reiche investieren ihr Geld in Kunst, häufig moderne, weil sie damit deutlich höhre Renditen erzielen als auf den Finanzmärkten. Diese Kunst muss irgendwo gelagert werden – schliesslich sind die Wände der Villen der Besitzer nicht unendlich. Von dieser Entwicklung würde das Lagergebäude in Reinach profitieren.
Kurt Weber plante an der Reinacher Mattenstrasse ursprünglich den Bau eines Technocenters, eines Sicherheitslagers für Daten. Äusserlich ändert sich mit dem geänderten Vorhaben zur Lagerung von Kunst- und Wertgegenständen wenig. Die Gebäudehülle bleibt praktisch gleich: ein moderner Bau mit Glasfassade und Wasserspiel im Eingangesbereich. Modifiziert wurden die Anlieferungen. Neu sind diese umbaut, sodass Last- oder Lieferwagen inwendig andocken können. Zusätzlich ist eine unterirdische Zufahrt für Lieferwagen geplant. Im Gegensatz zum ursprünglichen Bauvorhaben wird das Hochsicherheitslager komplett unterkellert.
Im neuen Gebäudekomplex sind zwei Hauptnutzungseinheiten geplant: Der westliche (hintere) Teil besteht aus fünf fensterlosen Lagergeschossen, die «für einen Ankermieter vorgesehen» sind, wie es im Projektbericht heisst. Das Herzstück des Riesensafes, das «Sicurus Building», befindet sich im vorderen Gebäudeteil. Dort finden sich gemäss Beschrieb auf fünf Stockwerken «verschiedene Nutzungseinheiten, durch welche sämtliche Dienstleistungsbedürfnisse in Zusammenhang mit der Sicherstellung von Wertgegenständen abgedeckt werden». Das sind allgemeine Lagerräume, Kleinlagerflächen für private Nutzungen sowie Tresorräume mit Schliessfachausstattung.
Neben der Sicherheits- und Hochsicherheitstrakte finden sich gemäss Beschrieb auch allgemein zugängliche Räumlichkeiten wie Kundenshowrooms für Ausstellungen und ein weitläufiger Aufenthaltsbereich. Schliesslich müssen auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Kunstbesitzer in Reinach in adäquatem Umfeld ihre Schätze verkaufen können. Es können durchaus auch grosse Objekte gelagert werden: Der grösste der insgesamt acht Lifte misst sechs auf drei Meter und kann eine Nutzlast von 5000 Kilogramm transportieren.
Fünf Sicherheitszonen
Die Sicherheitsvorkehrungen sind immens, wie dem Projektbeschrieb zu entnehmen ist. Die Risikoanalyse hat das renommierte Zürcher Ingenieurunternehmen Ernst Basler und Partner AG gemacht. Laut Bericht bewerten «auch Rückversicherer das Gebäude sehr positiv». Das heisst nicht nur Versicherer finden das Reinacher Projekt gut, sondern auch die Versicherer der Versicherer. Ein bekanntes Unternehmen ist Swiss Re.
Im Reinacher Hochsicherheitslager gibts fünf Sicherheitszonen. Das Gelände ist mit einem über drei Meter hohen Zaun und technischen Überwachungseinrichtungen geschützt. Lastwagen müssen zum Abladen ins Gebäude reinfahren. Jede Anlieferung hat einen eigenen Quarantäne-Raum. Ab einer gewissen Nähe zu den fensterlosen Tresorräumen muss man begleitet werden. Selbstverständlich ist das Raumklima kontrolliert mit Luftschleusen. «Um die technische Sicherheit zu erhöhen, wird die Versorgung in einem extra dafür konzipierten Technikgebäude ausgelegt», heisst es im Bericht. Dazu gehört auch eine Notstromversorgung.
von Rahel Plüss / AZ
