Sie sind hier: Home > Sport > Mit Rückkehrer Aufdenblatten und Zuschauer Del Curto: Suhr Aarau macht im «Gastspiel» den ersten Schritt

Mit Rückkehrer Aufdenblatten und Zuschauer Del Curto: Suhr Aarau macht im «Gastspiel» den ersten Schritt

Trainer Aleksandar Stevic war mit der ersten Halbzeit seiner Mannschaft nicht einverstanden.
Kreisläufer Leonard Pejkovic (Mitte) spielte gegen seine slowenischen Landsleute.
Patrick Strebel übernahm als rechter Aufbauer die Position des verletzten João Ferraz.
Flügelspieler Gian Attenhofer im Abschluss.
Teo Sulek (links) und Martin Slaninka liefern sich einen harten Schlagabtausch.
Spielmacher Manuel Zehnder im Abschluss.
Leo Grazioli blieb bei den Siebenmetern chancenlos. Insgesamt hielt er aber 30 Prozent aller Würfe.
Timothy Reichmuth blieb mit sechs Treffern aus sechs Wurfversuchen makellos.
Torhüter Leo Grazioli treibt die Zuschauer an.
Gian Attenhofer sorgte auf dem rechten Flügel für Wirbel.
Jubel und Anweisungen auf der HSC-Bank.
Daniel Parkhomenko im Abschluss.
Patrick Strebel wird hart angegangen.

Eine Viertelstunde vor dem Ende vollführte Leonard Pejkovic – man kann es nicht anders sagen – einen Freudensprung. Der Grund für die emotionale Auslassung des Kreisläufers war ein einfacher: Seine Mannschaft war drauf und dran, den Gegner auseinander zu schrauben.

Um das Comeback in Gänze zu würdigen, fängt man am besten von vorne an. Leicht war es dem HSC Suhr Aarau ja nicht gemacht worden bei diesem Hinspiel in der 3. Runde des Europacups. Schon vor Spielbeginn türmten sich erste Widrigkeiten auf, als sich João Ferraz wegen Rückenbeschwerden abmelden musste. Und dann, am Tag des Geschehens, wurde das Team im eigenen Heimspiel ausgepfiffen.

Ja, schon richtig gelesen: Unmutsbekundungen begleiteten die HSC-Spieler bei jedem Ballbesitz. Das hatte weniger mit einem plötzlichen Liebesentzug der HSC-Anhänger zu tun als mit den Fans der Gästemannschaft. An die 100 Sympathisanten des RK Jeruzalem Ormoz waren angereist und kompensierten die numerische Unterzahl durch Lautstärke. Flugs verwandelten sie die Sitz- in eine Stehtribüne und machten aus dem Auswärts- nahezu ein Heimspiel. Einer spielte gar Akkordeon. Slowenien ist eben ein handballverrücktes Land.

Mit dick einbandagierter Hand versuchte Aufdenblatten sein Glück

Auf dem Matchblatt trug der HSC aber auch eine positive Neuigkeit ein: Tim Aufdenblatten kehrte zurück – viel früher als gedacht. Eigentlich hatte man den Co-Captain nach seinem Mittelhandbruch erst im nächsten Jahr wieder erwartet. Mit dick einbandagierter und schaumstoffgepolsterter linker Hand versuchte der Ausnahmespieler schon jetzt sein Glück.

Früher zurück als erwartet: Co-Captain Tim Aufdenblatten gab gegen Jeruzalem Ormoz sein Comeback.

Das Defizit infolge der langen Pause merkte man Aufdenblatten zeitweilen an. Das Timing stimmte nicht immer, einige Abschlüsse gerieten zu unplatziert. Besonders in der ersten Halbzeit war der fehlende Rhythmus augenscheinlich. Dies galt jedoch für die gesamte Mannschaft. Nach ausgeglichenem Beginn verfiel sie einer Hektik, die sich im Zwischenresultat von 13:15 niederschlug. «In den ersten 30 Minuten haben wir kopflos gespielt», sagte Trainer Aleksandar Stevic.

Auch Arno Del Curto sah, wie der HSC stärker wurde

Die Slowenen aus Ormoz waren im Vorfeld eine Unbekannte gewesen. Vergleichswerte gab es nahezu keine. «Wir wussten nicht, wo wir im Vergleich zum Gegner stehen», gab Stevic nach Spielschluss zu. Da war beim Coach schon die Erkenntnis gereift, dass die Kontrahenten überaus fehlerbehaftet und keineswegs unwiderstehlich waren. Dies dürfte auch einem Fachmann wie Arno Del Curto nicht entgangen sein: Die Eishockey-Trainerkoryphäe sah sich die Partie mit 822 weiteren Zuschauern auf der Tribüne an.

Manuel Zehnder war mit acht Toren bester Skorer seines Teams.

