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Gemeinde will SBB-Tageskarten abschaffen: Ein Auswärtiger protestiert

Gemeinde will SBB-Tageskarten abschaffen: Ein Auswärtiger protestiert

Immer mehr Gemeinden verzichten auf das Angebot der SBB-Tageskarten. Auch in Seon sind sie im Budget 2022 nicht mehr aufgelistet. Eine Person verteilt deswegen Flugblätter im Dorf, wohnt aber selbst nicht in Seon. 

Anja Suter

Die SBB-Tageskarten werden in immer mehr Gemeinden abgeschafft.

Bruno Kissling

Ein Tagesausflug ins Tessin, eine Wanderung im Jura oder ein schnelles Zmittag in Schaffhausen. Mit den SBB-Gemeindetageskarten, die von den Gemeinden im Set gekauft und dann an die Bevölkerung weiterverkauft werden, sind Reisen in der gesamten Schweiz zu einem Pauschalpreis möglich. In Seon kostet eine Karte derzeit 45 Franken, für Spontankäufer sind die nicht reservierten Karten am Vortag ab 16 Uhr (Freitag 13 Uhr) sogar für 35 Franken zu haben.

Das soll sich jedoch bald ändern. Die vier SBB-Tageskarten sollen ab 2022 nicht mehr angeboten werden, heisst es in den Unterlagen zur Gmeind am 26. November beim Traktandum Budget 2022. «Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation ist die Auslastung der Tageskarten nur sehr schwer abzuschätzen. Es droht erneut ein deutliches Defizitgeschäft.»

Widerstand mittels Flugblatt

Gegen die Abschaffung gibt es Widerstand. «AG Achtung Gefahr. Dringender Aufruf an alle Seoner», heisst es auf einem Flugblatt, das in der Gemeinde kursiert. Die initiierende Person fordert die Stimmberechtigten auf, an der Gemeindeversammlung teilzunehmen und dort das Budget abzulehnen. «Haben Sie Ihren Stimmrechtsausweis weggeworfen, bekommen Sie Ersatz bei der Gemeindekanzlei», heisst es im Flugblatt. Zudem wird um Spenden gebeten, da die Person armutsbetroffen sei und die Aktion einen dreistelligen Betrag koste.

Das Flugblatt, welches in Seon kursiert warnt, vor einer Abschaffung der Tageskarten. 

zvg

Bei der Gemeinde hat man Kenntnis von der Aktion. «Die betroffene Person stammt nicht aus Seon, sondern kommt aus einer Gemeinde in der Region», sagt Gemeindeammann Hans Peter Dössegger. Der Mann sei auch schon bei der Gemeindeverwaltung vorstellig geworden, das Gespräch zwischen ihm und der Verwaltungsangestellten habe sich aber als schwierig gestaltet.

SBB-Tageskarten lohnen sich für Seon nicht mehr

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gemeinde die Tageskarten abschaffen möchte, bereits vor einigen Jahren wurden sie aus dem Budget gestrichen. Damals wehrte sich der Souverän gegen die Entscheidung, die SBB-Tageskarten blieben vorerst erhältlich. Dössegger hat derweil nicht vor, den Posten beim Budget 2022 zu verheimlichen. «Ich werde sicher auf den Punkt eingehen. Wir wollen nicht, dass jemand im nächsten Jahr überrascht ist», sagt er. Die SBB-Tageskarten lohnen sich für Seon nicht mehr. «Vor Corona lag die Auslastung bei 90 Prozent, jetzt ist sie unter 50 Prozent», sagt der Ammann. Da die SBB-Tageskarten 2023 sowieso abgeschafft werden, habe man sich entschieden, sie nicht mehr ins Budget aufzunehmen. Hinzu kommt, dass der Aufwand für die Verwaltung sehr gross sei.