
Grosse Mehrkosten kommen auf kleine Gemeinde Roggliswil zu
Die Umsetzung des neuen Finanzhaushaltsgesetzes für Gemeinden fordert kleinere Gemeinden wie Roggliswil besonders. Nicht zuletzt deshalb musste die Verwaltung reorganisiert werden. Mit der Neuanstellung von Sarah Helfenstein im Vollzeitpensum könne man künftige anspruchsvolle Aufgaben besser bewältigen, sagte Gemeindepräsident Josef Steinmann. Helfenstein wird auch den Bereich Bau- und Teilungsamt übernehmen. Die Behördenmitglieder sind überzeugt, dass mit nun insgesamt 240 Stellenprozenten auf der Verwaltung Projekte wie das Geschäftsverwaltungsprogramm und der Ersatz der IT effizient umgesetzt werden können.
Auch finanziell bekommt die 700-Seelen-Gemeinde die Auswirkungen der Aufgaben- und Finanzreform heftig zu spüren. Durch deren Umsetzung fallen in den nächsten Jahren grosse Mehrkosten für die Gemeinden an – so etwa in den Bereichen Gesundheit und Soziales sowie den Finanzen. Dazu die Ressortverantwortliche Brigitte Purtschert: «Die Überalterung und die gesellschaftlichen Einwicklungen führen sowohl bei der Gesundheit als auch im Sozialbereich zu einem hohen Kostenwachstum.» Bisher betrug der Gemeindeanteil an den Ergänzungsleistungen zu den IV-Renten 70 Prozent. Neu haben die Gemeinden 100 Prozent der Ergänzungsleistungen der AHV und IV zu tragen.
Gemeinderätin Purtschert hatte aber auch Erfreulicheres zu berichten, und zwar aus dem Bildungsbereich. Im Budget 2020 komme erstmals die neue Aufteilung der Schulkosten zwischen Kanton und Gemeinde zum Tragen. Der Kanton Luzern beteiligt sich künftig mit 50 Prozent an den Volksschulkosten statt nur mit 25 Prozent wie bisher.
Hatte der Gemeinderat für 2019 noch einen Ertragsüberschuss von 116 000 Franken budgetiert, rechnet er nun für das Jahr 2020 mit einem Aufwandüberschuss von 138 800 Franken. Und da kommt die Aufgaben- und Finanzreform zur Unzeit. Gemäss ihr muss die Gemeinde den Steuerfuss um 0.1 Einheiten auf 2.1 Einheiten senken. «Das sind 70 000 Franken, auf die wir bis auf weiteres verzichten müssen», so Gemeindepräsident Josef Steinmann.
Externe Revisionsstelle und Controllingkommission
In vielen Gemeinden ist die Rechnungskommission bereits an externe Revisionsstellen ausgelagert worden. Nun hat sich auch der Roggliswiler Gemeinderat zu diesem Schritt entschieden. Er ist überzeugt, dass die Vorteile deutlich überwiegen. Gemeindepräsident Steinmann: «Es braucht Leute, die im Finanzgeschäft durchblicken, insbesondere seit den ersten Erfahrungen mit dem Harmonisierten Rechnungsmodell HRM2.» Diese Fachpersonen seien professioneller, hätten ein vernetzteres Denken und seien auch in anderen Gemeinden buchhalterisch tätig.
Gemäss neuem Recht soll die Gemeinde aber eine Controllingkommission bilden – bestehend aus einem Präsidenten und zwei weiteren Mitgliedern. Weil bereits im März 2020 Neuwahlen der Controllingkommission für die Legislatur 2020 bis 2024 stattfinden, konstituiert sich vorübergehend die Controllingkommission aus Beatrice Geiser, bisher Mitglied der Rechnungskommission, sowie die beiden anderen ehemaligen Rechnungskommissionsmitglieder Philipp Wechsler und Benno Blum.
Zum Schluss eine gute Nachricht: Alle drei bisherigen Gemeinderäte Josef Steinmann, Roger Scheidegger und Brigitte Purtschert haben an der Versammlung erklärt, dass sie sich nächstes Jahr zur Wiederwahl zur Verfügung stellen.
Die Beschlüsse der Gmeind auf einen Blick
Von 518 stimmberechtigten Einwohnerinnen und Einwohnern waren 31 anwesend. Die Gemeindeversammlung genehmigte einstimmig das Budget 2020. Dieses rechnet mit einem Aufwandüberschuss von 138 800 Franken – und das bei einem Steuerfuss von 2.1 Einheiten und Nettoinvestitionen von 176 000 Franken. Weiter einstimmig gutgeheissen wurden die Teilrevision der Gemeindeordnung Roggliswil, die Bestimmung einer externen Revisionsstelle für die Jahre 2020/2021 (Firma Truvag Revisions AG, Willisau) und das Reglement für die Controllingkommission der Gemeinde.