Geht das gut? Bald könnten an der Spitze fast aller grosser Aargauer Parteien Bundespolitiker stehen

Bald eine Rarität? FDP-Präsident Lukas Pfisterer ist Grossrat (Archivbild AZ)
Bald eine Rarität? FDP-Präsident Lukas Pfisterer ist Grossrat (Archivbild AZ)
Neu im Nationalrat: SP-Präsidentin Gabriela Suter (Archivbild AZ)
Neu im Nationalrat: SP-Präsidentin Gabriela Suter (Archivbild AZ)
Seit 4 Jahren in Bundesbern: SVP-Präsident Thomas Burgherr (Archivbild AZ)
Seit 4 Jahren in Bundesbern: SVP-Präsident Thomas Burgherr (Archivbild AZ)

Am Mittwoch entscheidet der Parteitag der SVP Aargau, wer Präsident der wählerstärksten Partei im Kanton Aargau wird. Nationalrat Thomas Burgherr gibt das Präsidium nach acht Jahren ab. Bis jetzt haben Nationalrat Andreas Glarner und Grossrat Rolf Jäggi ihre Kandidatur angemeldet. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass einer der beiden neuer Parteipräsident wird.

Glarner war zwar lange im Grossen Rat und von 2005 bis 2015 Fraktionspräsident. Seit vier Jahren politisiert er aber in Bundesbern. Zur AZ sagte er diese Woche, das sei überhaupt kein Nachteil, er sei genug nahe an der kantonalen Politik.

Jäggi sagte zwar, er sei als kantonaler Parlamentarier näher bei der Grossratsfraktion und den kantonalen Themen, ohne dies jedoch als Argument gegen Glarner als Parteipräsidenten ins Feld zu führen.

Burgherr: «Für mich spielte es keine Rolle»

Der jetzige SVP-Aargau-Präsident Thomas Burgherr hat die Partei zuerst als Grossrat und nach seiner Wahl 2016 auch als Nationalrat präsidiert. Er sagt, für ihn selber habe es keine Rolle gespielt. «Aber man kann das natürlich unterschiedlich anschauen.»

Mit Andreas Glarner und Rolf Jäggi als Kandidaten könnten die Delegierten nächste Woche auch diesen Aspekt gewichten und auswählen. Burgherr betont, dass man als Kantonalparteipräsident die Themen auf Kantons- und Bundesebene kennen müsse.

«Da man nur in einem Parlament sein kann, muss man so oder so für die andere Ebene Zeit investieren.» Er habe in aller Regel an den Fraktionssitzungen teilgenommen und sei in alle Vernehmlassungen involviert gewesen. «Deshalb wusste ich immer auch, was auf kantonaler Ebene läuft.»

Mit den Nationalratswahlen hat sich die Situation in der Aargauer SP und CVP verändert. Die Parteipräsidentinnen Gabriela Suter und Marianne Binder, die vorher im Grossen Rat politisierten, sind in den Nationalrat gewählt worden. Beide wollen das Parteipräsidium behalten.

Binder: «Es spricht viel für kantonale Parlamentarier»

Binder sagt zwar, dass grundsätzlich viel für kantonale Parlamentarier als Kantonalparteipräsidenten spreche. Die Fraktionsarbeit sei zentral und es erleichtere vor allem auch die Zusammenarbeit mit dem Fraktionspräsidenten. «Als Nationalrätin hätte ich mit also nicht unbedingt neu um dieses Amt beworben», sagt Binder.

Sie sei jedoch noch nicht lange Parteipräsidentin, nach wie vor nahe an der kantonalen Politik und wolle sich nach den letzten Wahlen nicht ausschliesslich nach Bern verabschieden. «Ich möchte den gemeinsamen Schwung mitnehmen im Kanton und bin auch bereit, die nötige Zeit für die Arbeit aufzubringen.» Sie habe die Frage aber selbstverständlich auch der Parteileitung gestellt. «Es herrschte klar der Wunsch, dass ich die Partei weiterhin leite.»

Suter sagt, Bundespolitik könne man gar nicht losgelöst von der kantonalen Politik betreiben, «weil die Kantone für die Umsetzung von Bundesgesetzen verantwortlich sind.» Es sei ein Vorteil, sich auf beiden politischen Ebenen zu bewegen.

Sie habe ihr Kontaktnetz in der kantonalen Politik und könne dieses bei Bedarf aktivieren. Ausserdem hätten die Kantonalparteipräsidien noch andere Aufgaben neben der politischen Themensetzung und -begleitung. «Wichtig ist, dass man nahe an der Basis ist und die Mitglieder motivieren kann, sich aktiv in der Partei zu engagieren», sagt Suter.

Pfisterer: «Grossrat zu sein, ist ein leichter Vorteil»

Bei den grösseren Parteien im Aargau könnten bald nur noch die Präsidenten Lukas Pfisterer (FDP) und Daniel Hölzle (Grüne) auf kantonaler Ebene politisieren. «An Grossratstagen ist es vorteilhaft, wenn man vor Ort sein kann, die Debatte mithört und sich allenfalls auch einbringen oder Absprachen treffen kann», sagt Pfisterer. Umgekehrt sei man als Mitglied des Bundesparlaments näher bei den Bundesvorlagen. Letztlich sieht Pfisterer einen leichten Vorteil für Grossratsmitglieder, «rein aufgrund der Nähe zur kantonalen Politik vor Ort».