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Kein Dank, keine Geschenke: Scheidende Behördenmitglieder gehen an der Gmeind leer aus

Das Stimmvolk liess sich von der Tribüne aus nur durch das Ballnetz fotografieren. Für ein Gruppenfoto war der Gemeinderat nicht zu haben.

Nach 48 Minuten war alles vorbei. Die 118 anwesenden Stimmberechtigten erlebten am Donnerstagabend, 18. November, eine derart kurze Gemeindeversammlung, wie es bisher wohl kaum eine in Hausen gab. Die Traktanden wurden abgehandelt, über die einzelnen Anträge wurde abgestimmt, dann war Schluss.

Die Wintergmeind war die letzte für Gemeindeammann Eugen Bless, Vizeammann Tonja Kaufmann, Sabine Rickli, Harry Treichler und Hermann Zweifel. Die beiden Letztgenannten sind zurückgetreten, die anderen drei wurden nicht wieder gewählt. Die Gemeindeversammlung lief nach der vorliegenden Veranstaltungsbroschüre, aber lustlos von Seiten der noch amtierenden Gemeinderäte ab.

Änderungsantrag zur Kürzung der Gemeinderatsbesoldung abgelehnt

Gemeindeammann Eugen Bless.

Fast leise eröffnete Eugen Bless die Versammlung, erklärte die Formalitäten der Zusammenkunft und liess über das Protokoll der Sommergmeind abstimmen. In dem Zusammenhang stellte er der Gemeinde Chantal Eichholzer vor, die seit August Gemeindeschreiberin von Hausen ist.

Gemeinderätin Sabine Rickli präsentierte die sechs männlichen Personen, die in der Gemeinde aufgenommen werden wollten. Der Einbürgerungsantrag aller Gesuchsteller wurde einstimmig angenommen; die Gemeinde hiess die neuen Schweizer Bürger mit einem herzlichen Applaus willkommen. Gemeindeammann Eugen Bless präsentierte im Anschluss das überarbeitete Wasser- und Abwasserreglement, das neue Reglement über die Finanzierung der Erschliessungsanlagen und die Erhöhung der Wasserverbrauchs- sowie die Senkung der Abwassergebühr. Der dritte Antrag des Abends wurde grossmehrheitlich angenommen.

Die Gemeinderatsbesoldung ist transparent und zeigt, wie viel die einzelnen Gemeinderäte in den vergangenen Jahren für ihre Arbeit bekommen haben. Dieses vierte Traktandum wurde von Vizeammann Tonja Kaufmann erläutert. Der Antrag, der eine unveränderte Besoldung der zukünftigen Amtsinhaber vorsieht, wurde mit nur zwei Gegenstimmen angenommen. Bevor darüber allerdings abgestimmt wurde, stellte eine Bürgerin einen weiteren Antrag, die Besoldung doch um zehn Prozent zu kürzen. Dieser wurde mit nur drei Befürwortern eindeutig abgelehnt.

Das Stimmvolk in Hausen ist sich an dieser Versammlung einig.

Das Budget 2022 bei gleichbleibendem Steuerfuss von 105 Prozent erläuterte Gemeinderat Harry Treichler. Die Präsidentin der Finanzkommission, Cornelia Gwerder, las den Bericht vor und der Ammann liess über den Voranschlag abstimmen: Der Antrag wurde ohne Gegenstimme angenommen.

Auflösung der Schulpflege ist kein Grund für eine Verabschiedung

Dann gab es die letzten, auffallend wenigen Worte der scheidenden Gemeinderäte. Nach «Verschiedenes», unter dem Eugen Bless über noch ausstehende Fragen der letzten Gemeindeversammlung informierte, sagte er:

«Der Gemeinderat verzichtet auf eine Verabschiedung, weil es nichts zu feiern gibt.»

Gemeindeammann sei ein Ehrenamt, diese Ehre sei aber nicht viel Wert, so Bless. «Ich behalte den Stolz darüber, was ich in den letzten 16 Jahren geschaffen habe», erklärte der scheidende Amtsinhaber und beendete die Versammlung.

So mancher fragte sich an der Stelle: Fehlte nicht trotz turbulenten Abstimmungsjahres und persönlicher Betroffenheit ein versöhnlicher Abschluss? Zwei der Gemeinderäte sind nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Erinnert man sich an die Vorjahre, wurden bis anhin diese Gemeinderäte immer offiziell verabschiedet. Und wäre nicht auch die Gemeindeversammlung ein Rahmen gewesen, sich bei der Schulpflege zu bedanken und auch diese zu verabschieden? Fragen wie diese müssen die Bürgerinnen und Bürger sich selbst beantworten. Der noch amtierende Gemeinderat hat sich hier für einen Abschluss entschieden, der aus dem Rahmen fiel.