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Nach historischer FDP-Niederlage: Präsident Hoffmann nennt die Gründe und sagt, wie er die Wende wieder schaffen will

Nur etwas mehr als zwei Monate ist es her, als die FDP Wohlen jubeln durfte. Sie schaffte es Ende September, sich einen Platz im Gemeinderat für die nächste Amtsperiode (2022/2025) zurückzuerobern. Dies dank der erfolgreichen Kandidatur von Einwohnerrätin Denise Strasser. Die Partei ging deshalb optimistisch in die Einwohnerratswahlen vom vergangenen Sonntag.

Den Schwung konnte die FDP aber ganz und gar nicht mitnehmen. Im Gegenteil. Die Liberalen mussten eine Wahlniederlage einstecken und büssten zwei Sitze ein – statt wie bisher sechs Sitze werden ab 2022 nur noch vier von der FDP besetzt.

In der Geschichte der Ortspartei ist damit ein Tiefpunkt erreicht. Noch nie war ihre Sitzzahl im Einwohnerrat so gering. Die schlechtesten Ergebnisse hatte sie davor mit fünf Sitzen bei den Wahlen 2009 und 2013. Zum Vergleich: In der Periode zwischen 1977 und 1997 schwankte die FDP stets zwischen neun und zehn Sitzen.

FDP fehlten nur rund 900 Stimmen zum fünften Sitz

FDP-Parteipräsident Thomas Hoffmann gehört zu den Wiedergewählten ins Wohler Parlament. Gegenüber der AZ sagt er mit zwei Tagen Abstand zum Wahlergebnis:

«Ich glaube nicht, dass wir von den Wählerinnen oder Wählern wegen unserer Politik abgestraft worden sind. Wir hatten eine Wahlliste mit Kandidierenden, die Qualität haben.»

Er verweist darauf, dass seiner Partei heuer nur knapp 900 Stimmen fehlten, um wenigstens den fünften Sitz zu halten. «Vor vier Jahren gewannen wir einen Wackelsitz der Mitte. Jetzt haben wir diesen leider knapp wieder abgeben müssen», sagt Hoffmann.

Sie konnten Abgänge von Geissmann und Strasser nicht kompensieren

Die fehlenden Stimmen erklärt er mit dem Wegfall von zwei Bisherigen, die in den früheren Wahlen viele Stimmen erhielten. Hoffmann erläutert selbstkritisch: «Wir konnten die zwei prominenten Abgänge von Thomas Geissmann und Denise Strasser nicht adäquat ersetzen. Unsere neuen Kandidierenden waren wohl in Wohlen zu wenig bekannt.»

Thomas Hoffmann, Präsident FDP Wohlen und Einwohnerrat.

Thomas Geissmann, der nicht mehr antrat, holte beispielsweise bei den Wahlen 2017 als bester FDP-Kandidat 912 Stimmen, die neu gewählte Gemeinderätin Denise Strasser vereinte damals 716 Stimmen auf sich. Dieses Potenzial konnten die neuen Kandidierenden nicht ausschöpfen.

Die FDP betreibe eine ehrliche Politik. Sie hätten zum Beispiel auch rein wahltaktisch nochmals mit Thomas Geissmann auf der Liste antreten können, rein, um dessen Stimmen zu sammeln – und dann wäre er nach kurzer Zeit zurückgetreten. «So etwas wollten wir aber nicht machen», sagt Hoffmann.

Bezüglich prominenter Namen auf den Wahllisten konnte besonders die GLP punkten und so der FDP Stimmen abschöpfen. «Sie hatten mit Matthias Angst oder Dennis Andermatt bekannte Namen, auch aus dem Lehrerumfeld», sagt Hoffmann.

«Die GLP ist wie eine Kopie, ich habe aber lieber das Original»

Den grünliberalen Wahlerfolg schreibt er klar zwei Faktoren zu. «Momentan ist es halt sexy, ein wenig grün und ein wenig liberal zu sein», so der FDP-Präsident. Aber das könne schon in vier Jahren wieder anders sein, gibt er sich zuversichtlich. «Die GLP ist wie eine Kopie, ich habe aber lieber unser Original», sagt Hoffmann.

Trotz des historisch schlechten Abschneidens seiner Partei sieht er keinen Grund, in der Ausrichtung etwas Fundamentales zu ändern. Es sei noch zu früh, aber man werde das Ergebnis sicher noch analysieren. Für Hoffmann steht aber auch fest:

«Wir werden im Einwohnerrat weiterhin eine sachliche, konstruktive Politik machen. Laut und polemisch zu politisieren wie andere, ist nicht unsere Art der Politik.»

Er betont auch, dass die FDP-Fraktion zusammen mit den beiden Vertretern des Dorfteils Anglikon mit sechs Einwohnerratsmitgliedern noch immer gleich gross sei wie die Fraktion der Grünliberalen oder der SP.

Und: Die Liberalen sind auch nicht die einzigen Verlierer der Einwohnerratswahlen. Auch die SP (–1) und die SVP (–1) müssen einen Sitz abgeben. Die SVP bestellt als grösste Fraktion mit zehn Plätzen aber noch immer einen Viertel des Einwohnerrats.