
Einbürgerungen verschleppt: Gemeinderat entlässt Gemeindeschreiber Daniel Wicki
Die gesamte Stellungnahme des Gemeinderats:
«Der Gemeinderat stellt fest, dass verschiedene Einbürgerungsgesuche tatsächlich auf Grund von falscher Prioritätensetzung liegen geblieben sind.
Dafür entschuldigt sich der Gemeinderat bei den betroffenen Gesuchstellern in aller Form.
Der Gemeinderat wird dafür besorgt sein, dass die entsprechenden Gesuche prioritär weitergeführt werden.
Auf Grund der aktuellen Situation hat der Gemeinderat beschlossen, dem Gemeindeschreiber Herrn Daniel Wicki mit sofortiger Freistellung zu kündigen.»
Der Gemeinderat von Boswil hat seinem Gemeindeschreiber gekündigt und ihn per sofort freigestellt. Das teilt er in einem kurzen Communiqué heute Morgen mit. „Der Gemeinderat stellt fest, dass verschiedene Einbürgerungsgesuche tatsächlich auf Grund von falscher Prioritätensetzung liegen geblieben sind“, heisst es darin. Er reagiert damit auf einen Bericht in der heutigen Ausgabe des „Blick“: Dieser berichtet, dass Wicki seit 2015 einige angenommene Einbürgerungen in Boswil vertrödelt oder gar verschlampt hat.
Einbürgerung blieb seit 2015 liegen
Der «Blick» berichtet in seinem Artikel, dass der Mazedonier Ridvan Ametti (58), seine Frau und sein Sohn seit über drei Jahren auf den Schweizer Pass warten. Ihnen war an der Gemeindeversammlung vom 25. November 2015 das Gemeindebürgerrecht zugesprochen worden. Den Schweizer Pass haben sie aber immer noch nicht erhalten – nach über drei Jahren. Normalerweise dauert dies rund ein Jahr.
Nach einem Ja an einer Gemeindeversammlung muss die Gemeinde die Unterlagen an den Kanton schicken. Amettis Unterlagen kamen dort aber nie an. Von der Gemeinde sei er mehrmals vertröstet worden, sagt Ametti der Zeitung.
Insgesamt sechs Fälle
Der „Blick“ berichtet von mindestens fünf weiteren Personen, die länger als üblich auf den Schweizer Pass warten. Sie wurden alle an einer Gemeindeversammlung im Jahr 2017 eingebürgert. In den Jahren 2016 und 2018 waren an den Boswiler Gemeindeversammlungen keine Einbürgerungen traktandiert.
Wicki bestritt gegenüber dem „Blick“ jegliche Schuld. Seine Erklärungen: Häufig seien die Unterlagen nicht vollständig. Das verzögere das Verfahren. Das scheint aber wenig plausibel, weil Einbürgerungswillige für ihre Gesuch schon alle Unterlagen einreichen müssen.
Wicki führt zudem an, dass die Gesuchsteller die Rechnungen erst einige Monate nach der Gmeind bezahlt hätten. Deshalb habe man die Gesuche später dem Kanton weitergeleitet. Laut Andreas Bamert, Leiter Amt für Register- und Personenstand (ARP) im Kanton Aargau, liegen aus Boswil zurzeit aber keine Einbürgerungsgesuche vor. (pz)