
Glarner gegen Suter: «Maskenpflicht im Freien? Ich würde mich schlicht weigern, wenn das eingeführt wird»
Der inzwischen in den Regierungsrat gewählte SP-Vertreter Dieter Egli hatte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) noch eine genügende Note für dessen Corona-Management gegeben. SP-Aargau-Präsidentin und Nationalrätin Gabriela Suter attackierte Gallati im «TalkTäglich» bei Tele M1 hingegen direkt. «Der Kanton Aargau ist schlecht vorbereitet auf die zweite Welle, das Contact- Tracing ist überlastet, die Testlabors am Anschlag, das liegt in der Verantwortung des Gesundheitsdirektors.»
Und auch der zweite SVP-Regierungsrat, Bildungsdirektor Alex Hürzeler, kommt bei Suter schlecht weg. Dass jede Schule selber entscheiden könne, für wen Maskenpflicht gelte und wie man die Schutzmassnahmen umsetze, sei ein Fehler, kritisierte sie.
SVP-Aargau-Präsident und Nationalrat Andreas Glarner ging nicht auf die Kritik an Hürzeler ein, verteidigte aber Gallati. «Es ist unverständlich, dass die Spitäler nicht bereit sind, im Frühling standen 89 Intensivbetten zur Verfügung, jetzt sind es nur 35», sagte er. Die Spitäler müssten nun rasch ihre Kapazitäten hochfahren, forderte Glarner. «Und dass das Pflegepersonal diese Woche auf die Strasse geht und protestiert, statt zu arbeiten, verstehe ich nicht», legte der SVP-Nationalrat nach.
Suter für zweites Hilfspaket, Glarner gegen Masken
Gabriela Suter hielt an ihrer in den sozialen Medien geäusserten Kritik fest, dass die Bewilligung für Grossveranstaltungen wie das Spiel des FC Aarau am Samstag verantwortungslos und fahrlässig sei. «Wir alle möchten zurück in die Normalität und ich will niemandem die Freude an einem Fussballmatch nehmen, aber wenn die Zahlen weiterhin so steigen, steuern wir auf eine Katastrophe zu», sagte sie.
Glarner entgegnete, in vielen Fällen verlaufe eine Corona- Erkrankung derzeit milder als im Frühling, ausserdem sei die Gesamtzahl der Todesfälle in der Schweiz dieses Jahr bisher niedriger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Glarner sieht eine gebremste Durchseuchung als besten Weg: Abstände einhalten, Hygienemassnahmen anwenden, damit die Spitäler nicht überlastet werden – aber letztlich eine Ansteckung von rund 60 Prozent der Bevölkerung zulassen. «Wir haben die Wirtschaft so stark an die Wand gefahren, mehr Einschränkungen sind nicht mehr tragbar.»
Waren sich auch beim Notrecht nicht einig
Suter sieht dies anders, fordert aber finanzielle Unterstützung für Betriebe und Unternehmen, wenn zum Beispiel Bars und Clubs geschlossen würden. «Wir haben eine tiefe Schuldenquote und der Staat verdient derzeit sogar, wenn er sich Geld leiht», sagte sie. Für ein zweites Hilfspaket nicht zu haben ist Glarner: «Das ist das süsse Gift des Sozialismus», warnte er.
Nicht einig waren sich die beiden auch bei der Frage, ob der Bund per Notrecht schweizweite Massnahmen einführen solle. «Die Gesundheitsdirektoren der Kantone müssen sich in der kleinräumigen Schweiz auf Vorgaben einigen, wenn das nicht gelingt, muss der Bund übernehmen», forderte Suter. «Im Aargau ist die Coronasituation nicht gleich wie im Wallis, also braucht es auch nicht dieselben Massnahmen», entgegnete Glarner. Die zuletzt diskutierte Maskenpflicht im Freien hält der SVP-Präsident für «reinen Unsinn», wie er sagte. «Ich würde mich schlicht weigern, wenn das eingeführt wird.»