
«Ich traue mir das Amt zu»: Lukas Spirgi (27) will jüngster Gemeindeammann im Aargau werden
Hat Leutwil bald den jüngsten Gemeindeammann im Kanton Aargau? Sollte Lukas Spirgi, er wird am 25. Mai 27 Jahre alt, am 7. März an der Urne zum neuen Leutwiler Ammann gewählt, tritt er kein einfaches Erbe an. Sein Vorvorgänger, Walter Scheurer, wurde 2017 im Amt nicht bestätigt und trat auch als Gemeinderat zurück.
Auch Scheurers Nachfolgerin, Monika Müller, war umstritten. An der Wintergmeind 2018 gingen die Wogen hoch, Misstrauensvoten gegenüber Müllers Amtsführung wurden laut. Frau Gemeindeammann liess sich nicht einschüchtern, hielt am Amt fest. «Ich kämpfe weiter», sagte sie damals. Doch im vergangenen November ist die 55-Jährige Knall auf Fall zurückgetreten.
Lukas Spirgi möchte sich zu vergangenen Vorkommnissen nicht äussern. Er liess sich 2019 in den Gemeinderat wählen, zu einer Zeit also, als die Situation im Dorf eher «verchachelet» war. Zu seiner Kandidatur sagte der damals 24-Jährige selbstbewusst: «Im Gemeinderat braucht es jetzt Leute, die unvoreingenommen und objektiv an die Sache herangehen. Dafür bin ich geeignet.» In der Leutwiler Exekutive ist er für die Finanzen und die Orts- und Regionalplanung zuständig. Als Einziger im Gremium ist er einer Partei zugehörig. Seit fünf Jahren ist Spirgi Kassier der FDP Bezirk Kulm. Zudem ist er erfolglos bei den letzten beiden Grossratswahlen angetreten.
Die ersten beiden Amtsjahre bezeichnet Lukas Spirgi rückblickend als «seriöses Zusammenarbeiten im Gemeinderat». Nicht zuletzt deshalb sei über das Jahresende sein Entschluss gereift, für das Ammann-Amt zu kandidieren. «Ich traue mir das Amt zu und fühle mich darauf vorbereitet», sagt er. Zweifel hat er keine.
Die Lebensqualität sei unvergleichbar
Auch nicht, dass er die Hürde am 7. März nicht schaffen könnte. «In den letzten beiden Jahren ist es in Lüpu vorwärtsgegangen und die Bevölkerung spürt das.» Er erhalte sehr viel positives Feedback, sagt er und ergänzt lachend: «Vielleicht sagen jene, die nicht einverstanden sind, halt einfach nichts.»
Während sich der Ammann-Kandidat fürs Foto vors Gemeindehaus stellt, hebt er laufend die Hand zum Gruss und wird gegrüsst. Spirgi ist im Dorf gut verankert, er ist hier aufgewachsen. Während des Studiums in Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Zürich und der aktuell laufenden Weiterbildung zum Gymnasiallehrer pendelt er aus dem Seetal nach Zürich.
«Man ist so schnell in Lenzburg oder Aarau und erreicht den Anschluss. In einer knappen Stunde ist man in Zürich.» Mit diesem Zeitaufwand müsse manch einer rechnen, der innerhalb der Stadt Zürich mit dem Tram unterwegs sei. Hingegen sei die Lebensqualität unvergleichbar, schwärmt der Ammann-Kandidat. «Lüpu ist ein ruhiger, familienfreundlicher Ort, ohne hohes Verkehrsaufkommen. Die Aussicht von der Egg in die Alpen und auf der andern Dorfseite Richtung See ist atemberaubend», schwingt Lukas Spirgi die Werbetrommel für das Dorf. Das muss er auch, sollen Leutwil nicht noch mehr Einwohner abhandenkommen. 745 Personen wohnten Ende 2020 in der Gemeinde. 16 weniger als noch im Jahr zuvor.
Hohe Steuern und düstere Aussichten
Dieses Problem bereitet Lukas Spirgi derzeit jedoch weniger Sorgen. Mit der geplanten Überbauung der «Hessematt» entsteht mittelfristig ein Quartier, das Familien ins obere Seetal locken soll.
Hingegen runzelt der künftige Ammann die Stirne, wenn die Rede auf die finanzielle Situation der Gemeinde kommt. Der Steuerfuss ist mit 121 Prozent hoch, die Aussichten eher düster. Für 2021 ist ein Verlust von 230’000 Franken budgetiert. Millionenteure Infrastrukturprojekte, wie Bau eines Regenklärbeckens und die anstehende Sanierung der Birrwilerstrasse belasten die Gemeindekasse schwer.
Den Steuerfuss weiter zu erhöhen, bringe kaum etwas, erklärt Spirgi. Leutwil wird auch in Zukunft eine strukturschwache Gemeinde bleiben, man wird sich also etwas einfallen lassen müssen. Ein politischer Zusammenschluss mit Dürrenäsch wurde vor zwei Jahren geprüft. «Es war damals nicht die Lösung unserer Probleme», sagt Spirgi dazu.
Mit Dürrenäsch pflegt man bereits auf verschiedenen Ebenen Kooperationen (Feuerwehr, reformierte Kirchgemeinde), jetzt wird ein Zusammengehen der Schulen diskutiert. Der sehr wahrscheinlich neue Gemeindeammann möchte den Gesprächen nicht vorbeugen. Er glaubt jedoch, dass auch in Zukunft weiterhin in beiden Dörfern Schulen betrieben werden.