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«Es wird bestimmt emotional»: Peter Stadler nimmt Abschied von fast drei Jahrzehnten an Hirschthals Spitze 

Im Moment sei er daran, die Gemeindeversammlung vorzubereiten, erzählt Peter Stadler im Gemeinderatszimmer. «Diesmal haben wir viele Traktanden.» Eines davon beinhaltet die Verleihung der Ehrenbürgerschaft für ihn und seine Frau Ingrid. «Das ist wunderbar. Ich fühle mich sehr geehrt», sagt der langjährige Gemeindeammann. Die Ehrung erhielten in Hirschthal bisher nur zwei weitere: Sein Vor-Vorgänger Hans Keller und dessen Frau.

Bereits vor einem Jahr verkündete Stadler, dass er im Herbst 2021 nicht mehr zur Wahl antreten wird. Die Gmeind am 3. Dezember ist nach 28 Jahren im Gemeinderat, 24 davon als Ammann, somit die letzte unter seiner Leitung. «Es wird bestimmt emotional», sagt der 72-Jährige. Schliesslich heisse das für ihn ein Amt loszulassen, welches er fast drei Jahrzehnte lang ausgeübt hat.

Sich um Leute zu kümmern ist Teil der Berufsbeschreibung

An die Zeit erinnere er sich gerne zurück. «Da waren ein paar schöne Begegnungen dabei», sagt er. Zum Beispiel habe ihn eine ältere Dame angerufen, nach dem sie aus einem Spitalaufenthalt zurück nach Hause gekommen sei. «Du Peter, ich weiss nicht mehr, wie ich meinen Fernseher anschalten soll», habe sie gesagt. «Es ist doch schön, dass die Leute sich in solchen Momenten daran erinnern, dass es noch einen Ammann gibt», sagt Stadler lachend. Schliesslich sei in der Berufsbezeichnung das Wort «Amme». «Also jemand, der sich um andere kümmert.»

Auch politisch sei in den letzten Jahren einiges gegangen. «In meiner gesamten Amtszeit sind nur zwei Vorlagen abgelehnt worden», erzählt er stolz. Themen kompetent und glaubwürdig zu präsentieren sei etwas, das er in seinem Beruf gelernt habe.

Der Vater vierer Töchter war Instruktionsoffizier beim Schweizer Militär. «Schlussendlich wurde ich vor 15 Jahren als Oberst im Generalstab pensioniert», sagt er. Die frühe Pension (mit 58 Jahren) sei auch der Schlüssel zu seiner Tätigkeit als Gemeindeammann gewesen. «Ich war Hirschthals erster Profi-Ammann», so Stadler lachend.

Sein Wunschberuf sei aber weder Politiker noch Berufsmilitär gewesen.

«Ich habe immer mit einem Job als Lokführer geliebäugelt.»

Das sei auch der Grund gewesen, warum er eine technische Ausbildung als Maschinenmechaniker absolviert hat.

Die eine oder andere Zugfahrt wird ab nächstem Jahr zumindest zeitlich bestimmt wieder drin liegen. Viel hat das Ehepaar Stadler aber schon gesehen: «Einzig in Nordamerika und in Australien waren wir noch nie», sagt der Ammann. Zuletzt habe er mit der ganzen Familie, inklusive der vier Enkelkinder eine Villa in Ibiza gemietet. «Langweilig wird mir also bestimmt nicht», so Stadler mit einem Lachen im Gesicht.

OK des Dorfjubiläums war eine grosse Ehre

Die Familie sei auch ein Grund gewesen, warum er 1985 nach Hirschthal gezogen ist. «Hier haben wir uns den Traum vom Einfamilienhaus ermöglicht.» Aufgewachsen ist er in Oberkulm. In Hirschthal fand sich der Wynentaler aber schnell zurecht. «Die Kinder gingen hier zur Schule, meine Frau fand schnell den Anschluss und ich war bald Präsident des Schützenvereins», erinnert er sich.

Als 1993 ein OK-Präsident für die Feierlichkeiten des 1100-Jahre-Jubiläums gesucht wurde, war er zur Stelle. «Das war eine grosse Ehre für mich. Ich wohnte noch nicht lange im Dorf.» Stadler organisierte unter anderem eine Ausstellung, in der die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Hobbys ausstellen konnten. «Ich wollte das Kulturelle im Dorf wecken», sagt er. Am Jubiläumswochenende habe der damalige Regierungsrat Thomas Pfisterer Hirschthal als Fünf-Sterne-Gemeinde bezeichnet. «Das hat er damals richtig erkannt», fügt Stadler an.

Ein Jahr später wurde Stadler als Vize-Ammann in den Gemeinderat gewählt. Vier Jahre später wurde er Ammann. «Damals hatten wir einen Schuldenberg.» Unter anderem mit einem kompletten Investitionsstopp hat man die Finanzen wieder in den Griff bekommen.

«Wenn ich mich richtig erinnere, war der Kindergarten damals in der alten Turnhalle.»

«Kaum sahen wir wieder über den Berg, haben wir die Mehrzweckhalle gebaut», so Stadler. Darauf folgten weitere Investitionen, wie die Fassade und das Dach des Gemeindehauses, ein zweiter Kindergarten und die Sanierung mehrerer Strassen und Werkleitungen. «Heute können wir stolz auf unsere Infrastruktur sein.» Hirschthal eine finanziell gut gestellte Gemeinde. «Dafür müssen wir jetzt beispielsweise in den Finanzausgleichsfonds einzahlen.»

Er machte sich für seine Nachfolgerin stark

Mit dem Abriss des Frohsinns konnte Stadler nun auch ein Wahlversprechen einlösen. «Mit über 70 Jahren ist jetzt auch Zeit, um das Amt für eine jüngere Generation frei zu machen», sagt er. Mit Irene Bärtschi habe man eine kompetente Nachfolge gefunden. «Sie wir die Aufgabe bestimmt anders angehen als ich, aber ich bin mir sicher, sie wird es gut machen», so Stadler. Bärtschi wird Hirschthals erste Frau Gemeindeammann sein. Bei der Auswahl der neu gewählten Livia Hofmeier (FDP) habe Stadler sogar selber vorgesprochen. «Der Gemeinderat mag sicher auch zwei Frauen verkraften», sagt er lachend.

Seine Hoffnung für die Gemeinde sei vor allem «dass es Hirschthal weiter so gut geht, wie jetzt.» Die Basis dafür sei gelegt. Zu Beginn des nächsten Jahres würde beispielsweise über die Pläne des Dorfzentrums informiert werden. «Mit der BNO haben wir die Weichen für ein gesundes, nachhaltiges Wachstum der Gemeinde gelegt. Ich bin stolz, dass ich die Entwicklung unserer Gemeinde mitgestalten durfte.»

«An die nächst Gemeindeversammlung werde ich dann gerne als Stimmbürger gehen», so Stadler.