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Aarau hat nur noch ein Restaurant mit Gault-Millau-Punkten – die Hintergründe

Neuerdings hat die Stadt Aarau nur noch zwölf Gault-Millau-Punkte. Nicht die Stadt an sich, aber das einzige Punkterestaurant, das in der Aargauer Hauptstadt noch zu finden ist: das «Mürset» im Schachen.

Letztes Jahr hat das Restaurant einen Punkt gewonnen, stieg von 12 zu 13 auf. Nun wurde es wieder mit zwölf Punkten bewertet. «Das ist natürlich schade», sagt Felix Suhner, Eigentümer und Unternehmer der Balance Familie AG. Dazu gehört auch das Restaurant Cocon des «Seerose Resort & Spa» in Meisterschwanden. Dieses wiederum wurde von Gault-Millau mit 14 Punkten bewertet, einem mehr als letztes Jahr. «Das wiederum freut uns sehr, daran haben wir hart gearbeitet», sagt Suhner.

Er relativiert aber auch. Das Ziel sei zwar, 365 Tage im Jahr dieselbe gute Qualität zu leisten. Man dürfe aber nicht vergessen, dass in einer Küche Menschen arbeiten, denen Fehler passieren können. «Die Tester kommen einmal vorbei und was sie mitnehmen, ist eine Momentaufnahme.» Es sei schade, dass offenbar ausgerechnet an diesem Tag etwas nicht geklappt habe. Zu tun haben könnte das auch mit dem Lockdown oder wie es Suhner nennt – dem «mehrmonatigen Berufsverbot». Nach längerer Zeit müsse sich ein Team erst wieder finden und das Zusammenspiel wieder aufbauen.

Die Punkte seien für das «Mürset» insofern wichtig, als das Restaurant seit einer halben Ewigkeit eine bekannte, gute Adresse in Aarau sei. Das Wichtigste aber bleibe, den Gästen ein schmackhaftes Essen für einen guten Preis zu servieren. Das Urteil darüber, ob das gelingt, finde sich weniger im Gault-Millau-Führer als vielmehr auf Onlineplattformen – und darin, dass zufriedene Gäste wiederkommen.

«Kettenbrücke» freiwillig ausgestiegen

Das taten viele über Jahre auch im «Chez Jeannette»; der grossen Adresse, wenn es um Gault-Millau-Punkte ging. Das Restaurant in der Vorderen Vorstadt schloss 2013, es folgte das ebenfalls punkteprämierte «Beluga». Das Restaurant ist im aktuellen Gourmetführer aber nicht mehr zu finden; es musste zu Beginn des Jahres schliessen und hatte sich schon ein Jahr vorher von der Gault-Millau-Liste streichen lassen.

Nach dem Lockdown hat das Restaurant Kettenbrücke als «Zollhuus» wiedereröffnet. Um Gault-Millau-Punkte kämpft es nicht mehr.

Auch die «Kettenbrücke» sucht man in diesem Jahr im Gourmetführer vergeblich. Ein Umstand, den das Restaurant selbst aktiv herbeigeführt hat. Das Konzept sei ein anderes als früher, sagt Theresia Sokoll, Direktorin und Gastgeberin der Hotel Kettenbrücke AG, und dazu passen die Gourmetpunkte nicht mehr. Die Umstellung und damit den Ausstieg aus dem Gourmetführer habe sie schon letzten Herbst mit den Besitzern besprochen und dieses Jahr im März dem Team von Gault-Millau mitgeteilt. Im Mai 2021 eröffnete das Restaurant dann mit dem neuen Namen «Zollhuus».

Der Gastraum sei regelmässig ausgebucht, die Bewertungen auf Internetportalen sehr positiv. «Der Entscheid, weg von der weissen Tischwäsche und Eleganz hin zu trendig-chic und ungezwungen, hat sich für uns also mehr als ausgezahlt – trotz all der Herausforderungen in den nach wie vor unplanbaren Coronazeiten.»