
Grünliberale suchen einen neuen Präsidenten – doch fast die ganze Prominenz der Partei sitzt in der Findungskommission
Beat Hiller hat die GLP Aargau sieben Jahre lang geführt, bei den Grossratswahlen im Herbst 2020 feierte seine Partei mit sechs zusätzlichen Sitzen einen grossen Erfolg. Zuvor hatte er auch die Verluste bei den Wahlen 2016 erlebt, doch zuletzt waren die Grünliberalen im Aargau deutlich im Aufwind. Dennoch tritt Hiller als Präsident bald zurück, im Januar erklärte er, dass er sein Amt auf den Zeitpunkt der Mitgliederversammlung vom 3. September abgibt.
Um die Nachfolge zu regeln, hat die Partei nun eine Findungskommission eingesetzt, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Mitglieder der Kommission sind Nationalrat Beat Flach, Fraktionspräsidentin Barbara Portmann, Oberrichter Viktor Egloff. Dazu kommen zwei Vertreter der Jungen GLP: Co-Präsident Gion Reto Kaiser und Gründungspräsidentin Annetta Schuppisser.
Die Kommission mache sich nun auf die Suche nach Interessierten für das frei werdende Amt, teilen die Grünliberalen mit. Ob die GLP Aargau in Zukunft von einem Co-Präsidium oder einem Einerpräsidium geführt werden solle, sei noch offen. Klar ist aber: «Ab jetzt werden Bewerbungen entgegengenommen.»
Flach, Portmann und Egloff nehmen sich selbst aus dem Rennen
Mit der Besetzung der Findungskommission haben die Grünliberalen das Kandidatenfeld für das neue Präsidium allerdings gleich selber massiv eingeschränkt. Beat Flach, Barbara Portmann oder Viktor Egloff sind bekannte GLP-Vertreter, die man sich gut an der Spitze der Kantonalpartei hätte vorstellen können.
Niemand von diesen drei wird die Partei, die zuletzt auf der grünen Welle surfte, künftig führen. Flach, Portmann und Egloff haben sich selber aus dem Rennen genommen. Geht man nach dem Ausschlussverfahren – wer nicht in der Findungskommission ist, hat Ambitionen auf das Präsidium – ist der Kreis der möglichen Kandidaten eher klein.
Doris Aebi: «Präsidium steht für mich nicht im Vordergrund»
Headhunterin Doris Aebi kandidierte im Herbst 2019 für den Regierungsrat, verpasste die Wahl aber relativ deutlich. Auf ihre weiteren politischen Ambitionen angesprochen, sagte Aebi vor gut einem Jahr: «Ich kann mir gut vorstellen, im Aargau für den Kanton oder ein Unternehmen in einer nebenberuflichen Funktion Verantwortung zu übernehmen, in der meine Erfahrungen aus Politik und Wirtschaft gefragt sind.»
Kann sich die 56-Jährige auch vorstellen, neue Präsidentin der GLP Aargau zu werden? Oder unterstützt Aebi mit ihrer grossen Erfahrung bei der Rekrutierung von Führungskräften die Partei bei der Auswahl geeigneter Kandidaten? «Ich bin bereit, mich in Zukunft noch stärker in der Parteiorganisation zu engagieren, aber das Präsidium steht für mich dabei nicht im Vordergrund», teilt Aebi auf Anfrage mit. Selbstverständlich unterstütze sie die Partei in sämtlichen Fragen der Personalplanung.
Philippe Kühni überlegt sich eine Kandidatur ernsthaft
Philipp Kühni, der Stiefsohn von Doris Aebi, war im vergangenen Herbst Wahlkampfleiter der GLP. Einen beträchtlichen Teil des Erfolgs seiner Partei darf er sich an die Fahne heften. Das gilt auch für Kühnis Heimatbezirk: Die Grünliberalen legten in Aarau um knapp 3 Prozent zu und gewannen einen zweiten Sitz. Doch dieser ging nicht an Kühni, sondern überraschend an Ignatius Ounde.
Philippe Kühni landete auf Platz sechs unter den GLP-Kandidaten im Bezirk Aarau, in den Grossen Rat nachrutschen wird er also nicht. Doch das muss kein Nachteil sein: Auch Beat Hiller sass nie im Kantonsparlament. Kühni ist Präsident der Bezirksparteien Aarau und Kulm – könnte er sich das Kantonalpräsidium vorstellen?
«Ich überlege mir eine Kandidatur für das GLP-Präsidium ernsthaft, ein definitiver Entscheid ist aber noch nicht gefallen», sagt Kühni auf Anfrage. Das Amt bringe einen grossen Zeitaufwand mit sich, man sei in der Öffentlichkeit stark exponiert – «beides muss man wollen und das möchte ich mir gut überlegen», sagt der 39-Jährige.
Kühni wird Anfang Mai neuer Geschäftsführer bei Heatconnect, einem Start-up-Unternehmen für Fernwärme und Fernkälte. «Ich weiss noch nicht, wie sich diese berufliche Veränderung auf mein Zeitbudget auswirken wird.» Sollte Kühni wirklich Präsident der GLP Aargau werden, könnte er wohl nicht weiter Wahlleiter sein und müsste auch das Präsidium der Bezirksparteien Aarau und Kulm abgeben.
FDP: Meldefrist abgelaufen, EVP: Co-Präsidium bestätigt
Auch die FDP ist auf der Suche nach einem neuen Präsidium, Lukas Pfisterer gibt sein Amt im Mai ab. Ende Februar ist die Meldefrist für Interessierte bei der Kantonalpartei abgelaufen. Die Findungskommission führe derzeit mit potenziellen Kandidierenden Gespräche, sagt Partei-Vizepräsidentin Claudia Hauser. Am 29. März nominiert die Geschäftsleitung ihre Vorschläge, der Parteitag wählt die neue Präsidentin schliesslich am 11. Mai. Offiziell bestätigt bisher erst Sabina Freiermuth, Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, ihr Interesse. Die Regierungsratskandidatin von 2019, Jeanine Glarner, hat abgesagt, ebenso die Grossräte Adrian Schoop und Titus Meier.
Bei der EVP gibt es hingegen keinen Wechsel an der Spitze der Kantonalpartei. Das bisherige Co-Präsidium mit Therese Dietiker und Roland Frauchiger wurde an der Onlineparteiversammlung bestätigt, wie die Partei mitteilt. (eva/fh)