Lenzburg reitet auf der grünen Welle
Lenzburg wird politisch grüner. GLP und Grüne haben im Einwohnerrat je zwei Sitze dazugewonnen. Die grösste Verliererin ist die SVP, sie hat zwei Sitze abgegeben, die SP und die EVP je einen.
Die Stimmbeteiligung lag bei 48 Prozent; 3054 gültige Wahlzettel wurden eingereicht (6566 Personen wären in Lenzburg stimmberechtigt).
Die SP hat in ihren Reihen eine Siegerin: Julia Mosimann hat am meisten Stimmen überhaupt geholt, 200 mehr als der Zweitplatzierte, Parteikollege Remo Keller, ebenfalls Bisheriger.
Die neun FDP-Sitze werden von sechs Bisherigen besetzt, die auch die meisten Stimmen holten, und drei neuen, die allesamt einige Listenplätze gutgemacht haben. Marcel Strebel war als 28. Kandidat (von 30) gestartet und hat von den Neuen mit 825 Stimmen das beste Ergebnis erreicht. Ruby Häusermann kämpfte sich von Listenplatz 16 in den Einwohnerrat, Philippe Minnig als Präsident der Orts-FDP von Platz 10.
Auch die «Mitte» schickte ihre vier Bisherigen auf den vordersten Plätzen ins Rennen. Drei waren siegreich, Raphael Rudolf wurde abgewählt. Stattdessen ergatterte Iris Bachmann vom Listenplatz 6 aus einen Sitz.
Bekenntnis zur Umwelt- und Klimapolitik
Die Grünen haben ihr ehrgeiziges Ziel der Sitzverdoppelung erreicht, nachdem sie 2017 knapp einen Sitz verloren hatten. Präsident Stefan Zantop ist erfreut: «Die Prognose war vielleicht etwas mutig. Umso schöner ist es, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen dürfen.» Der Listenmix habe es ausgemacht: «Wir konnten sehr engagierte frische, aber auch erfahrenere Personen aufstellen.» Themen wie Umweltschutz und Klimapolitik seien nun wirklich bei den Leuten angekommen. Auch freut ihn, dass drei der neu vier Grünen-Sitze Frauen besetzen: «Ich bin überzeugt, dass ausgeglichene Gremien bessere Politik machen und freue mich, dass wir über den Rat gesehen dazu beitragen.»
Auch die GLP freut sich über die beiden zusätzlichen Sitze (neu sechs), gerade weil sie 2017 knapp an einem fünften vorbeischrammte. Präsident Adrian Höhn schliesst sich Zantop an: «Die Ergebnisse sind ein deutliches Zeichen für Umwelt- und Klimapolitik.» Dies sei auch das Legislaturziel der GLP. «Wir müssen nun vorwärtsmachen, es gibt keine andere Möglichkeit mehr.» Auch freue er sich über die neue Herausforderung für die Partei, zum ersten Mal nicht mehr in der Opposition zu stehen. Schade findet er einzig, dass unter den drei Neuen keine Frau ist.
«Immerhin wurde der links-grüne Flügel gestärkt»
«Wir haben verloren, das ist bitter», sagt Brigitte Vogel, Präsidentin der örtlichen SVP. Ganz unerwartet kam es aber nicht; sie hatte damit gerechnet, dass die SVP Sitze würde abgeben müssen. Aber: Mit nur zwölf Kandidierenden doch noch sieben Sitze zu holen, «das ist Bombe». Dass sich nicht mehr Personen aufstellten, hat ihrer Ansicht nach mit dem zu tun, was auf nationaler Ebene gerade diskutiert wird: «Man braucht aktuell viel Mut, sich für die SVP zu exponieren.» Mit den sieben Sitzen werde die Partei weiterhin ihre bürgerliche Politik vertreten. «Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen», gibt sich Vogel kämpferisch.
Auch die SP verliert einen Sitz und hat nun wie die FDP neun. «Natürlich hätten wir lieber gewonnen», sagt Präsident Thomas Schär. «Aber immerhin wurde der links-grüne Flügel gestärkt.» Er freue sich auch, dass die SP mit drei neuen, jungen Kräften im Rat vertreten ist.
Von zwei auf einen Sitz halbiert wurden die Einwohnerratssitze der EVP. Daniel Frey trat als Bisheriger an und wird eine weitere Legislatur amten. Die Partei habe mit einem Grünrutsch gerechnet, sagt Frey, habe aber natürlich trotzdem gehofft, ihre beiden Sitze zu verteidigen. Er werde sich nun wohl noch mehr mit der «Mitte» verbünden: «Das ist am ehesten unsere politische Wellenlänge.»