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Der HSC gewinnt das Aargauer Derby gegen Endingen – und das im Kanton Luzern

Manuel Zehnder vom HSC Suhr Aarau im Abschluss gegen Endingen-Goalie Dario Ferrante.
Der HSC setzte sich im Cup-Achtelfinal mit 28:24 durch. Doch lange war das Spiel ausgeglichen.
Das Aargauer Derby fand in Dagmersellen statt: Kein Wunder hatte es auf der Tribüne trotz der prickelnden Affiche noch freie Plätze.
Immerhin 221 Zuschauer nahmen den Weg in den Kanton Luzern aber auf sich.
Und wurden mit einer unterhaltsamen Partie belohnt.

Als HSC-Geschäftsführerin Doris Zehnder am Sonntagnachmittag in Dagmersellen aus dem Auto steigt, sagt sie: «Irgendwie ist es ja schon speziell, für ein Aargauer Derby in den Kanton Luzern zu fahren.»

Schuld ist der Handball-Cup. Oder besser gesagt: der Modus in diesem Jahr. Jeweils vier Teams bestritten am Samstag ihre Sechzehntelfinals an einem Spielort. Die beiden Sieger duellierten sich dann am Sonntag in der gleichen Halle im Achtelfinal.

So kam es, dass der HSC Suhr Aarau in Dagmersellen auf Endingen traf – und gewann. Doch davon später mehr.

Die Last des Favoriten und die Probleme, die entstehen

Als Gastgeber konnten sich die Vereine bewerben. Die zweite Partie wurde zugelost. Das führte dazu, dass in Dagmersellen am Samstag drei Aargauer Teams spielten: Suhr Aarau gegen den Erstligisten Dagmersellen. Und Endingen gegen den NLB-Meisterschaftskonkurrenten STV Baden.

Einer, der schon viele Aargauer Derbys erlebt hat, ist Leonard Pejkovic. Eines in einem anderen Kanton allerdings noch nie. «Das war schon sehr speziell», sagte er nach dem Spiel. «Schön, dass trotzdem Zuschauer kamen.» 221 waren es, um genau zu sein. Normalerweise lockt die Affiche der Kantonsrivalen aber viel mehr Fans an.

Pejkovic spielte zehn Jahre für Endingen, ehe er im Sommer zum HSC stiess. Der 31-jährige Slowene erlebte also erstmals ein Pflichtspiel-Derby auf der Seite des Favoriten. Und damit auch, wie schwierig die Rolle sein kann, gewinnen zu müssen statt zu dürfen. Er sagt:

«Es ist nicht einfach, mit diesem Druck umzugehen.»

Der HSC startete zwar gut in die Partie und war schnell einmal mit drei Toren im Vorsprung, doch dann passierte, was eben so oft passiert: Der Favorit tat sich schwer. Während Endingen immer besser spielte, klappte bei Suhr Aarau wenig.

Das sah auch HSC-Trainer Aleksandar Stevic so: «Nach dem guten Start ist es uns leider lange nicht gelungen, die richtige Einstellung für das Spiel zu finden.»

Zwar hielt sein Team den Schaden in Grenzen und ging mit einem 12:12 in die Pause. Doch nach 40 Minuten führte schliesslich Endingen mit drei Toren.

Die Vorahnung von Trainer Aleksandar Stevic

In dieser Phase lag die Über­raschung in der Luft. Schien möglich, dass Endingen nach dem 21:20-Sieg beim Axpo Cup Ende August zum zweiten Mal in Serie das Prestigeduell für sich entscheiden könnte.

Doch anders als beim Vorbereitungsturnier fand der HSC im Ernstkampf ein Mittel zum Erfolg. Oder besser gesagt: Den Spieler, der die Wende brachte.

Und man könnte fast meinen, Stevic hätte eine Vorahnung gehabt, als er gleich drei Torhüter für das Spiel selektionierte. Als weder Leo Grazioli noch Jannis Scheidiger ihr gewohntes Niveau erreichten, konnte er so noch ein drittes Mal rotieren und Marin Durica wurde zu dem Rückhalt, den der HSC brauchte, um das Spiel zu drehen.

Marin Durica gelang im HSC-Tor eine überragende Leistung.

Der 31-jährige Kroate parierte nach seiner Einwechslung vier von den ersten fünf Würfen auf sein Tor und wies am Ende eine Abwehrquote von 59 Prozent aus. «Mit Marin kippte das Spiel», sagt dann auch Stevic.

Und mit Durica im Rücken funktionierte plötzlich auch das Angriffsspiel beinahe perfekt. Besonders Manuel Zehnder fand zur Bestform und warf in den letzten 20 Minuten neun seiner 14 Tore. Zusammen mit Durica war er also massgeblich daran be­teiligt, dass der HSC 28:24 gewann.

Der Goalie, der kein Trikot mit seinem Namen hat

Während Manuel Zehnder unbestrittener Leistungsträger ist und von Klubs der deutschen Bundesliga umworben wird, war Durica Anfang Saison vereinslos, als der HSC auf eine Verletzung von Grazioli reagierte und ihn bis Ende Jahr verpflichtete.

Der 31-jährige Kroate würde gerne beim HSC bleiben, weiss aber auch, dass mit der Rückkehr von Grazioli nun drei starke Torhüter da sind und das eigentlich einer zu viel ist. Durica sagt:

«Ich fühle mich wohl und das Team ist toll. Ob ich bleiben kann, ist aber unsicher.»

Dass die Zeichen (noch) auf einen Abschied im Winter hindeuten, zeigt der Fakt, dass es für Durica kein beschriftetes Trikot gibt. Doch ein solches wäre ja schnell gedruckt. Vorerst heisst es für ihn aber abwarten, was die Zukunft bringt.

Das ewige Warten auf ein Heimspiel

Bleibt noch die Frage, ob der neue Modus mit einem Spielort ein Erfolg werden könnte? Die Antwort dürfte zumindest aus Sicht der drei Aargauer Teams, die am Wochenende in Dagmersellen spielten, mit Nein beantwortet werden.

Den 34:27-Sieg von Endingen gegen den STV Baden wollten am Samstag nur 142 Personen sehen. Zum Vergleich: Beim letzten Direktduell in der Liga waren in Baden 320 Zuschauer dabei. Die 380 Zuschauer beim 37:21-Sieg des HSC gegen Dagmersellen wären wohl auch sonst zustande gekommen.

Dem HSC kann dies jetzt egal sein. Er steht im Viertelfinal. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja sogar mal wieder ein Heimspiel. Das letzte im Cup ist ewig her.