Infolge der SBB-Zugausfälle: «Die Aargauer fühlten sich als Fahrgäste zweiter Klasse»

Die zahlreichen Zugausfälle im Aargau haben erste politische Folgen. An der Grossratssitzung am Dienstag wurden gleich mehrere Vorstösse eingereicht. Die FDP-Grossräte Titus Meier (Brugg), Bernhard Scholl (Möhlin) und Stefan Huwyler (Muri) schreiben: «Infolge schlechten Personalmanagements fallen ganze Linien wie etwa die S42 zwischen Muri und Zürich aus. Im Fricktal fällt der «Flugzug» von Basel nach Zürich Flughafen weg, der intensiv von Pendlern genutzt wird. Die Aargauer/innen fühlten sich als Fahrgäste zweiter Klasse.» Die drei fragen, welche negativen Auswirkungen das für die betroffenen Gebiete habe. Sie wollen auch wissen, ob eine gezielte Reduktion des Angebots auf wenig nachgefragten Strecken am Abend oder am Wochenende nicht besser wäre. Schliesslich fragen sie, ob der Kanton seine Zahlungen zu kürzen gedenkt, oder ob gar Schadenersatz ein Thema sei.

CVP: Der Busersatz verlängert die Reisezeit

Gross ist der Ärger auch bei den CVP-Grossräten Werner Müller (Wittnau), Cécile Kohler (Lenzburg) und Alfons Kaufmann (Staffelbach). Sie kritisieren, dass die Direktverbindungen von Lenzburg nach Zofingen mit Bussen ersetzt und damit die Fahrtdauer verlängert wird. Ebenso, dass Verbindungen von Muri nach Zürich teilweise ganz ausfallen. Auch das Fricktal sei mit dem «Flugzug» stark betroffen. Der Aargau habe diese Leistungen bestellt und leiste einen finanziellen Beitrag, halten die drei fest. Auch sie haben viele Fragen. Sie wollen wissen, wie und wann der Regierungsrat über die Zugausfälle informiert wurde, aber auch wie der Aargau entschädigt werde: «Können nicht erfüllte Leistungen mit einer Konventionalstrafe geahndet werden?» Zusätzlich fragen sie: «Wie sicher ist es, dass alle Zugsverbindungen ab Fahrplanwechsel vom 13. Dezember wieder fahrplanmässig verkehren?»

Perroud: Will die SBB die S42 in Raten abbauen?

Ein weiterer Vorstoss stammt von SP-Grossrat Arsène Perroud, dem Gemeindeammann von Wohlen – naheliegenderweise zur S42. Diese weise steigende Frequenzen von bis zu 250 Personen stündlich auf, schreibt er. All diese Leute müssen jetzt andere schlechtere Verbindungen suchen oder mit dem Auto fahren. Perroud: «Das Vorgehen der SBB weist darauf hin, dass die S42 in Raten abgebaut werden soll.» Das Freiamt trage als Güterverkehrskorridor hohe Belastungen. Deshalb seien die Kapazitäten für den Personenverkehr beschränkt. Er fragt: «Wie stellt sich der Regierungsrat dazu, dass bei der S42 nicht einfach ein «Zusatzangebot» oder ein «Verstärkungszug» weggestrichen wird, sondern das Rückgrat der Pendlerverbindung Freiamt-Altstetten-Zürich HB?» Auch Perroud regt an, von der SBB die vorübergehende Einstellung anderer, schlechter frequentierter (Rand-)Angebote zu fordern, damit wenigstens zwei tägliche Zugspaare der S42 gefahren werden können.