Booster im Aargau: Mehr als 18’000 Auffrischimpfungen in einer Woche – der Kanton ist bereit, alle zu impfen
Am 15. November konnten sich die ersten Seniorinnen und Senioren im Aargau boostern lassen – und die über 65-Jährigen nutzten das Angebot eifrig: Schon am ersten Tag liessen sich 3118 Personen zum dritten Mal impfen. Und der Andrang liess die ganze Woche über nicht nach: Innerhalb von sieben Tagen, bis Sonntagabend, erhielten 18’644 Berechtigte die Auffrischimpfung, wie aus der Statistik des Kantons hervorgeht.
Dies ergibt einen täglichen Schnitt von 2663 Booster-Impfungen – nur leicht weniger als die 2701 Erstimpfungen, die der Kanton für die ganze letzte Woche meldete. Damit setzt sich der Trend fort, der sich schon während der nationalen Impfoffensive gezeigt hatte: Die Nachfrage nach Erstimpfungen ist bescheiden, der Andrang auf die dritte Auffrischimpfung hingegen gross. Andreas Obrecht, Leiter des kantonalen Covid-19-Programms, sagte am Montag gegenüber Tele M1, bisher hätten sich schon mehr als 51’000 Personen für die Booster-Impfung angemeldet.
Swissmedic lässt Booster für alle ab 16 zu – im Aargau ändert sich nicht viel
Obrecht rief alle Berechtigten über 65, die sich bisher noch nicht für den Booster angemeldet haben, dies noch nachzuholen. In der Sonntags-Zeitung hatte der Zürcher Infektiologe Huldrych Günthard ein schnelles Boostern für die ganze Bevölkerung gefordert, nicht nur für Seniorinnen und Senioren.
Am Dienstagmorgen hat Swissmedic bekannt gegeben, dass sie die Booster-Impfung von Pfizer/Biontech für alle ab 16 Jahren zulässt. Der Kanton Aargau richtet sich nach den Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Impffragen und des Bundesamtes für Gesundheit, heisst es auf Anfrage beim Departement für Gesundheit Soziales auf Anfrage weiterhin. Michel Hassler, Sprecher des Gesundheitsdepartements sagt allerdings:
«Wir gehen jedoch davon aus, dass die EKIF in nächster Zeit neue Empfehlungen veröffentlicht. Der Kanton Aargau ist bereit für die Auffrischimpfung für weitere Personengruppen. Die Infrastruktur dazu ist mit unter anderem neun Impfzentren im Kanton Aargau vorhanden. Der heutige Entscheid von Swissmedic kommt nicht unerwartet, ändert aber im Kanton Aargau nichts an der Ausgangslage.»
Impfkapazität von 25’000 Personen pro Woche – Ausbau laut Kanton möglich
Das heisst: Der Kanton wartet ab, bis die Booster-Impfung für Personen unter 65 Jahren offiziell freigegeben und empfohlen ist. Sobald neue Empfehlungen der EKIF vorliegen, informiere man über das weitere Vorgehen, sagt Hassler.
Aber würde die Kapazität der Impfzentren bei Spitälern, der Apotheken und Arztpraxen im Aargau überhaupt ausreichen für einen Booster-Start für die breite Bevölkerung noch dieses Jahr? Ja, der Kanton sei vorbereitet auf die Empfehlung der Impfkommission zur Auffrischimpfung für weitere Personengruppen, teilt Hassler mit.
«Die Auffrischimpfung kann aber nicht gleichzeitig innerhalb von ein bis zwei Wochen allen Personen verabreicht werden. Die Verabreichung von Auffrischimpfungen wird so oder so mehrere Wochen dauern.»
Der Kanton betreibt derzeit neun vertraglich angebundene Impfzentren an den Akutspitälern in Aarau, Baden, Laufenburg, Leuggern, Menziken, Muri, Rheinfelden und Zofingen sowie im Shoppi Tivoli in Spreitenbach. Die aktuelle Kapazität dieser Impfzentren liegt laut Hassler derzeit bei rund 25’000 Impfungen pro Woche. Dazu kommen Impfkapazitäten in Apotheken, Arztpraxen und Pflegeheimen, die hier nicht eingerechnet sind. Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten in den Impfzentren ist denkbar, hält der Sprecher des Gesundheitsdepartements fest.
Jungfreisinnige fordern freie Impfstoffwahl für Booster – Kanton winkt ab
Die Jungfreisinnigen Aargau fordern in einer Mitteilung vom Kanton die unverzügliche Freigabe der Booster-Impfung für alle, sobald diese von der eidgenössischen Impfkommission zugelassen wird. «Im Gegensatz zu diversen teuren Massnahmen, um Ungeimpfte zur Impfung zu bewegen, wäre eine finanzielle Investition in höhere Kapazitäten für die Drittimpfung nicht nur zielführend, sondern auch nachhaltig besser. Gerade vor Weihnachten, wo man mit Familienmitgliedern in Kontakt kommt, die geschützt werden müssen, sollte man impfen und nicht warten, bis die Zahlen nach Silvester ins Unendliche steigen», meint Anna Staub, Generalsekretärin der Jungfreisinnigen Aargau.
Weiter verlangen die Jungfreisinnigen, dass man beim Booster den Impfstoff frei wählen kann. Dies vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel in Deutschland für unter 30-Jährige keine Impfungen mit Moderna mehr empfohlen werden. Zu dieser Forderung sagt Hassler: «Es ist empfohlen, für die Auffrischimpfung wenn immer möglich denselben Impfstoff wie bei der Grundimmunisierung zu verwenden.» Eine sogenannte Kreuzimpfung mit dem jeweils anderen mRNA-Impfstoff sei möglich. Hassler betont aber: «Eine freie Impfstoffwahl gibt es im Kanton Aargau nicht.»