
«Härte, Hingabe, Humor»: Fast 100 Aargauer und eine Aargauerin werden aus dem Militär entlassen
Sie alle leisteten im Durchschnitt 750 Tage Dienst: Die Offiziere und höheren Unteroffiziere des Kantons Aargau. Ende Dezember wurden 25 Offiziere und 13 höhere Unteroffiziere aus der Militärdienstpflicht, sowie 43 Offiziere und 17 höhere Unteroffiziere aus der Armee entlassen. Unter Ihnen war auch eine Frau. Im Grossratsgebäude wurden sie nun feierlich verabschiedet, zum ersten Mal waren auch die höheren Unteroffiziere eingeladen.
Gastgeber des Abends war Regierungsrat und Militärdirektor Urs Hofmann. Diese Amtshandlung führte Hofmann zum ersten und gleich zum letzten Mal durch. Die 750 Tage Dienst entsprächen mehr als drei Arbeitsjahren, in denen die Offiziere und höhere Unteroffiziere wichtige Aufgaben für die Schweiz erbracht haben: «Dafür gebührt Ihnen der grosse Respekt des Aargauer Regierungsrats und der Aargauer Bevölkerung.»
Tage des Verzichts
Diese Tage im Dienst seien auch Tage des Verzichts gewesen, betont Urs Hofmann: «Verzicht auf Ihre Ehefrauen, Freundinnen, Familie, oder auch bloss auf den gewohnten Komfort oder genügend Schlaf.»
In einer Zeit des Wandels, in der althergebrachte Institutionen hinterfragt würden, sei es wichtig, die Sinnhaftigkeit der Armee und des Milizsystems sowohl gegenüber den Armeeangehörigen als auch gegenüber der Bevölkerung immer wieder aufzuzeigen und mit aktuellen Beispielen zu untermauern: «Es ist die Aufgabe der Führung unserer Armee, die Bedrohungslagen richtig einzuschätzen und die Armee auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft auszurichten.»
Hofmann spricht unter anderem über Cyberangriffe. «Schon der Ausfall der Festnetzkommunikation der Swisscom letzte Woche hat gezeigt, wie rasch auch unsere Sicherheitsorgane von Störungen in der Kommunikation zentral betroffen sind», so Hofmann.
«Mit Humor»
Oberst Rolf Stäuble, Kreiskommandant vom Kanton Aargau, führte durch den Abend. Auch er dankte den abtretenden Offizieren und höheren Unteroffizieren für ihr Engagement zugunsten der Armee: «Ihr Einsatz für die Armee war überdurchschnittlich gross und ich bin mir sicher, dass sie ihre Funktion als Vorgesetzter mit den uns vier bekannten H erfüllt haben – Herzblut, Härte, Hingabe und sicher auch Humor.» Umrahmt wurde die Feier von zahlreichen Militärmusikstücken, gespielt durch das Ensemble Territorialdivision 2, geführt von Patrick Hummel.
Daniel Keller, neuer Kommandant der Territorialdivision 2 überbrachte das Grusswort der Armee. Er machte in seiner Rede deutlich, wie wichtig es sei, einem Abgang von Rekruten in den Zivildienst entgegenzuwirken: «Dafür braucht es uns alle. Der Soldat muss nach dem Dienst nach Hause gehen und sagen können, dass das was er trainiert und gelernt hat, durchaus auch in einem Einsatz funktionieren könnte.»
Anwesend war nebst zahlreichen Militärkaderleuten auch die neue Grossratspräsidentin Edith Saner. Sie eröffnete im Anschluss an die Feier die «Gedenkausstellung René Villiger». Das Militär hatte für den Aargauer Künstler eine grosse Bedeutung, wie Saner erzählte.
Ein Auftrag als junger Grafiker öffnete ihm viele weitere Türen: «Das eidgenössische Militärdepartement brauchte ein neues Soldatenbüchlein. René Villiger war einer der Grafiker, die das kleine, grüne Gefechtsbuch mitgestaltet hat.» In drei Vitrinen im Vorraum des Grossratssaal sind ab Donnerstag ausgewählte Kunstwerke des 2010 verstorbenen Künstlers aus dem Freiamt zu sehen.