Heitere-Camper werden mit Mitte 50? Für diese Herren kein Problem

Die Küche der Uerkner ist perfekt eingerichtet. Bild: zvg
Die Küche der Uerkner ist perfekt eingerichtet. Bild: zvg

Serie

Die Liebe des Lebens, eine neue Erfahrung oder ein Erlebnis mit einem Künstler: In der Serie «Mi Heitere-Momänt» blickt das Zofinger Tagblatt zurück auf spezielle Open-Air-Momente. So soll in der traditionellen Heitere-Woche trotzdem etwas Festivalgefühl aufkommen, obwohl die Pandemie den Veranstaltern auch dieses Jahr eine normale Durchführung verhindert hat. Die reduzierte Version des Festivals findet statt vom 10. bis 12. September.

Mit Mitte 50 auf dem Heitere-Camping zelten, geht das? Diese Frage diskutierten Dani Heiniger und Rolf Byland aus Uerkheim schon länger. Denn jedes Mal, wenn sie während des Open Airs den Campern zuschauten, dachten sie, «das geht noch lustig zu und her auf dem Zeltplatz». Die langjährigen Freunde und Nachbarn besuchen das Volksschlager-Open-Air, seit es dieses gibt. Und jedes Mal, wenn sie sich danach wieder das eine oder andere Bier genehmigten, sagten sie zueinander: «Es wäre schon lässig, mal hier zu zelten. Aber dafür sind wir wohl zu alt.»

Doch dann gaben sie sich im Jahr 2017 einen Ruck. Rolf Byland (58) organisierte einen Pavillon und Zelte mit Luftmatratzen. Einen Veloanhänger funktionierte er zu einem Tisch um. Dani Heiniger (53) und Rolf Byland entschieden sich, gleich von Dienstag bis Sonntag zu campieren – und haben es keine Sekunde bereut. Sie schenkten jedem, der vorbeikam, etwas aus oder luden zum Apéro. Bald fanden sich viele Besucher ein. Die anfängliche Skepsis, dass sie als gesetztere Herren auf dem Platz nichts zu suchen haben, war bald verflogen. «Wir waren gleich unterwegs wie die Jungen und fühlten uns sofort aufgehoben», sagt Rolf Byland. «Das ist halt so, da oben auf dem Heitere.» Und so entschieden sie sich, auch 2018 und 2019 auf dem Zeltplatz ihr Lager aufzuschlagen.

Das rot-weisse Tischtuch ist ihr Markenzeichen

Die Infrastruktur ihrer Unterkunft haben sie seither stetig angepasst, zudem sind zwei weitere Kollegen dazugekommen. Der Pavillon ist nun grösser und die Küche mit mehr als nur einer Kühlbox ausgestattet. Selbst den Abwasch können sie mit heissem und kaltem Wasser bewältigen. Die Kellen und Bratschaufeln hängen feinsäuberlich an Haken und der Tisch ist jeweils mit einem rot-weiss karierten Tischtuch gedeckt. Rösti, Spiegelei und Speck zum Zmorge gehören bei den Vieren genauso dazu wie der begehrte Aperol Spritz, für dessen Zubereitung Dani inzwischen bekannt ist. Die Kochkünste locken dann jeweils am Morgen auch jüngere Zeltplatzgäste ins Zelt der Uerkner. Das schätzen die beiden. So seien schon viele Freundschaften entstanden, sagen sie. Auch hätten sie drei Heitere-Neulingen, die viel zu spät angereist sind und keinen Platz mehr fanden, die Möglichkeit gegeben, auf ihrem Platz ihr Zelt aufzubauen. Mit ihnen stehen Rolf und Dani noch immer in Kontakt. Auch ihre Familien statten Dani und Rolf immer wieder einen Besuch ab.

«Das Heitere ist ein super Anlass», schwärmt Rolf. «Es ist fast wie Ferien, auch wenn es jeweils etwas laut ist. Es läuft immer etwas, das sorgt für Abwechslung.» Und egal welche Musik: Dani und Rolf sind dabei. Zur Tradition ist inzwischen das letzte Bier am Sonntagabend geworden. Die beiden bleiben nämlich jeweils bis zum letzten Ton des letzten Auftritts, genehmigen sich nachher noch ein Bier und packen ihre Sachen dann zusammen. Eine weitere Tradition ist der Fondue- Schmaus nach dem Volksschlager-Abend.

Auch schon gabs eine Busse von der Polizei

Ein besonderes Schauspiel sei jeweils, wenn Rolf zum Aufbau das Material mit dem Traktor herankarrt, sagt Dani Heiniger und lacht. Besonders in Erinnerung ist ihm geblieben, dass Rolf bis zum Scheibenstand gefahren ist, dort dann aber von der Polizei aufgehalten wurde. Es gab eine Busse von 100 Franken wegen nichtlandwirtschaftlichem Transport.

Wie bereits letztes Jahr muss Rolf auch dieses Jahr kein Material auf den Heitern fahren. Weil ihnen das Open Air derart fehlt, haben Dani und Rolf schon 2020 ein eigenes Fest auf die Beine gestellt unter dem Namen «Heitere Hinterwil». Es gab Bier im Offenausschank, Musik und die Möglichkeit, im Garten von Rolf zu zelten. «Ohne Heitere geht’s nicht», finden die beiden. In diesem Jahr setzen sie sogar noch einen obendrauf: Am Samstag, 7. August, spielt die Crossline-Band aus Vordemwald live bei Rolf Byland zu Hause auf dem grossen Platz hinter dem Haus. «Wenn man von hier kommt, lebt man das Heitere», sagen die beiden und prosten sich mit einem Bier zu.