
Fuchsfamilie lebt seit Coronakrise im Klingnauer Schulareal – ein Abschuss steht nicht zur Debatte


Am Sonntagnachmittag beobachten einige Erwachsene und Kinder in Klingnau ein seltenes Schauspiel: Sie befinden sich auf dem Schulhausplatz, als plötzlich ein kleines Füchslein, nur wenig grösser als eine Katze, auftaucht. Seelenruhig trippelt es eine kleine Treppe hinauf, springt auf den Schulhaus-Brunnen – und stillt seinen Durst mit dem Wasser aus dem Brunnenbecken.
Die Erwachsenen schauen sich und das Füchslein ungläubig an. Sie hätten nicht weniger gestaunt, wenn ein Känguru an ihnen vorbeigesprungen wäre. Das Füchslein, erst wenige Wochen alt, trottet bald wieder davon. Es verschwindet im Grün des kleinen Biotops, das sich auf dem Schulareal befindet. «Ich dachte, ich sehe nicht recht», schildert ein Vater später seine Eindrücke. Drei Schulhäuser grenzen an das mit Bäumen und Sträuchen zugewachsene Biotop. Auf zwei Seiten ist es von einer hohen Steinmauer umgeben.
Verbotene Zone
Wo kommt das Füchslein her? Die Erklärung: Eine Fähe hat sich im Biotop niedergelassen und mehrere Junge zur Welt gebracht. Sie kam während der Coronakrise, als in der Schule acht Wochen lang kein Präsenzunterricht stattfand. Und keine Kinderstimmen die Stille durchbrachen.
Die Anwesenheit der Füchse blieb trotzdem nicht verborgen. Wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts vor zwei Wochen gab es die erste Meldung aus der Bevölkerung über Fuchskinder, die sich tagsüber beim Biotop tollen. Rot-weisse Plastikbänder signalisieren mittlerweile die verbotene Zone. «Wir haben entschieden, dass die Füchse im Biotop bleiben dürfen», sagt Gemeindeschreiber Ueli Gantenbein.
Die Gemeinde hat auch keine andere Möglichkeit. Füchse lassen sich kaum vergrämen. Der Abschuss eines gesunden Tieres ist wegen der Schonzeit verboten. «Das wollen wir aber auch gar nicht», so Gantenbein. «Wir gehen davon aus, dass die Fuchsfamilie das Biotop demnächst verlassen wird.» Wichtig sei, den Füchsen nicht zu nahe zu kommen.
Schulleiterin Claudia Hossfeld suchte alle 16 Primarschulklassen mit 220 Kindern auf, um den Kindern die Verhaltensregeln im Umgang mit den Wildtieren einzuschärfen. Die rund 80 Kindergärtler werden auf einem separaten Areal auf der anderen Seite des Städtchens unterrichtet. Sie wurden separat informiert, ebenso wie die rund 250 Jugendlichen der 14 Oberstufenklassen.
Hygiene-Massnahmen wie bei Covid-19
Die Kinder sollen, so Hossfeld, die Tiere weder füttern noch mit ihnen spielen, und sie auch nicht streicheln oder anfassen. Stattdessen sollen sie zu den Tieren Abstand halten und sich regelmässig die Hände waschen. Das Wasser vom Brunnen dürfen sie nicht trinken, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.
Auch die Eltern erhielten ein Infomail. «Ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie zuhause ebenfalls mit Ihren Kindern über den Umgang mit Wildtieren sprechen», schreibt Hossfeld. «Wir sprechen täglich mit den verantwortlichen Personen der Gemeinde über das weitere Vorgehen.»