
Gesundheitsdirektor Gallati diesmal noch rigoroser als Berset– diese Massnahmen gelten ab 18 Uhr
Auch im Aargau sind die Coronazahlen in den letzten Tagen massiv gestiegen: Am Montag meldete der Kanton insgesamt 364 neue bestätigte Ansteckungen in den letzten 72 Stunden. Am Freitag wurden 155, am Samstag 118 und am Sonntag 91 Fälle registriert.
Derzeit sind im Aargau 26 Personen mit Covid- Erkrankung hospitalisiert, zwei davon liegen auf der Intensivstation und werden beatmet. «Wir erleben seit Anfang letzter Woche einen massiven Anstieg der Zahlen und haben am Freitag mit 155 bestätigten Fällen den bisherigen Höhepunkt erlebt», sagte Kantonsärztin Yvonne Hummel am Montagnachmittag an einer Medienkonferenz.
Seit dem 13. Oktober hat sich die Zahl der Infizierten im Kanton laut Hummel mehr als verdreifacht. Der starke Anstieg bei den Covid-Infektionen wirkt sich auch auf die Zahl der Aargauerinnen und Aargauer aus, die von den Mitarbeitern des Contact-Tracing-Centers in Quarantäne oder Isolation geschickt werden. 400 Personen befinden sich laut der Kantonsärztin in Quarantäne, 230 sind in Isolation.
Contact-Tracing am Anschlag: Kontakte direkt informieren
«Wir haben beim Contact-Tracing die Kapazität stetig ausgebaut, das Team ist heute viermal grösser als am Anfang», erläuterte Hummel. Allein in der letzten Woche habe man zehn neue Mitarbeiter eingestellt, das Team leiste Überstunden am Abend und am Wochenende, man habe die Effizienz gesteigert – und doch stösst die Rückverfolgung und Unterbrechung von Ansteckungsketten im Aargau an Grenzen.
«Es ist möglich, dass einzelne Personen nicht zeitgerecht kontaktiert werden können», räumte Hummel ein. Die Mitarbeiter des Contact-Tracing-Centers setzten Prioritäten und konzentrierten sich primär auf die infizierten Personen. Hummel bat die Bevölkerung um Unterstützung: «Es ist wichtig, dass Infizierte in einem ersten Schritt ihre Kontaktpersonen direkt informieren.»
Zahl der Kontakte möglichst reduzieren
Die meisten Ansteckungen wurden in den letzten vier Wochen am Arbeitsplatz, in der Familie und bei privaten Veranstaltungen registriert. Hummel nannte Grossraumbüros von Banken, Logistikbetriebe und Verteilzentren, in denen es zu Infektionen gekommen sei. Damit die Ausbreitung der Pandemie eingedämmt werden kann, ist es laut Hummel sehr wichtig, dass die Bevölkerung die Zahl der Kontakte möglichst reduziert. Dazu sollen die neuen Coronamassnahmen beitragen, die der Kanton per Allgemeinverfügung erlässt. Diese gehen über die verschärften Regeln des Bundes hinaus und gelten ab Dienstagabend um 18 Uhr.
1) Kontaktdaten erheben: Auch bei allen privaten Anlässen mit weniger als 15 Personen muss der Veranstalter die Kontaktdaten aller Gäste erheben und diese dem Contact-Tracing-Center auf Anfrage liefern. Der Bund verlangt dies erst bei Anlässen ab 15 Personen. «So wird das Contact-Tracing entlastet, wenn wir schnell eine Liste haben, können wir rascher Kontaktpersonen informieren», erläuterte Hummel.
2) Weniger Gäste in Bars und Clubs: Die Besucherzahl in Clubs und Bars wird von bisher 100 auf neu 50 reduziert. Zudem müssen alle Gäste eine Maske tragen – ausser, wenn sie gerade am Essen oder Trinken sind. «Gerade in Bars und Clubs ist die Ansteckungsgefahr relativ hoch», begründete Hummel. Allerdings erfolgen gemäss kantonaler Statistik nur gerade 1,4 Prozent der Ansteckungen in Bars und Clubs.
3) Maskenpflicht in der Schule: Künftig müssen Erwachsene in allen Innenräumen von Schulgebäuden Masken tragen. Die neue Regelung gilt ab Mittwoch, ausgenommen davon sind nur Lehrpersonen, wenn während des Unterrichts im Klassenzimmer die Abstände eingehalten werden können. Das Bildungsdepartement empfiehlt den Schulen ausserdem, auf Schulreisen oder Klassenlager zu verzichten.
Kanton unterstützt Homeoffice-Empfehlung
Für die Durchsetzung der Regeln kann die Kantonsärztin die Polizei beiziehen, Betriebe schliessen oder Veranstaltungen auflösen lassen. Auch das Gesundheitsdepartement von Regierungsrat Jean-Pierre Gallati richtet Empfehlungen an die Bevölkerung. So sollen private Veranstaltungen nur in kleinen Gruppen bis 30 Personen stattfinden. Der Kanton unterstützt die Homeoffice-Empfehlung des Bundes und ruft auf, auch in Grossraumbüros Maske zu tragen, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern mehr als eine Viertelstunde lang nicht eingehalten werden kann.
Die Verschärfungen und Empfehlungen stützen sich auf die Analyse der Ansteckungsorte. Weil bei Grossanlässen wie Fussballspielen mit mehreren tausend Zuschauern in anderen Kantonen bisher keine Infektionsherde aufgetreten sind, verzichtet der Aargau auf eine Wiedereinführung der 1000er- Grenze.