Hausen: Familiendrama im Wohnblock – Ein Todesopfer war dreifache Mutter

Vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses stehen am Montag drei Kantonspolizisten. Sie schieben Wache, während in der Wohnung die Spuren gesichert werden. Ab und zu kommt ein Mitarbeiter im weissen Schutzanzug mit blauen Handschuhen und Mundschutz aus der Tür, geht kurz zum Auto, holt etwas und verschwindet wieder im Haus. Im obersten Stock guckt ein junges Paar aus dem Fenster.

Am Montagvormittag wurde die Polizei alarmiert. Einsatzort: ein Mehrfamilienhaus an der Stückstrasse in Hausen. Hier wohnte eine Familie. Vater, Mutter, drei Kinder, sagen Nachbarn. Die Einsatzkräfte steigen die Treppen hoch. Zweiter Stock, rechte Tür. In der Wohnung finden die Polizisten zwei Frauen. Sie sind tot. Ermordet.

Vor Ort treffen die Polizisten auch auf einen 54-jährigen Kosovaren. Der Familienvater, der in der Wohnung lebte, steht unter dringendem Tatverdacht. Die Polizisten nehmen ihn fest und führen ihn ab. Die Staatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung eröffnet, die Kantonspolizei die Ermittlungen aufgenommen.

Wie und warum der Mann die beiden Frauen getötet hat, ist noch unklar. «Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um ein Beziehungsdelikt», sagt Barbara Breitschmid, Mediensprecherin der Kantonspolizei Aargau, vor Ort gegenüber der AZ.

Wer ist das zweite Opfer?
Im Laufe des Tages konnte die Polizei eines der Opfer als Ehefrau des mutmasslichen Täters identifizieren. Die 38-jährige Albanerin war an der gleichen Adresse wie der Tatverdächtige gemeldet. Wer die zweite tote Frau ist, haben die Ermittler noch nicht zweifelsfrei geklärt.

Fest steht aber: Auch sie stammte aus dem familiären Umfeld, wohnte jedoch nicht am Tatort. Die Anwohner können nicht viel über den Tatverdächtigen oder die Familie erzählen. Es scheint, als würde man sich im Quartier zwar grüssen, aber so richtig kennen sich die Leute nicht. Einige erzählen, sie hätten oft Streit aus der Wohnung gehört. Andere sagen, ihnen sei nie etwas aufgefallen.

Am Nachmittag fährt ein Auto vor. Zwei junge Frauen steigen aus. Sie wirken aufgewühlt. Eine von ihnen geht ins Haus. Die andere wartet nervös neben dem Auto. Es muss ihr vorkommen wie eine Ewigkeit, bis ihre Kollegin wieder aus der Wohnung kommt. Sie geht ihr entgegen, legt ihr den Arm über die Schulter.

Zusammen mit einer Polizistin fahren sie davon. Wenn alle Spuren am Tatort gesichert sind, werden die beiden Leichen in die Gerichtsmedizin gebracht. Zur Klärung der genauen Todesumstände hat die Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach eine Obduktion angeordnet.

von Noemi Lea Landolt — az