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Der Coronakrise zum Trotz sinkt die Sozialhilfequote im Aargau – das sind die wichtigsten Erkenntnisse

Am Mittwoch hat der Kanton die Sozialhilfezahlen für das Jahr 2020 veröffentlicht. Gegenüber dem Vorjahr waren demnach im Aargau 498 weniger Menschen von der Sozialhilfe abhängig, was einem Rückgang um 3,5 Prozent entspricht. Die Quote sank um 0,1 auf 2 Prozent. Insgesamt bezogen 13782 Personen im Aargau Sozialhilfe. Diese Zahlen sind im Vergleich tief, die gesamtschweizerische Sozialhilfequote lag 2019 bei 3,2 Prozent. Die Zahlen für 2020 werden vom Bund Mitte Dezember veröffentlicht.

Das sind auf den ersten Blick gute Nachrichten. Denn eigentlich ist Krisenzeit, das Jahr 2020 war ab März von Corona geprägt. «Die vorgelagerten Sozialsysteme zur wirtschaftlichen Unterstützung haben gegriffen», erklärt Loranne Mérillat vom kantonalen Sozialdienst, warum trotzdem nicht mehr Personen in der Sozialhilfe waren.

Wer wegen der Pandemie arbeitslos wurde oder nicht arbeiten konnte, erhielt 2020 in der Regel Unterstützung von der Arbeitslosenversicherung oder es wurden andere vorgelagerte Hilfeleistungen – wie Corona-Entschädigungen – entrichtet. In der Sozialhilfestatistik tauchen die von der Pandemie Betroffenen also noch nicht auf.

Vorsichtige Prognosen für 2022 gehen von einem Anstieg aus

Für das laufende Jahr liegen die Zahlen erst Ende 2022 vor. Ein erster Eindruck zeige aber, dass die Tendenz noch einmal die gleiche bleibt, sagt Loranne Mérillat. Man rechne zum jetzigen Zeitpunkt auch für 2021 nicht mit einem Anstieg der Sozialhilfequote, weil die vorgelagerten Sozialhilfesysteme weiterhin greifen. Danach aber könnte dieser Trend, der seit 2018 anhält, vorbei sein: «Für 2022 gehen wir gemäss heutiger Einschätzung von einem gewissen Anstieg der Zahlen aus», sagt Mérillat.

Ob dies wirklich zutrifft sowie das Ausmass, hänge jedoch von der Pandemie und von der entsprechenden Entwicklung der wirtschaftlichen Lage ab. Jene Menschen aber, die Mitte 2020 in die Arbeitslosigkeit gerutscht sind und keine neue Anstellung finden können, werden 2022 ausgesteuert sein. Für viele bedeutet das den Gang aufs Sozialamt.

Am meisten im Bezirk Aarau, am wenigsten in Muri

Der Bezirk mit der höchsten Sozialhilfequote im Kanton ist, wie im Vorjahr, Aarau. 3,1 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner haben im letzten Jahr Sozialhilfe bezogen, das sind 0,1 Prozent weniger als 2019. Die tiefste Quote gab es unverändert im Bezirk Muri mit 1,2 Prozent.

Unter den Gemeinden weist Burg mit 5,5 Prozent die höchste Quote auf – das entspricht in der kleinen Gemeinde allerdings lediglich 55 Personen. Ebenfalls 5,5 Prozent Sozialhilfequote hat Unterkulm. Die Gemeinde wies bereits 2019 die höchste Quote auf und übernahm damit die Laterne von Aarburg, das 2018 diesen Platz einnahm. Dort sind inzwischen noch 4,6 Prozent (385 Personen) bei der Sozialhilfe, das sind 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Deutlich weniger Sozialhilfeempfänger in Baden als in Aarau

Auch Suhr hat Aarburg überholt, dort lag 2020 die Sozialhilfe bei 4,9 Prozent. In der Stadt Aarau lag sie bei 3,4 Prozent, in Baden bei 1,7 Prozent.

Ausländerinnen stärker betroffen als Schweizer

Es haben nicht alle das gleiche Risiko, von der Sozialhilfe abhängig zu werden. Auch das zeigt die jährliche Statistik. Ausländerinnen und Ausländer sind rund viermal häufiger betroffen als Schweizer. Gegenüber 2019 ist 2020 die Quote der ausländischen Frauen in der Sozialhilfe gesunken: von 5 Prozent auf 4,8.

Sie liegt allerdings immer noch höher als jene ausländischer Männer (4,1 Prozent) und von Schweizerinnen und Schweizern (je 1,2 Prozent). Absolut waren von den 13782 Sozialhilfebeziehenden je gut 3000 Schweizerinnen und Schweizer, 3795 Ausländer und 3856 Ausländerinnen.

Quote bei Menschen aus afrikanischen Ländern steigt

Verschiebungen gab es in den letzten Jahren bei der Herkunft der ausländischen Sozialhilfeempfänger. Noch vor zehn Jahren stammten drei Viertel von ihnen aus Nicht-EU-europäischen Ländern (inklusive der Türkei). 2020 sind das noch knapp die Hälfte (27,86 Prozent).

Die Zahl der Beziehenden aus afrikanischen Ländern ist gleichzeitig auf 27,21 Prozent gestiegen. Aus den EU/Efta-Staaten stammten 27,1 Prozent.

Fast ein Drittel Kinder und Jugendliche

Die grösste Altersgruppe der Sozialhilfebeziehenden sind mit fast einem Drittel Kinder und Jugendliche. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in dieser Alterskategorie aber auch mit 0,3 Prozent den stärksten Rückgang. Am tiefsten ist die Quote bei den 46- bis 64-Jährigen.