
Grafikerlegende Niklaus Troxler: «Lebenswerk? Ich bin voll im Element»
Der Willisauer Grafiker und Gründer des Jazz Festivals Willisau, Niklaus Troxler, erhält den Anerkennungspreis 2021 des Luzerner Regierungsrats, zusammen mit der Uni-Professorin Mira Burri (wir berichteten). Mit der Auszeichnung von Troxler würdigt der Regierungsrat das Lebenswerk des 74-jährigen Troxler als Grafiker von internationalem Rang – ebenso wie seine Verdienste um die kulturelle Identität des Kantons Luzern als Vater des Jazz Festivals. Troxler befindet sich zurzeit mit seiner Frau an ihrem zweiten Wohnsitz in Berlin, weshalb das Interview telefonisch geführt wurde.
Niklaus Troxler, Sie haben in Ihrem Leben schon viele Design- und Kulturpreise gewonnen. Was bedeutet Ihnen der Luzerner Anerkennungspreis, den Sie am 13. September überreicht bekommen werden?
Niklaus Troxler: Der Preis hat mich sehr überrascht und gefreut. Er kommt in einem Alter, in dem man nicht mehr damit rechnet (lacht). Und so eine Anerkennung von politischer Seite ist schön. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir noch für breite Kulturförderung kämpfen mussten, damals als ich mit dem Jazz Festival Willisau 1975 angefangen habe.
Ist das der erste Preis, mit dem man Ihr Lebenswerk würdigt?
Ich weiss es gar nicht. Aber der Begriff Lebenswerk hat schon auch etwas Beängstigendes. Ich bin ja noch voll im Element.
Erzählen Sie …
Ich bin künstlerisch noch ziemlich aktiv. Ich male Bilder und organisiere Ausstellungen. Und ich habe eine neue künstlerische Technik entdeckt: Ich gestalte mit dem Klebeband.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Das nennt sich Tape-Art. Ich bin Teil einer Performance, meistens mit einer Band. Begleitend zur Musik erstelle ich an Wänden Bilder aus Klebebändern mit unterschiedlichen Farben und aus verschiedenen Materialien. Ich lasse mich von der Musik treiben und inspirieren. Im Juli werde ich zum Beispiel eine Performance mit Musikern im Bau 4 in Altbüron aufführen.
Der Kanton würdigt Sie ja nicht nur als renommierten Grafiker, sondern auch als Vater des Jazz Festivals Willisau. War bildende Kunst ohne Musik für Sie überhaupt möglich?
Ich konnte meine Tätigkeiten nie wirklich trennen. Ich habe Plakate gemacht und Konzerte veranstaltet – das war für mich einfach Alltag und mein Leben. Und ich habe mich bei der Gestaltung oft von Musik beeinflussen lassen. Die Musik ist immer im Spannungsfeld zwischen Improvisation und Komposition – das hat mich fasziniert.
Wie war es damals, als Sie das Festival gründeten?
Die ersten Konzerte habe ich in den Sechzigerjahren veranstaltet. Das war die Zeit des Aufbruchs, eine fantastische Zeit. Ich hatte zwar kein Geld, aber machte einfach mal drauflos.
Sie sind ein Mann von Welt, sind viel gereist und haben an den unterschiedlichsten Orten gearbeitet. Trotzdem sind Sie Ihrem Wohnort Willisau treu geblieben. Wieso?
Und ich fühle mich nach wie vor wohl in Willisau. Das ist seit jeher meine Wirkungsstätte. Hier habe ich mir was aufgebaut und meine Netze gespannt. Ich war aber auch viel in Städten wie New York, London oder Paris unterwegs. Diese Horizonterweiterung war mir wichtig. Und seit 20 Jahren habe ich meinen Zweitwohnsitz in Berlin. Mir gefällt der Stadt-Land-Kontrast.
Der Kanton Luzern schrieb in seiner Mitteilung zum Anerkennungspreis, dass Sie hohe Reputation geniessen, aber als Mensch bescheiden geblieben seien. Stimmt das?
Das hoffe ich doch. Ich konnte das Leben leben, das mir entsprach, und musste mich nie gross verbiegen.