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Den Humor wieder gefunden: Abgewählter Ammann führte zum letzten Mal durch die Gemeindeversammlung

«Das Ergebnis war ein Schock. Und der Schock sitzt mir noch immer in den Knochen», sagte Robert Müller 18 Tage nach der Wahl zur AZ. Seit 2012 ist Müller Gemeindeammann in der kleinsten Gemeinde im Bezirk Baden. 1110 Einwohnerinnen und Einwohner zählt Freienwil. An den Erneuerungswahlen vom 26. September wurde er überraschend als Ammann und als Gemeinderat abgewählt. Der Architekt ist aber weiterhin in der Kantonspolitik aktiv: Er sitzt für die SVP im Grossen Rat.

Nachfolge ist bereits geregelt

Unterdessen hat Müller seinen Humor wieder gefunden, wie sich bei seiner Abschiedsrede zeigte: «Ich möchte den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, die mich gewählt haben, herzlich danken. Denen, die mich nicht gewählt haben, möchte ich ebenfalls danken, für die neue Freizeit die ich bekommen habe.»

Trotzdem sah man dem abgewählten Gemeindeammann den Wehmut vor der versammelten Stimmbevölkerung an. Sein politisches Engagement in Freienwil startete Müller in der Finanzkommission, dann schaffte er die Wahl in den Gemeinderat. Nach nur einem Jahr übernahm er das Amt des Ammanns. Rückblickend sieht er diese Zeit positiv. Er sagte:

«Ich habe immer grossen Wert darauf gelegt, dass wir als Team funktionieren und die Aufgaben selbst anpacken.»

Er habe so versucht, das Dorf weiterzubringen. Gemeinderat Urs Rey und Vizeammann Othmar Suter (beide parteilos) hielten eine Laudatio auf Müller. Der Unterhalt der Infrastrukturanlagen und der Hochwasserschutz seien Müller sehr am Herzen gelegen, sagte Suter. Dazu sei ihm – auch als Präsident der Baukommission – der Schutz des Ortsbildes wichtig gewesen. Unter anderem steht mittlerweile Müllers eigenes Heim unter Denkmalschutz.

Auch habe er mit dem neuen Kindergartenprovisorium dringend nötigen Schulraum für Freienwil sichergestellt. Beim Planungsverband «Baden Regio» habe Müller zudem ein nützliches Netzwerk für Freienwil geschaffen. Das Dorf solle auch überregional wahrgenommen werden. Er habe viel geleistet für Freienwil, so Suter abschliessend.

Robert Müller bei seiner letzten Rede als Gemeindeammann in der Freienwiler Mehrzweckhalle. 

Gemeinderat Urs Rey sagte: «Grosszügige Leute wie Robert Müller können auch Niederlagen überwinden.» Müller erhielt nach seiner überraschenden Abwahl einen würdigen Abschied.

Robert Müllers Nachfolge als Gemeindeammann ist bereits geregelt: Vizeammann Othmar Suter (parteilos) wurde, da keine Gegenkandidaten antraten, in stiller Wahl als neuer Ammann gewählt. Er hat als Vizeammann demissioniert. Gemeinderat Urs Rey stellt sich als Vize zur Wahl.

Budget 2022 durch Versammlung genehmigt

Überhaupt war es eine kurze Versammlung – gemäss Ammann Müller sogar rekordkurz – begonnen hatte sie um 20:15 Uhr, um 22 Uhr war alles vorbei. 65 von 755 Stimmberechtigten waren anwesend. Neben der Verabschiedung von Robert Müller erschienen die Anträge des Gemeinderats aber eher nebensächlich. Sie wurden allesamt angenommen.

Nicht einmal die Kreditabrechnung für den Gestaltungsplan Freienwil Mitte sorgte für grosse Diskussionen. An diesem Donnerstagabend wurde sie mit einem klaren Ja der Stimmberechtigten genehmigt.

Der Projektierungskredit von 108’000 Franken für Hochwasserschutzmassnahmen am Hälslerweg, der Dorf- und der Bergstrasse wurde mit nur zwei Gegenstimmen angenommen. Der Verpflichtungskredit über 80’000 Franken für die Sanierung des alten Schulhauses gar einstimmig.

Auch der Kredit für die Neuauflage der Ortsgeschichte über 25’000 Franken – Freienwil wird im kommenden Jahr 775 Jahre alt – wurde angenommen. Dazu wurde das Reglement für den «Fonds för’s Dorf» verabschiedet und das Budget 2022, mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 109 Prozent, genehmigt.