Die Schwäche des Gegners lag aber auch in der verbesserten Leistung des Gastgebers begründet. So gelang es dem HSC in der zweiten Halbzeit, den Rückstand aufzuholen und selbst einige Tore vorzulegen. Ab und an spielte sich Suhr Aarau in einen Rausch. Zum Zeitpunkt vom eingangs erwähnten Freudensprung Pejkovics führte der HSC mit 25:19, wenig später betrug der Vorsprung sieben Tore.

Die hohe Zwischenführung war denn auch der Grund, weshalb die Spieler am Ende nicht nur leichten Herzens waren, sondern auch das Gefühl mit sich trugen, dass mehr möglich gewesen wäre. In den letzten Spielminuten vergab der HSC Chancen auf weitere Tore. 31:27 lautete das Schlussresultat. Vier Tore als Depot sind eine solide, wenngleich keine hervorragende Basis für das Rückspiel. Dieses findet am kommenden Samstag in Ormoz statt. Es wird wieder laut sein in der Halle. Und Suhr Aarau wird sich erneut wie die Gastmannschaft vorkommen. Diesmal zurecht.

Schachenhalle. 823 Zuschauer. SR Kull/Tint. 4 Zeitstrafen gegen Suhr Aarau, 9 Zeitstrafen gegen Ormoz.

Suhr Aarau: Grazioli (8 Paraden)/Durica (1)/Scheidiger; Reichmuth (6 Tore), Hofer (2), Zehnder (8/4), Attenhofer (5), Aufdenblatten (4), Parkhomenko (1), Pejkovic (1), Laube, Muggli (3), Strebel (1), Slaninka.

Ormoz: Skledar (7 Paraden)/Balent; Mlac, Bogadi (4 Tore), Cudic (5/3), Voljc, Fergola, Zuran (4), Hebar, Hebar (1), Sulek (2), Pandev, Kosi (7), Krabonja (3), Cirovic (1), Skrinjar.

Das Spiel in der Zusammenfassung:

Für den HSC Suhr Aarau stand am Sonntag der Auftakt in die 3. Runde des EHF European Cup an. Gegen die Slowenen aus Ormoz – lautstark begleitet von rund 100 frenetischen Anhängern erwischten die Gastgeber den besseren Start: Lukas Laube eroberte in der Deckung den Ball und schickte Sergio Muggli in den Gegenstoss. Der Spielmacher verwandelte zum 1:0.

Danach aber liess Ormoz sein offensives Können mehr als einmal aufblitzen. Flugs verwandelten die Gäste den Rückstand in eine 3:1-Führung ihrerseits. Der HSC schien kurz beeindruckt von der Power, steckte aber nicht auf. Zwei Treffer von Timothy Reichmuth egalisierten das Skore, Gian Attenhofer stellte auf 4:3.

Sieben Tore in acht Minuten – es war ein rasanter Beginn in der Schachenhalle. Der HSC behielt die Vorteile erst noch auf seiner Seite, sündigte in der Folge jedoch im Abschluss. Das gab Ormoz die Möglichkeit für eine Reaktion. Diese wussten die Slowenen zu nutzen, als sie zur erneuten Führung trafen. Doch auch der HSC fand eine passende Antwort: Manuel Zehnder und Patrick Strebel trafen zum 8:7.

Hektik schlich sich in die Partie, Fehlabspiele und technische Unsauberkeiten häuften sich beidseits. Mit einer Auszeit ersuchte HSC-Coach Aleksandar um Ruhe. Im Anschluss blieb das Spiel zwar noch immer temporeich, die Tore aber fielen in etwas gemässigterem Tempo. Einen wirklichen Vorteil vermochte sich keine Mannschaft zu erspielen bis zur Pause, in den letzten Sekunden erwies sich Ormoz aber als klügeres der beiden Teams. So stand es zur Halbzeit 13:15 aus HSC-Sicht.

Das Zwei-Tore-Defizit glichen die Hausherren zum Start des zweiten Umgangs sogleich aus. Schnelle Balleroberungen in der Defensive gereichten dem HSC wiederholt zu Tempogegenstössen. Einen davon verwandelte Timothy Reichmuth in der 35. Minute: Es war das Tor zum 17:16 für Suhr Aarau.

Von nun an kontrollierte der HSC das Geschehen, präsentierte sich wacher und effizienter im Angriff als sein Gegner und überzeugte in der Verteidigung durch Kompaktheit. Nach 42 Minuten führte der HSC erstmalig mit drei Toren – wenig später wurden daraus sechs Tore. Es dauerte in dieser Phase gar acht Minuten, bis die Gäste wieder ein Tor erzielten. Zehn Minuten vor dem Ende führte der HSC recht komfortabel mit 26:21.

Und auch in den letzten Spielminuten liess sich die Mannschaft ihren sicher geglaubten Sieg nicht mehr entreissen. Fehler in den Schlussminuten verhinderten jedoch ein noch deutlicheres Resultat. Letztlich gewann der HSC Suhr Aarau mit 31:27 und reist folglich mit einer soliden Ausgangslage nach Slowenien. Am kommenden Samstag findet in Ormoz das Rückspiel statt.