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Die regionalen Bierbrauer müssen auch im zweiten Coronajahr eine Durststrecke überwinden 

Mirko Dapoto von Tiersteiner Bräu in Frick hat für 2022 einen grossen Wunsch. Dass es kommendes Jahr wieder möglich ist, unbeschwert ein kühles Bier zu geniessen – «ohne Hintergedanken und Angst», mit Freunden, locker und gesellig. So wie früher, so wie vor Corona. Die Situation sei nach wie vor schwierig. «Ich habe das Gefühl, es wird immer schlechter», sagt er.

Und so fällt seine Bilanz für 2021 auch entsprechend aus: «Seit Mai/Juni ist es nur noch bergab gegangen.» Der Absatz beim wöchentlichen Rampenverkauf habe sich seit Beginn der Pandemie nie mehr richtig erholt. Vor allem die wegen Corona abgesagten Bier-Events mit der Möglichkeit, Spezialitäten zu degustieren, haben Dapoto zufolge gefehlt. Viele hätten Bier aus Furcht vor Ansteckung nur noch im Onlineshop gekauft.

Leidenschaft und Freude am Braukessel motivieren weiterzumachen

Dapoto macht dennoch weiter. Er meint: «Die Leidenschaft und die Freude, die ich am Bierbrauen habe, sind für mich nach wie vor Motivation genug.» Richie Waldis von der Bierwerkstatt NordSud in Rheinfelden sagt:

«Ich mache das nur als Hobby, ich habe keine Angestellten und muss nicht davon leben.»

Der Rheinfelder Hobby-Bierbrauer Richie Waldis ist mit dem Umsatz in 2021 unterm Strich zufrieden, wie er sagt.

Waldis 2021er Bilanz fällt dann doch nicht allzu schlecht aus: «Unterm Strich bin ich eigentlich zufrieden», erklärt er. Die produzierte Menge – etwa 6000 Liter – sei in den vier Jahren, in denen er jetzt schon braut, mehr oder weniger gleich geblieben. Einen Teil davon kann er via Gastronomie und Detailhandel an den Konsumenten bringen. Waldis sagt:

«Im Bereich Gastronomie ist mein bester Kunde die Rhybar-Buvette, die im Rheinfelder Stadtpark steht.»

Weitere Kunden seien die Rheinfelder Geschäfte l’Ultimo Bacio und Nur so… unverpackt einkaufen. Und auch über den eigenen Webshop tätigt Waldis Verkäufe. «Mein Geschäft ruht auf mehreren Beinen. Ich habe alle Kanäle bedienen können und auf allen Kanälen ist etwas gegangen», zieht er eine nicht ganz so schlechte Bilanz für 2021. Für 2022 strebt er an, rund 500 bis 1000 Liter mehr an die Biertrinkerin, den Biertrinker zu bringen – insgesamt also 6500 bis 7000 Liter abzufüllen. Mehr sei als Ein-Mann-Betrieb nebenberuflich kaum machbar.

Bilanz 2021 besser als die des ersten Coronajahres

Über Privatkunden, die ihm auch in der Krise treu geblieben seien, freut sich Hans Meier von Schümberg-Bräu in Kaisten-Ittenthal. Rund 1500 Liter Bier hat er vor Corona noch jährlich gebraut. «2020 waren es nicht einmal 1000», erinnert er sich ans erste Coronajahr mit Lockdowns und geschlossenen Beizen. Verglichen damit habe 2021 schon wieder leicht angezogen. Meier ist vor neun Jahren unter die Mikrobrauer gegangen, als Pensionärstätigkeit und als Hobby. Mit sechs verschiedene Sorten ist er am Markt.

Nicht mehr am Markt sind indes die Unternehmen 3Bier in Gansingen und Rumor Brauerei in Kaisten. «Uns gibt es auch wegen Corona nicht mehr», erklärt der frühere Rumor-Vizepräsident Dino Dörig. Anfang März 2020 hat Flösser Bräu in Mettauertal-Hottwil den Betrieb eingestellt, ganz knapp vor dem ersten Lockdown.

Die Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden gibt auf Nachfrage aktuell keine Zahlen heraus. Gaby Gerber, Leiterin Unternehmenskommunikation, sagt:

«Wir kommunizieren unsere Jahreszahlen für 2021 erst Anfang Februar 2022.»